Xgimi Horizon Ultra
Deutlich höher als andere Beamer, und überhaupt in einem etwas eigenwilligen Design: der Xgimi Horizon Ultra.
Xgimi

Ein Beamer hat gegenüber einem Fernseher diverse Vorteile, ist er doch unter anderem deutlich platzsparender, wie wir vor wenigen Monaten in der "Personal Tech-"-Kolumne festgehalten haben. Auf der anderen Seite sind TVs den Projektoren in diversen technischen Punkten überlegen, vor allem in der Auflösung: Während 4K bei modernen TV-Geräten längst Standard ist, findet man Beamer mit Ultra-HD-Auflösung erst ab einem Preis von rund 5.000 Euro. Der Hersteller Xgimi will diese Lücke nun mit dem Horizon Ultra schließen: Die unverbindliche Preisempfehlung für den 4K-Langdistanz-Projektor mit Dolby Vision liegt bei 1.899 Euro.

DER STANDARD hat den Horizon Ultra getestet. Überzeugen kann das Gerät bei der Bildqualität, das etwas eigenwillige Design ist Geschmackssache, bei der Software gibt es noch viel Luft nach oben.

Design und Anschlüsse

In der Verpackung des Horizon Ultra befinden sich der Beamer per se, ein recht klobiges Stromkabel und eine Fernbedienung. Das Design des Beamers soll vermutlich eine Aura von Luxus vermitteln, ob dabei jedoch die Grenze zum Kitsch überschritten wird, darüber lässt sich vermutlich gut streiten: Der Korpus unseres Testgeräts ist farblich in einem hellen Ocker gehalten, die abgerundeten Kanten präsentieren sich ebenso in Gold wie Schriftzüge von "Xgimi" und "Sound by Harman/Kardon".

Xgimi Horizon Ultra
Das Stromkabel des Xgimi Horizon Ultra könnte durchaus schlanker sein.
Der Standard/Stefan Mey

Der Lautsprecher zieht sich über die gesamte Horizontale der unteren Frontseite und imitiert ebenfalls die Farbe eines begehrten Edelmetalls. Darüber befindet sich eine Abdeckung aus Stoff-Imitat, ebenfalls in besagtem, hellen Ocker. Diese Abdeckung schützt die Linse, sie öffnet sich beim Einschalten und schließt sich beim Ausschalten – was mehr als ein nettes Gimmick ist: Auf diese Weise wird die Linse besser vor Verschmutzung und Staub geschützt.

Zufrieden kann auf jeden Fall sein, wer auf die Rückseite des Horizon Ultra blickt. Denn hier befindet sich nicht nur der Lüfter – was ebenfalls praktisch ist: Viele andere Beamer neigen durch seitlich angebrachte Lüfter dazu, ungefragt die Rolle einer Gesichtsheizung für daneben sitzende Personen einzunehmen –, sondern auch eine Vielzahl an Anschlüssen: Mit LAN, zwei Mal USB 2.0, zwei HDMI-Anschlüssen – davon einer mit eARC –, Optical Audio und 3,5 mm-Audioklinke sind eigentlich keine Wünsche offen. Zwar kann man mit den zwei HDMI-Anschlüssen schnell an seine Grenzen geraten, doch das lässt sich auf Wunsch mit einem Adapter erweitern. Wer die Fernbedienung nicht findet, der kann auch den Einschaltknopf auf der Rückseite verwenden.

Xgimi Horizon Ultra Fernbedienung
Ohne Tasten für Streamingdienste: die Fernbedienung.
Der Standard/Stefan Mey

Die Fernbedienung ist in einer Mischung aus mattem Schwarz und goldfarbenen Metall gehalten. Sie liegt zwar generell gut in der Hand, gerade das Metall an der Rückseite kann sich aber unangenehm kalt anfühlen. Beim Ertasten der Knöpfe wirken diese nicht ganz fest verankert und wackeln beim Drücken, was ein wenig nach billiger Verarbeitung aussieht. Die sonst zuletzt bei TV-Herstellern immer wieder integrierten Tasten zum direkten Auswählen bestimmter Streamingdienste finden sich hier nicht, die vorhandenen Tasten dienen der Navigation durch die Software sowie dem Ändern der Lautstärke. Außerdem gibt es eine Taste zum Aktivieren des Google Assistant.

