Reinhold Bindner schüttelt Johannes Collini die Hand
Chefverhandler Reinhold Binder und der Arbeitgeber-Verhandler der Metalltechnischen Industrie, Johannes Collini, nach der Forderungsübergabe für die Metaller-KV-Verhandlungen am Montag.
APA/ROBERT JAEGER

Wien – Am Montag um elf Uhr übergeben die Gewerkschaften GPA und Pro-Ge ihre Lohn- und Gehaltsforderungen für das kommende Jahr an die Arbeitgeber der metalltechnischen Industrie. Verhandlungsbasis für den Start der Herbstlohnrunde ist die Inflation der vergangenen zwölf Monate von 9,6 Prozent. Der Metallergewerkschafter Reinhold Binder verkündete bei einer Pressekonferenz am Montag die Forderung der Gewerkschaften nach 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Im Vorjahr lag die Inflation bei 6,4 Prozent, die Lohnforderung betrug 10,6 Prozent, geeinigt hat man sich schließlich auf ein Plus von 7,4 Prozent. Die Arbeitgeber zeigten sich heute leicht erstaunt, sie hatten mit höheren Forderungen der Gewerkschaften gerechnet.

Lange Verhandlungen erwartet

In einer Aussendung begründen die Gewerkschaften ihre Forderungen mit der Sicherung der Kaufkraft, denn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten in den letzten Monaten einen der größten Reallohnverluste in der Geschichte der Zweiten Republik erlitten. Außerdem soll das Recht verhandelt werden, Teile der vereinbarten Ist-Erhöhung in zusätzliche Freizeit umzuwandeln. Weitere Forderungen betreffen den einfacheren Zugang zur sechsten Urlaubswoche und die höhere kollektivvertragliche Einstufung von Lehrlingen nach dem Ausbildungsabschluss. Eine generelle Arbeitszeitverkürzung ist kein Thema.

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Um Forderungen zu realisieren, seien Streiks möglich. "Wenn wir merken, dass der Respekt nicht mehr in aller Form gegeben ist, werden wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer miteinbinden. Wie sich das jetzt genau entwickelt, wird der Verhandlungsverlauf zeigen", sagt Binder.

Die Arbeitgeber zeigten sich am Montag leicht erstaunt, sie hatten mit höheren Forderungen der Gewerkschaften gerechnet. Wenig überraschend sind FMTI-Obmann Christian Knill trotzdem die Wünsche der Gewerkschaften GPA und Pro-Ge noch zu hoch. Die Metallindustrie stecke in einer Rezession und würde durch hohe Lohnabschlüsse als besonders exportorientierte Branche gegenüber dem Mitbewerbern im Ausland geschwächt. Beide Seiten stellen sich auf lange Verhandlungen ein.

Der Tariflohntracker des Wifo ermöglicht einen Vergleich von Produktivität, Tariflöhnen und Verbraucherpreisen.

Für die Pensionistinnen und Pensionisten hat die Regierung Anfang September eine Anhebung um 9,7 Prozent bekanntgegeben. Zuletzt hatten sich die Lohn- und Gehaltsabschlüsse um die zehn Prozent plus – wohlgemerkt brutto – bewegt. Ein Ausreißer waren die Paketzusteller, sie erhalten ab 2024 im Schnitt um 16 Prozent mehr aufs Konto. Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner der metalltechnischen Industrie im Schnitt auf eine Erhöhung der Ist-Löhne um 7,4 Prozent. Die rollierende Inflation lag damals bei 6,4 Prozent, die Gewerkschaften waren mit einer Forderung von plus 10,6 Prozent in die Verhandlungen gestartet. (APA, red, 25.9.2023)