Wenn eines der größten Tech-Unternehmen unserer Zeit neue Hardware vorstellt, ist das immer von Interesse. Wenn besagtes Unternehmen aber nicht nur gerade seinen langjährigen Gerätechef verloren hat, sondern sich auch zuletzt mit allerlei negativen Berichten über das eigene Geschäft herumschlagen musste, darf die Spannung besonders groß sein. Steht das Ganze dann auch noch unter den Vorzeichen eines grundlegenden Umbruchs der gesamten Branche, hätten wir die Zutaten für Amazons am Mittwoch erfolgte Hardwarevorstellung des Jahres 2023 zusammen.

Zumindest örtlich signalisierte Amazon schon mal Veränderung: Statt wie gewohnt in die Firmenzentrale in Seattle lud Amazon in das HQ2 in Arlington im US-Bundesstaat Virginia, direkt neben Washington, D.C., gelegen. Diesen Rahmen nutzte das Unternehmen dann nicht nur, um den gewohnten Produktreigen abzufeueren, sondern auch gleich einen Einblick in die weitere Zukunft zu geben.

Dave Limp
Führt zum letzten Mal durch die Präsentation neuer Geräte: Der langjährige Amazon-Hardwarechef Dave Limp tritt mit Ende des Jahres ab.
Proschofsky / STANDARD

Echo Show 8

Als Erstes gibt es eine neue Generation des Echo Show 8, also von Amazons smartem Display. Im Vergleich zum Vorgänger zeichnet sich dieses durch ein überarbeitetes Design, einen stärkeren Prozessor und flinkere Reaktionszeiten des Touch-Displays aus. Auch der Klang soll verbessert worden sein, in diesem Zusammenhang wirft man die Worte 3D-Audioverarbeitung und integrierte Raumanpassung in die Runde.

Ein Foto des Echo Show 8
Bei Echo Show 8 handelt es sich um die neueste Generation von Amazons smartem Display.
Amazon

Videoanrufe sollen dank einer neuen 13-Megapixel-Kamera beim Echo Show 8 (2023) optisch besser gelingen, Hintergrundgeräusche sollen besser ausgefiltert werden. Die Kamera lässt sich über einen Schiebemechanismus abdecken, für das Mikrofon gibt es einen mechanischen Ausschalter, beides aus einer Privatsphärenperspektive wichtige Funktionen.

Eine Besonderheit: Das smarte Display soll erkennen können, wie weit die Nutzerinnen und Nutzer vom Gerät entfernt sind, und dann die gezeigten Inhalte entsprechend anpassen. Also etwa auf größere Entfernung große Schlagzeilen statt kleinteilige Informationen darstellen. Diese "adaptiven Inhalte" sollen übrigens auch bei älteren Echo-Show-Modellen (zweite und dritte Generation) via Update kommen und zwar bereits im kommenden Monat.

Die Sprachsteuerung via Alexa bleibt bei all dem das zentrale Feature, also vom Abspielen von Musik bis zu beliebigen Wissensfragen und der Smart-Home-Steuerung, nur falls sich wer wundert, wofür all das eigentlich gedacht ist. Auch der neue Echo Show 8 unterstützt Zigbee, Bluetooth und Matter, kann also als Zentrale des smarten Zuhauses dienen. Das Gerät ist in den Farben Weiß und Schwarz um 169,99 Euro zu haben, die Auslieferung beginnt am 25. Oktober.

Was jetzt einige hart treffen mag: Amazon stellt unter dem Namen Echo Pop Kids eine neue Version seines smarten Lautsprechers vor, dies im Design von Marvel-Figuren und Disney-Prinzessinen. Das um rund 50 US-Dollar vorerst aber nur in den USA.

Echo Hub

Eines macht Amazon unmissverständlich klar: Nicht irgendwelche Angebote der Konkurrenz, sondern Echo-Geräte sollen in Zukunft die Zentrale des smarten Zuhauses bilden. Also gibt es mit dem Echo-Hub nun ein Gerät, das exakt auf diese Aufgaben ausgerichtet ist. Dabei handelt es sich um ein Steuerungspanel mit 8 Zoll großem Touch-Display, das wahlweise an die Wand angebracht oder mit einem optional erhältlichen Standfuß aufgestellt werden kann.

