Demis Hassabis, Chef von Googles KI-Abteilung Deepmind.
Demis Hassabis, der Chef von Googles KI-Abteilung, betont vor einem internationalen Gipfeltreffen zur KI-Sicherheit die Dringlichkeit des Problems.
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Die Welt muss die Risiken der künstlichen Intelligenz genauso ernst nehmen wie die Klimakrise und kann es sich nicht leisten, ihre Reaktion zu verzögern, warnt Demis Hassabis. Der britische Chef der KI-Abteilung von Google sagt anlässlich der Vorbereitungen der britischen Regierung auf ein Gipfeltreffen zum Thema KI-Sicherheit, dass die Aufsicht über die Branche von einem Gremium übernommen werden könnte, das dem Weltklimarat IPCC ähnelt.

Hassabis betonte im Gespräch mit der Zeitung "The Guardian" auch die Dringlichkeit des Problems: Die Welt müsse sofort handeln, um die Risiken der Technologie in den Griff zu bekommen. "Wir müssen die Risiken der KI genauso ernst nehmen wie andere große globale Herausforderungen, etwa den Klimawandel", sagte er. "Die internationale Gemeinschaft hat zu lange gebraucht, um eine wirksame globale Antwort auf dieses Problem zu koordinieren. Die gleiche Verzögerung können wir uns bei der KI nicht leisten."

Gremien wie der IPCC oder die IAEA

Hassabis, dessen Firma Deepmind unter anderem das revolutionäre Programm Alphafold zur Darstellung von Proteinstrukturen entwickelt hat, hält KI einerseits für "eine der wichtigsten und nützlichsten Technologien, die je erfunden wurden". Andererseits sei ein System der Aufsicht erforderlich: "Ich denke, wir müssen mit etwas Ähnlichem wie dem IPCC beginnen, bei dem es sich um ein Wissenschafts- und Forschungsabkommen mit Berichten handelt, und dann darauf aufbauen."

In weiterer Folge sei für die KI eine Art Äquivalent zur Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) wünschenswert. Diese Einrichtung der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Wien setzt sich für die sichere und friedliche Nutzung der Nukleartechnologie ein, um durch Inspektionen die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Zugleich betonte Hassabis, dass keine dieser regulatorischen Analogien aus anderen Bereichen eins zu eins auf die KI anwendbar sei, obwohl "wertvolle Lehren" aus bestehenden Institutionen gezogen werden könnten.

Bereits vergangene Woche forderten Eric Schmidt, der ehemalige Google-Chef, und Mustafa Suleyman, der Mitbegründer von Deepmind, die Einrichtung eines IPCC-ähnlichen Gremiums für KI. Obwohl britische Beamte einen solchen Schritt unterstützen, wird vermutet, dass sie der Meinung sind, dass die Einrichtung eines solchen Gremiums unter der Schirmherrschaft der Uno erfolgen sollte.

Gipfeltreffen nächste Woche

Das Gipfeltreffen zur KI-Sicherheit wird am 1. und 2. November in Bletchley Park stattfinden, dem Stützpunkt der Codeknacker des Zweiten Weltkriegs, zu denen auch Alan Turing gehörte. Die Teilnehmenden werden sich auf die Bedrohung durch fortschrittliche KI-Systeme konzentrieren, die dazu missbraucht werden könnten, Biowaffen zu entwickeln, Cyberangriffe durchzuführen oder sich der menschlichen Kontrolle zu entziehen. Hassabis wird neben den Chefs führender KI-Firmen wie OpenAI, des in San Francisco ansässigen Entwicklers von ChatGPT, einer der Teilnehmer sein. (tasch, 29.10.2023)