Rücken einer Frau, die ein gelbes Oberteil nach oben zieht, auf ihrer Haut sind rote Pusteln
Bettwanzen sind zwar nicht gefährlich, ihre Bekämpfung ist aber langwierig. Auf der Haut hinterlassen sie oft kleine Quaddeln. Bei manchen, die besonders empfindlich auf die Bisse reagieren, können sich auch großflächige Ausschläge bilden.
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In Frankreich ist das große Krabbeln ausgebrochen. In U-Bahnen, Hotels, Airbnbs oder Privatwohnungen – die Aufregung um die Verbreitung der Bettwanze ist groß, DER STANDARD berichtete hier. Auch in Österreich sind die Blutsauger verbreitet. "Die Zahlen sind hierzulande aber relativ konstant", berichtet die Schädlingsbekämpferin Marianne Jäger. "Es gibt mal mehr, mal weniger Befall, je nachdem wie stark die Reiseaktivität gerade ist. Das hat immer mit dem Tourismus zu tun", erklärt sie. Denn Bettwanzen werden häufig in Koffern oder Kleidung aus Hotels oder über Züge mit Schlafwaggons verschleppt.

Das Problem dabei: Die Ausbreitung bleibt oft relativ lange unbemerkt. "Nachdem eine Wanze Blut saugt, zieht sie sich für die Verdauung zurück. Das kann, je nach Alter der Wanze und Umgebungstemperatur, wenige Tage bis zu zwei Wochen dauern", erklärt Jäger.

Auch die Hautreaktion – die Flecken nach einem Wanzenbiss oder der Juckreiz – entwickelt sich erst ein paar Tage nach dem Biss. Ein Befall bleibt deshalb oft erst einmal unbemerkt. Im schlimmsten Fall hat sich die Wanze dann schon vermehrt. Es genügt nämlich, wenn ein weibliches Tier mit in die eigenen vier Wände kommt. Ein einzelnes Weibchen kann Eier für bis zu 300 Nachkommen in sich tragen.

Video: Ein Experte erläutert, was es mit der angeblichen Bettwanzen-Invasion in Paris auf sich hat.
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Weibchen flüchten vor Männchen

Und noch ein Aspekt ist verantwortlich für die rasche Ausbreitung der Schädlinge: "Die weibliche Bettwanze wird vom Männchen relativ brutal befruchtet", erklärt Jäger. Das bedeutet vereinfacht gesagt: Das Männchen schleicht sich an und durchbohrt dann mit seinem Stachel die Bauchdecke des Weibchens. "Das findet das Weibchen natürlich überhaupt nicht lustig, manche sterben sogar an diesem brutalen Akt. Aber die, die überleben, flüchten aus ihrem Spalt oder ihrer Fuge, wo sie bislang untergekommen sind, und suchen sich ein neues Zuhause."

Die Weibchen laufen dann über Außenmauern oder schlupfen durch jeden noch so kleinen Spalt in umliegende Räume. Das geht ziemlich schnell: Pro Minute krabbelt der Schädling etwa 25 Zentimeter weit. Innerhalb von zehn Minuten etwa könnte die Wanze also schon im nächsten Raum oder über die Außenmauer in der benachbarten Wohnung angelangt sein.

Keine mangelnde Hygiene

Die rötlich-braunen Insekten ähneln mit ihrem ovalen Körper und den sechs Beinen einem kleinen Käfer, etwa so groß wie die Kerne eines Apfels. Weil sie sich tagsüber in Ritzen, Fugen und Spalten verstecken, ist es bei Verdacht auf einen Befall wichtig, auf ihre Spuren zu achten. Häufig hinterlassen sie auf dem Bettzeug oder dem Leintuch kleine bräunliche, nah beieinander liegende Pünktchen, das ist ihr Kot. "Weil die Bettwanzen immer mehr Blut saufen, als sie verdauen können, scheiden sie schon auf dem Heimweg von ihrer Mahlzeit Blutkot aus", erklärt die Schädlingsbekämpferin. Der Kot wird flüssig ausgeschieden und trocknet anschließend zu kleinen Krümeln, die ähnlich wie Kaffeesatz aussehen.