Ein Produkbild des Echo Hub
Der Echo Hub kann an der Wand montiert werden.
Amazon

Auf diesem läuft ein eigenes Smart-Home-Dashboard, das die wichtigsten Informationen über den Status des Zuhauses versammeln soll, auch die Organisation von entsprechenden Geräten kann dort gleich vorgenommen werden. Generell lässt sich das, was dort angezeigt wird, individuell anpassen. Optisch erinnert der Echo Hub etwas an Google Nest Hub, aber natürlich auch an die bestehende Reihe an Echo-Show-Geräten.

Der Hersteller hat sich aber noch ein paar Extratricks einfallen lassen. So wird etwa via Infrarotsensoren erkannt, ob gerade jemand in der Nähe ist, in dem Fall wird dann beispielsweise von Lieblingsfotos auf Steuer- und Infoelemente gewechselt. Auch die Anzeige von Videos von mehreren verbundenenen Ring-Kameras ist möglich.

Der Echo Hub unterstützt Zigbee, Thread, Bluetooth und so natürlich auch den noch relativ neuen Matter-Standard. Mit einem optionalen Power-over-Ethernet-Adapter ist es zudem möglich, eine kabelgebundene Internetverbindung herzustellen. Der Echo Hub kann ab sofort um 199,99 Euro vorbestellt werden, ein konkretes Lieferdatum wird derzeit noch nicht genannt.

Eine interessante Option für das Smart Home ist etwas, das Amazon Map View nennt. Damit soll es künftig möglich sein, eine Karte des digitalen Zuhauses zu erstellen, also genau festzuhalten, wo welches Gerät steht, und das dann auf einer Karte zu managen. Dieses Feature soll allerdings vorerst nur in den USA erhältlich sein, das zunächst in der Alexa-App für Smartphones. Danach soll es auch auf den Echo Hub kommen.

Alexa

Neben den Blick in die weitere Zukunft nutzt Amazon seinen Hardwareevent traditionell auch, um kleinere – dafür aber bald verfügbare – Updates rund um Alexa anzukündigen, also den eigenen Sprachassistenten, der im Kern der Echo-Reihe steht. Neu ist etwa, dass Alexa künftig Sprach- und Videoanrufe automatisch untertiteln kann – und das gleich in einer ganzen Reihe von Sprachen. Neben Englisch, Spanisch und Französisch gehört dazu erfreulicherweise Deutsch.

Mehr Flexibilität gibt es für Routinen, die nun auf mehrere Arten ausgelöst werden können. Bei Echo-Show-Geräten kommen bald Widget-Schnellaktionen, beim Echo Show 5 gibt es mit dem Update dann überhaupt zum ersten Mal Widgets. Gerade mit Blick auf die Barrierefreiheit interessant: Das Fire Max 11 Tablet soll sich künftig dank "Blick Modus" mit den Augen steuern lassen. Und was wohl viele freuen dürfte: Alexa soll auf Fragen nun generell im Schnitt 40 Prozent schneller reagieren. Leider geht das aber nur bei lokaler Verarbeitung, und die ist derzeit im deutschsprachigen Raum nicht verfügbar.

Die Alexa-Zukunft ist KI

Mit großer Spannung war im Vorfeld erwartet worden, wie Amazon auf den aktuellen Boom von generativer KI reagiert – also etwa ChatGPT oder Bard. Wenig überraschend will man diesen Zug nicht verpassen, so soll Alexa künftig auf Basis großer Sprachmodelle (LLM) deutlich mächtiger werden. Das bedeutet, dass es künftig etwa möglich sein soll, mit Alexa zu debattieren, dabei soll die Software aber besonderen Wert auf die Richtigkeit der Angaben legen – eine typische Schwäche solcher Systeme. Zudem soll das kommende Alexa die neuen Möglichkeiten solcher Modelle sehr viel stärker auf die Nutzerinnen und Nutzer angepasst sein und selbst auch mehr wie eine Persönlichkeit agieren.

