Katzen müssen sich nicht sonderlich anstrengen, um von Menschen gemocht zu werden. Sie sind die mit Abstand beliebtesten Haustiere – auch in Österreich, wo mehr als zwei Millionen Samtpfoten in Wohngemeinschaften mit Zweibeinern leben. Auch wenn sich Katzenmenschen manchmal wie unterworfene Dosenöffner fühlen, sind die Vorteile eines Lebens mit den Tieren gut dokumentiert: Katzen (und andere Haustiere) können gegen Einsamkeit und Stress helfen, zur psychischen Gesundheit beitragen und das Immunsystem stärken.

Letzteres kann bei Menschen mit Katzenkontakt allerdings stark überreagieren, Katzenhaare gehören zu den häufigsten Auslösern von Allergien – wobei genaugenommen nicht die Haare selbst allergen sind, sondern Proteine aus Haut und Speichel der Tiere, die ihnen anhaften. Wer mit Katzen lebt, entkommt ihren Haaren jedenfalls nicht, prinzipiell verlieren alle Samtpfoten Fell (selbst die als Qualzucht geltenden Nacktkatzen sind meist nicht vollkommen haarlos). Dass die verlorenen Härchen der Lieblinge an allen möglichen und unmöglichen Stellen auftauchen, brachte nun ein Forschungsteam der University of Leicester auf eine Idee: Könnten Katzenhaare dabei helfen, Kriminalfälle zu lösen?

Grumpy cat, grantige Katze
Könnten Katzenhaare an Tatorten dabei helfen, Verdächtige zu überführen? Forschende haben nun eine Analysemethode vorgestellt, mit der sich mehr Informationen aus einem einzelnen Härchen gewinnen lassen.
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Haare am Tatort

Tierhaare sind an vielen Tatorten zu finden. Selbst wenn Täter darauf achten, keine eigenen DNA-Spuren zu hinterlassen, könnten einzelne Härchen ihrer tierischen Mitbewohner etwa über Schuhe, Kleidung oder Gegenstände an den Ort eines Verbrechens gelangen. Ließe sich das Haar einem bestimmten Tier eindeutig zuordnen, könnten Verdächtige vielleicht mithilfe ihrer Stubentiger überführt werden. In ihrer Studie im Fachblatt "Forensic Science International: Genetics" legen Emily Patterson und ihre Kollegen eine verbesserte Methode vor, mit der ein Maximum an DNA-Informationen aus einem einzelnen Katzenhaar gewonnen werden kann.

Denn ganz so einfach ist die Sache nicht, wie Patterson erklärt: "Den Haaren, die eine Katze verliert, fehlt die Haarwurzel, weshalb sie nur sehr wenig verwertbare DNA enthalten. In der Praxis können wir nur die mitochondriale DNA analysieren, die von Müttern an ihre Nachkommen weitergegeben wird und die mütterlicherseits verwandte Katzen gemeinsam haben."

Das bedeutet, dass sich eine Katze mittels Haar-DNA nicht eindeutig individuell identifizieren lässt. Den Forschenden um Patterson ist es nun aber immerhin gelungen, die Analysemethode deutlich zu verbessern, um mehr DNA-Informationen zu gewinnen: Auf diese Weise lässt sich die Sequenz der gesamten mitochondrialen DNA bestimmen, wodurch die Unterscheidungsfähigkeit etwa zehnmal höher ist als bei bisherigen Techniken, die nur ein kurzes Fragment untersuchten.

Forensische Ergänzung

"In einem früheren Mordfall haben wir noch die alte Technik angewandt, hatten aber das Glück, dass die Katze des Verdächtigen eine ungewöhnliche mitochondriale Variante aufwies", sagte Jon Wetton, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. "Mit unserem neuen Ansatz hat jedoch praktisch jede Katze einen seltenen DNA-Typ, sodass der Test mit ziemlicher Sicherheit aussagekräftig sein wird, wenn Haare gefunden werden."

Tierhaaranalysen könnten dank der Omnipräsenz von Haustieren generell eine wichtige forensische Ergänzung in der Kriminalistik sein, schreiben die Forschenden. Der Ansatz könnte auch bei anderen Tierarten angewendet werden, insbesondere bei Hunden. Katzen dürften aber weiterhin eine Sonderrolle einnehmen – als beliebteste Haustiere sind sie wohl auch die wichtigsten tierischen Helfer dabei, haarige Fälle zu lösen. (dare, 2.11.2023)