Bettwanzen haben übrigens nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Auch Krankheiten können sie nicht übertragen. "Aber ihre Bisse sind trotzdem kein Honigschlecken", sagt Jäger. Denn die hinterlassen auf der Haut oft kleine, leicht angeschwollene Quaddeln. Bei manchen Personen, die besonders empfindlich auf die Bisse reagieren, können sich auch großflächige Ausschläge mit Entzündungen, Bläschen oder Knötchen bilden.

Typisch für Bettwanzen-Bisse sind mehrere Flecken in einer Reihe oder um eine Stelle herum. Wenn die Wanzen beim ersten Mal zubeißen nämlich nicht auf Blut treffen, probieren sie es direkt daneben weiter. Häufig treten die stark juckenden Flecken auch an jenen Körperstellen auf, die nicht ganz von der Bettdecke bedeckt werden, etwa Arme, Schultern, Hals oder Füße.

Psychische Belastung

Sind Bettwanzen in der Wohnung, ist das für die Bewohnerinnen und Bewohnern häufig auch eine psychische Belastung. Aber so gerne man aus dem Schlafzimmer auch flüchten würde, während der Bekämpfung der Bettwanzen sollten die Bewohnerinnen und Bewohner unbedingt zu Hause bleiben. "Wenn sich niemand in dem Raum aufhält, der für die Wanze eine Blutmahlzeit bereitstellen könnte, kommen die Tiere nicht aus ihren Verstecken heraus", erklärt Jäger. Manche ihrer Auftraggeber oder Auftraggeberinnen würden Dinge sagen wie "Kein Stress, Sie können sich Zeit lassen, ich ziehe jetzt eh erst mal drei Wochen zu einer Bekannten", aber Wanzen kommen ohne Wirt nicht aus ihren Verstecken heraus. Bettwanzen sind nämlich wahre Überlebenskünstler, sie kommen bis zu einem Jahr ohne Mahlzeit – also Blut – aus.

Nur wenn man ins Bett geht, sich auf den Fernsehsessel setzt oder wenn es sich der Hund auf seinem Platzi gemütlich macht, gehen die Wanzen auf die Suche. Denn auch Tiere können ein Wirt für Wanzen sein: "Es ist ein Irrglaube, dass Bettwanzen nur auf Menschen gehen. Die gehen auf alle anderen Lebewesen auch, etwa Hunde, Meerschweinchen oder Fledermäuse, Hauptsache, Blut", sagt die Expertin.

Gründlich bekämpfen

Selbst wenn man sehr viel saugt und putzt, sind die Erfolgschancen gering. "Auf eigene Faust bekommt man die Bettwanzen fast nicht los", sagt Jäger und rät zum Einsatz von Profis. Die arbeiten dann mit unterschiedlichen Techniken und Wirkstoffen: "Man kann etwa spritzen oder mit Heißluft arbeiten, indem Wohnungen oder Räume aufgeheizt werden. Es kommt immer darauf an, wie groß der Befall ist", sagt Jäger. Ein Einsatz für beispielsweise ein Schlafzimmer kostet zwischen 600 und 1000 Euro. Das Entscheidende für eine erfolgreiche Bekämpfung sind nicht der Wirkstoff oder die Technik, sagt die Expertin, sondern wie gründlich die Profis arbeiten: "Das Bett muss zerlegt werden, Sesselleisten abgeschraubt, Tapetenabschlüsse gründlich bearbeitet, und, und, und. Man muss überspitzt gesagt mit dem Zahnbürstel arbeiten."

Ein neuer Ansatz in der Schädlingsbekämpfung sind Wanzenspürhunde. In Schweden und Australien sind die Vierbeiner schon häufig im Einsatz im Kampf gegen Bettwanzen, in Österreich gibt es erst ein paar wenige Wanzenspürhunde. "Das Training ist sehr intensiv, sowohl der Hund als auch der Halter oder die Halterin müssen sich lange Zeit nehmen für die Ausbildung", berichtet Jäger – und schmiedet Zukunftspläne: "Wenn ich einmal in Pension bin, trainier ich mir so einen Hund an." (Magdalena Pötsch, 6.10.2023)