Dave Limp demonstriert die neue Alexa-Version
Amazon zeigt erstmals eine neue, viel mächtigere Generation von Alexa.
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Die neue Generation von Alexa soll "bald" in den USA als Preview erhältlich sein, und zwar für alle Echos bis zur allerersten Hardwaregeneration zurück. In Videos zeigte man etwa, wie Alexa eine frei erfundene Geschichte erzählt oder auf Anfragen nach einem Kochrezept konkrete Nachfragen stellt. Der Assistent wirkt dabei wesentlich natürlicher in seinem Sprachverhalten als bisherige Versionen, Amazon spricht davon, dass dies durch ein neues Speech-to-Speech-Modell möglich wird. Auch die Qualität der Stimme war ebenfalls merklich besser, und in Hinblick auf Spracherkennung behauptet man, mittlerweile die beste Lösung von allen Anbietern zu haben. Eine gewisse Verzögerung bei der Beantwortung von Fragen war in einem Live-Demo allerdings ebenfalls unübersehbar.

Amazon will die LLM-Möglichkeiten nicht auf sich selbst beschränken, über entsprechende Schnittstellen sollen sie auch Drittentwicklern zugänglich gemacht werden.

Der bisher stärkste Fire-TV-Stick

Es ist nicht nur eines der erfolgreichsten Produkte von Amazon, sondern gehört auch zu den beliebtesten Streaming-Lösungen überhaupt: der Fire TV in all seinen Ausführungen. Nun gibt es den bisher stärksten Stick von Amazon – den Fire-TV-Stick 4K Max.

Amazon Fire TV Stick 4K Max
Amazons bisher stärkster Streaming-Stick: der Fire-TV-Stick 4K Max.
Amazon

Stark heißt in dem Fall vor allem zweierlei: Es kommt ein neuer Quad-Core-Chip (mit 2 GHz Taktfrequenz) zum Einsatz, der rund 30 Prozent mehr Leistung verspricht. Zudem wird erstmals WiFi 6E unterstützt, was vor allem bedeutet: zusätzlichen Funkbereich bei 6 GHz. Vorausgesetzt natürlich, der eigene Router gibt das her. Das verspricht geringere Latenzen und vor allem weniger Störungen durch andere Geräte.

Ebenfalls bemerkenswert: Der Fire-TV-Stick 4K Max hat 16 GB lokalen Speicherplatz und damit doppelt so viel wie der Vorgänger. Damit will man etwas Platz für mehr Apps und Spiele schaffen. Zudem ist es das erste Gerät, das mit der neuen Alexa-Sprachfernbedienung Enhanced Edition ausgeliefert wird. Diese weist zusätzliche Sendertasten sowie eine neue Zurücktaste für die Rückkehr auf die vorherige App oder den zuletzt betrachteten Sender. Mit dem neuen Stick übernimmt man auch eine Funktion, die bisher den eigenen Fernsehern der Fire-TV-OMNI-QLED-Serie vorbehalten war. Dank "Ambient TV" wird der TV zu einer Art sehr großem, smarten Display, auf dem auch Kunstwerke dargestellt werden können.

Der Fire-TV-Stick 4K Max kann ab sofort für 79,99 Euro vorbestellt werden. Wem das zu teuer ist, der bekommt um 69,99 Euro auch einen etwas schwächeren, ebenso neuen Fire-TV-Stick 4K, der einen leicht langsameren Prozessor sowie "nur" WiFi 6 bietet. Beide sollen im Oktober ausgeliefert werden, einen genauen Termin nennt das Unternehmen nicht.

Bessere Suche und ein Soundbar

Natürlich darf auch hier das Thema KI nicht fehlen: Auf Basis von LLMs habe man die Suche der Fire-TV-Software massiv verbessert, versichert Amazon. So sollen auch relativ ungenaue Fragen wie etwa nach "dem Schauspieler, der den Anwalt in 'Breaking Bad' gespielt hat", zum Erfolg führen. Zudem betont Amazon, dass dafür auch das eigene Nutzungsverhalten einbezogen wird. Die neue Suchfunktion soll für bestehende Geräte zunächst in den USA als Update ausgeliefert werden – und zwar noch vor Ende des Jahres. Wann andere Regionen bedient werden, verrät man vorerst noch nicht.