Android TV ohne Netflix

Denn als Betriebssystem ist auf dem Xgimi Horizon Ultra Adroid TV 11 installiert, und dieses bietet in puncto Erscheinungsbild und Funktionalitäten diverse Parallelen zum Android-Betriebssystem, das viele Menschen von ihren Smartphones kennen.

Xgimi Horizon Ultra
Beim Ausschalten schiebt sich eine Abdeckung über die Linse.
Der Standard/Stefan Mey

So sind diverse Apps bereits vorinstalliert, andere können über den Google Play-Store heruntergeladen werden. Auffällig dabei: Zwar gibt es die TED-Talks-App, VLC, Kodi und Plex ebenso wie Apps für beliebte Streamingdienste wie Dazn, Disney Plus, Apple TV, Spotify und Amazon Prime, jedoch keine App für Netflix. Das liegt daran, dass Netflix jedes Gerät separat zertifiziert und sich der Xgimi Horizon Ultra wohl nicht dafür angeboten hat – das ist für Konsumenten entsprechend ärgerlich, weil sie dann erst recht über eine Konsole oder ein anderes externes Gerät streamen müssen.

Die Netflix-Abstinenz ist übrigens derart hartnäckig, dass diese auch nicht mit dem integrierten Chromecast umgangen werden kann: In der Netflix-App erscheint der Beamer nicht unter den verfügbaren Geräten, überträgt man den gesamten Smartphone-Bildschirm auf den Beamer, so wird von einer Netflix-Serie nur der Ton und nicht das Bild übertragen.

Xgimi Horizon Ultra neben einem Epson-Beamer
Größenvergleich: Der Xgimi Horizon Ultra ist deutlich höher als ein herkömmlicher Beamer.
Der Standard/Stefan Mey

Bei anderen Diensten funktionierte die Chromecast-Funktion deutlich besser. Auf dem Smartphone gespeicherte Videos konnten farbgetreu und ruckelfrei auf den Beamer übertragen werden, auch Videos von Facebook konnten problemlos abgespielt werden. Zu seltsamen Bildstörungen kam es bei der Übertragung von alten "Donald Duck"-Folgen im 4:3-Format von Disney Plus, hier wurde das Bild zuerst in mehrere kleine Fenster aufgeteilt, bevor sich die Übertragung komplett aufhängte. Aber andererseits: für Disney Plus hat der Beamer ja eine eigene App, und die funktioniert nahezu problemlos.

Anschlüsse Xgimi Horizon Ultra
Die Anschlüsse lassen wenig Wünsche offen. Einzig ein bis zwei zusätzliche HDMI-Ports wären nett.
Der Standard/Stefan Mey

"Nahezu" muss leider auch gesagt werden, weil das System insgesamt recht langsam reagiert, dies zeigt sich vor allem in den ersten paar Minuten nach dem Starten oder nach dem Aufwecken aus dem Bildschirmschoner-Modus – und kann sich in panisch schreienden Kleinkindern manifestieren, wenn Papa "The Mandalorian" nicht abbrechen kann, sie aber eigentlich mit "Prinzessin Lillifee" gerechnet hatten.

Nicht zu viel erwarten darf man sich schließlich vom Google Assistant. Denn zwar lassen sich einzelne Apps auf Sprachbefehl starten, was aufgrund des nicht immer ganz intuitiv aufgebauten Startscreens eine brauchbare Lösung darstellt, darüber hinaus gibt es aber wenige Anwendungsgebiete. So lassen sich diverse Smart Home-Funktionen damit nicht steuern, auch wenn der Beamer im gleichen Netzwerk hängt wie die anderen Geräte. Schade, denn gerade die Sprachsteuerung smarter Lampen im Fernsehzimmer würde hier freilich Sinn machen.

Automatische Ausrichtung

Praktisch, aber definitiv noch nicht ganz am Ende seiner Entwicklung angekommen ist die automatische Ausrichtung des Bilds an die Wand, auf die es projiziert wird, also automatisches Keystoning. Verschiebt man den Beamer und trifft das Bild schief auf die Projektionsfläche, so wird dieses automatisch neu ausgerichtet, so dass es nicht verzerrt wird. Das ist praktisch, wenn man im gleichen Haushalt mit Kindern, tollpatschigen Haustieren und anderen Lebewesen lebt, die den Beamer gerne mal verrücken.

