Christoph Walser (links)
Christoph Walser (links) tritt zurück
Christoph Walser (links) tritt zurück
Wko

Innsbruck/Thaur – Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) hat Freitagnachmittag seinen Rücktritt bekanntgegeben. Er selbst sprach in einer Erklärung von "persönlichen Gründen" und räumte gleichzeitig ein, dass er seiner "Rolle und Verantwortung als Unternehmer nicht immer den nötigen Platz eingeräumt" habe. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Innsbruck gegenüber der APA erklärte, läuft gegen Walser ein Ermittlungsverfahren wegen Finanzstrafdelikten.

Nähere Details zu Ausgangspunkt und Stand des Ermittlungsverfahrens bzw. zu den konkreten Vorwürfen wollte die Sprecherin mit Verweis auf die entsprechenden Vorschriften nicht bekanntgeben. Walser leitet neben seiner Tätigkeit als Tiroler Wirtschaftskammerpräsident und Bürgermeister der Gemeinde Thaur ein Transportunternehmen. Laut eigenen Angaben sind dort rund 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Keine Stellungnahme

Der 48-Jährige selbst wollte auf APA-Anfrage zum laufenden Verfahren gegen ihn keine Stellungnahme abgeben. Dies gelte auch für die Zukunft, hielt er fest. Zum Schutz seiner Person und seiner Familie sei diese Entscheidung "die einzig richtige und notwendig, um der anstehenden Aufgabe professionell und verantwortungsbewusst zu begegnen." "Die Aufarbeitung dieser Situation verlangt jetzt alle Kraft und Konzentration", meinte er nur. Walser gab darüber hinaus bekannt, auch sein Bürgermeisteramt, seine Funktionen im Tiroler Wirtschaftsbund sowie sein Amt als Präsident des Tiroler Tennisverbandes niederzulegen.

"Die fünf Jahre meiner Zeit als Wirtschaftskammerpräsident waren geprägt von Krisen und kurzen Hoffnungsschimmern", blickte Walser zurück. Diese Jahre hätten ihm "sehr viel abverlangt" und "ihre Spuren hinterlassen". Viel Raum gab Walser in seiner persönlichen Erklärung dem Dank an sein Team in der Wirtschaftskammer. Besonders hob er dabei Wirtschaftsbundobmann Abg. Franz Hörl (ÖVP) hervor: "Er wird als Fraktionsführer dafür Sorge tragen, dass in der Wirtschaftskammer kein Vakuum entsteht und die Interessenvertretung reibungslos weiter funktioniert."

Hörl kündigte an, dass er nun die "obersten Gremien in der Wirtschaftskammer und des Wirtschaftsbundes" einberufen werde. Der Rücktritt Walsers - auch als Landesobmann-Stellvertreter im ÖVP-Wirtschaftsbund - sei "eine höchst persönliche Entscheidung und daher zu respektieren." Er bedankte sich bei Walser für seinen "leidenschaftlichen Einsatz": "Diese auch vom Corona geprägte Zeit war für die Wirtschaft enorm herausfordernd und gerade hier hat Walser einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung geleistet."

Nachfolge unklar

Wer Walser nachfolgt, war noch nicht ganz klar. Die Entscheidung dürfte bereits am Samstag bekanntgegeben werden. Anfang kommender Woche soll es dann eine medienöffentliche Präsentation geben. Als klare Favoritin galt APA-Informationen zufolge ÖVP-EU-Abgeordnete Barbara Thaler. Aber auch Landtagsabgeordnete Katrin Brugger wurde gehandelt.

Walser selbst wollte nun den "klaren Fokus auf die nun notwendigen nächsten Schritte" legen: "Schritte, die mich und mein unmittelbares Lebensumfeld betreffen. Daher bitte ich auch um Verständnis für diese Entscheidung, die für mich eine schwierige, aber umso wichtigere ist."

Mit dem Rücktritt Walsers endete - zumindest vorzeitig - eine Politikkarriere, die hoffnungsfroh begann und stets auch Anlass für Karrierespekulationen bot. Der 48-jährige Transportunternehmer war Ende 2018 zum Nachfolger des langjährigen Präsidenten und ÖVP-Urgesteins Jürgen Bodenseer gewählt worden. Und der öffentlichkeitsbewusste Walser trachtete ab diesem Moment stets danach, auch medial entsprechenden Niederschlag zu finden. Sei es, als er dem damaligen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ans Herz legte, aus angeblichen Überforderungsgründen doch die Tourismusagenden abzugeben oder als er Platter im APA-Interview zum Bundespräsidentschaftskandidaten "hochloben" wollte. In der Corona-Zeit, als Tirol lange unter medialem Dauerfeuer stand, fiel Walser zudem auch immer wieder mit markigen Sprüchen Richtung Wien auf.

Trotz oder vielleicht auch wegen all dem und auch aufgrund seiner Leutseligkeit und Tatkraft, galt er durchaus lange als eine Zukunftshoffnung der Landes-ÖVP. Und er selbst machte auch nur sehr versteckt einen Hehl daraus, dass er sich durchaus auch im Amt des Landeshauptmannes vorstellen konnte. Letztlich kam Walser aber nicht zum Zug, Platter "hievte" den nunmehrigen Landeschef Anton Mattle in die Nachfolgerposition. Walser ging leer aus und befand sich seit der Landtagswahl 2022 doch ein wenig im politischen Abseits. (APA, 10.11.2023)