Israel Hamas Angriff
7.10.2023: Ein israelischer Kameramann ließ sich das Datum des Angriffs auf Israel durch die Hamas auf den Unterarm tätowieren.
AFP/JACK GUEZ

Pro: Pogrome sichtbar machen

Natürlich sind nicht alle Fotos, ist nicht jedes grauenhafte Video vom Krieg geeignet, einem Massenpublikum gezeigt zu werden. Schon gar nicht sollte das ohne Vorwarnung und genaue Einordnung des Kontexts der Bilder geschehen. Dazu gibt es in zivilisierten Ländern klare Regeln. Grundrechtscharta und Mediengesetze setzen Grenzen. Jeder Mensch hat – über den Tod hinaus – das Recht auf Würde, auf Schutz der Intimsphäre. Speziell Kinder.

Aber es darf kein absolutes Bilderverbot geben. Das Pogrom, das Hamas-Kämpfer am 7. Oktober ausführten, gehört zu den Fällen, die nach Dokumentation schreien: 1600 Menschen in Israel wurden gefoltert, verschleppt, massakriert, verbrannt.

Im ersten Schock über das Grauen der Hinrichtungen war Israels Armee mit Informationen zurückhaltend, auch aus Rücksicht auf die Familien von Ermordeten und Geiseln. Die Macht der Bilder wurde den palästinensischen Mördern überlassen, die ihre selbstgedrehten Videos ins Netz stellten. Erst nach und nach wurde das ganze Ausmaß des Massakers bekannt, als Journalisten zu Tatorten und Leichencontainern geführt wurden. Wie bei allen Pogromen in der Geschichte gilt auch bei Hamas: Die Menschen haben das Recht, bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit informiert zu werden, nicht wegzuschauen. Kein Raum für das Leugnen des Ungeheuerlichen! Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Dazu gehören fachlich aufbereitete Bilder, die schwer erträglich sind. (Thomas Mayer, 2.11.2023)

Kontra: Unzumutbare Bilder

Das Gemetzel der Hamas an israelischen Familien, Uniformierten, Musikfans, Greisinnen und Kindern ist auch fast vier Wochen danach unfassbar. Unbeschreiblich ist es aber nicht. Jeder, der wissen will, wie brutal die Terroristen gewütet haben, findet in den Medien detaillierte Berichte der israelischen Ersthelfer, die an den Tatorten die Leichname der Massakrierten zu Gesicht bekommen haben. Selbst hartgesottene Militärs brauchen nun psychologische Unterstützung, um das Gesehene zu verarbeiten. Ungeschulten Leserinnen und Lesern hingegen können Bilder entstellter Leichen schlicht nicht zugemutet werden.

Denn schon die Berichte reichen aus, um bei vielen Menschen auch hier, im sicheren Österreich, Angst- und Wutgefühle auszulösen, die sie nur schwer in sinnvolle Bahnen lenken können. Dazu braucht es nicht auch noch Bilder, die das Grauen quasi live und in Farbe – und womöglich auch auf Kosten der Opfer und ihrer Angehörigen – vor Augen führen. Zu groß ist die Gefahr des Abstumpfens auch unter Wohlmeinenden, die empathisch gegenüber den Opfern der Hamas fühlen.

Andere, für die Medien ohnehin nur Lügen verbreiten und Israel im Zweifel sowieso selbst schuld ist, werden die Bilder von dem antisemitischen Pogrom, so unerträglich sie auch sein mögen, im Zeitalter von Fake News und KI auch nicht bekehren. Wer es nicht glauben will, traut auch keinen Bildern. (Florian Niederndorfer, 2.11.2023)