Xgimi Auto Keystone
Eine Extremsituation, die in der Praxis so wohl nicht vorkommt: Auch auf ein Meter Distanz und sehr schief projiziert liefert der Horizon Ultra ein unverzerrtes Bild.
Der Standard/Stefan Mey

Ebenfalls nützlich in dieser Hinsicht: Auch die Bildschärfe kann vom Beamer automatisch eingestellt werden, und zwar bei Bedarf auch bei jedem Neustart des Geräts. Nicht erkannt wird hingegen, wenn der Beamer nicht ganz gerade steht – bei unserem Test verlief die Bildkante nicht exakt parallel zur Kante der Wand –, und auch die Bildgröße muss nach wie vor händisch eingestellt werden. Und zwar jedes Mal, nachdem der Beamer verschoben und automatisches Keystoning stattgefunden hat. Nicht selten fanden sich im Testzeitraum die oberen zehn Prozent des Bilds an der Zimmerdecke anstatt an der dafür vorgesehenen Wand.

Bildqualität

Eben die bereits genannte automatische Bildverbesserung ist aber auch mit ein Grund dafür, dass die versprochene Bildqualität auch an der Leinwand ankommt – immerhin gilt es bei Beamern im Gegensatz zu Fernsehern auch, Qualitätsverluste auf dem Weg zwischen Gerät und Wand zu vermeiden. Generell, das lässt sich auch der Perspektive eines jahrelangen Full-HD-Beamer-Nutzers sagen, ist der 4K-Qualitätsunterschied klar sichtbar.

Ausgestattet ist der Horizon Ultra mit Laser-LED-Dual-Light-Technologie, also einem Hybridsystem aus Laser- und LED-Licht. Damit will man "ein kontinuierliches, natürliches Spektrum mit einem ultraweiten Farbraum, ultrahoher Helligkeit und ultrapräziser Farbmetrik zu erzeugen", wie es in der Presseaussendung heißt.

Xgimi Bildgröße
Wird die Bildgröße nicht manuell geändert, so kann rasch mal ein Teil des Bildes an der Decke landen.
Der Standard/Stefan Mey

Mit der Intelligent Screen Adaption-Technologie 3.0 soll der Beamer das Bild an Beleuchtung und die restliche Umgebung anpassen, dies geschieht softwareseitig ebenso wie über eine dynamische Blende, die Helligkeit und Kontrast an die Umgebung anpassen soll.

Übrigens: mit an Bord ist auch ein "Augenschutz", mit dem erkannt wird, wenn sich jemand vor der Linse befindet, und der Beamer sich automatisch abdunkelt. Im Test war dies teils etwas lästig, aber besser für die Augen ist es wohl allemal.

Helligkeit: 2.300 Lumen

Die Helligkeit liegt bei 2.300 Lumen, was einer Steigerung von 77 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell, dem Horizon Pro, entspricht. Tatsächlich kommen im Test auch Kontraste und Schwarzwerte gut zur Geltung – allerdings, und das ist bei Beamern nun mal immer der Knackpunkt, nur solange der Raum abgedunkelt oder das Licht gedämmt ist.

Schalteten wir das Licht im Zimmer auf die maximale Helligkeit – am Sitzplatz haben wir an diesem Punkt 100 Lux gemessen –, war das Bild bereits deutlich ausgebleicht. Bei gedämpften Umgebungslicht (40 Lux) war das Bild akzeptabel, bei ausgeschaltetem Licht mit bewölktem Himmel (20 Lux) wurde die gewünschte Qualität erreicht.

Fazit: Vergleichsweise günstig, aber mit Macken

Freilich sind 1.900 Euro auch kein Betrag, den man mal einfach so aus der Tasche zieht. Reizvoll ist der Preis aber trotzdem, wenn man einen Blick auf die Konkurrenz anderer 4K-Beamer wirft, welche für Privatpersonen preislich alles andere als attraktiv sind. Und in puncto Bildqualität kann der Beamer überzeugen.

Auto-Keystoning und das automatische Fokussieren sind Funktionen, die in die richtige Richtung gehen und die Gerätekategorie der Beamer in Zukunft attraktiver machen. Und die Software hat zwar ihre Macken, doch wer sie nicht verwenden möchte, der muss auch nicht: Es können ja jederzeit externe Geräte angeschlossen werden, über die man auch problemlos Netflix schauen kann. (Stefan Mey, 19.10.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Der Horizon Ultra wurde dem STANDARD zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.