Fire TV Soundbar
Vorerst nur in den USA: der neue Fire TV Soundbar.
Proschofsky / STANDARD

Ebenfalls vorerst auf die USA beschränkt ist ein neuer Fire TV Soundbar, der um 119,99 Dollar verkauft werden soll. Dasselbe gilt für ein neues Feature zur Erzeugung von Hintergründen für Fire TV mithilfe von generativer KI. Zudem sollen sich auch eigene Fotos künftig auf diesem Weg in Kunstwerke verwandeln lassen, also in gewissen malerischen Stilen umgestalten lassen.

Eeero Max 7

Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei bereits um einen WiFi-7-Router, es wird also der neueste und offiziell noch gar nicht verabschiedete WLAN-Standard unterstützt. Dieser verspricht deutlich höhere Geschwindigkeiten (die theoretischen Werte liegen bei 4,3 GBit/s, aber wie gesagt: theoretisch), aber auch weniger Störungen. Dazu passend gibt es einen 10-Gigabit-Ethernet-Anschluss nach außen.

Amazon Eero Max 7
Soll auch für die anspruchsvollsten Anwendungen ausreichend Leistung bieten: Amazons neuer Router Eero Max 7 (rechts am Tisch zu sehen).
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All die Leistung hat natürlich ihren Preis, und der ist saftig: Der Eeero Max soll für 699,99 Euro verkauft werden, als Verfügbarkeit spricht man nur vage von "bald". Erfreulich ist dafür, dass der Router wieder im Mesh-Verbund mit älteren Modellen genutzt werden kann, also in einem vorhandenen Netz nicht sämtliche Geräte ausgetauscht werden müssen.

Wie gewohnt nutzt Eero dabei ein Mesh-Netz aus mehreren Endpunkten. Im Vergleich zum Vorgänger hat der Hersteller aber ohnehin die Abdeckung noch einmal verbessert, eine Basisstation alleine soll bereits 232 Quadratmeter abdecken. Wie immer hängt so etwas aber natürlich stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Der neue Router soll mehr als 200 verbundene Geräte problemlos abwickeln können, zudem inkludiert er auch die Funkkomponenten für Zigbee und Thread, womit er in einem Matter-Verbund als Thread-Border-Router zur Steuerung von Smart-Home-Geräten dienen kann.

Fire HD 10

Die Tablets von Amazon laufen in einem ganz anderen Universum als jene von Apple oder Samsung. Mit einer eigenen Android-Abspaltung ausgestattet, zielt Amazon vor allem auf niedrige Preise ab, um dann über den Verkauf von Inhalten Geld zu machen.

Amazon Fire HD 10
Die neue Tablet-Generation von Amazon: das Fire HD 10.
Amazon

Nun gibt es eine neue Generation des Fire HD 10. Kern ist ein 10,1 Zoll großes Display mit einer Auflösung von 1.920 × 1.200 Pixeln. Ein neuer Chip verspricht 25 Prozent mehr Leistung, diesem sind 3 GB RAM zur Seite gestellt. Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit bis zu 13 Stunden an, geladen wird via USB-C, wenn auch mit 9 Watt eher gemächlich. Für die Frontkamera mit 5 Megapixel gibt Amazon undefinierte Qualitätsverbesserungen an.

Im Vergleich zum Vorgänger soll das Fire HD 10 etwas leichter (434 Gramm) und kleiner (246 mm × 164,8 mm × 8,6 mm) sein. Zudem wurde das Display laut dem Hersteller durch die Nutzung eines Aluminium-Silikat-Glas verstärkt. Der lokale Speicherplatz liegt je nach Modell bei 32 oder 64 GByte, es gibt die Möglichkeit, diesen mittels MicroSD-Karte auf bis zu 1 TB zu erweitern. Und wenn wir schon bei "Fan Favorites" sind: Eine klassische Kopfhörerbuchse gibt es bei Amazon noch immer.

Wie gewohnt gibt es nicht nur allerlei auf Familien ausgerichtete Funktionen, sondern auch eigene Fire-HD-10-Kids- und Fire-HD-10-Kids Pro-Varianten der Geräte. Diese beinhalten vor allem eine eigene starke Hülle sowie eine 2-Jahre-Sorglos-Garantie sowie ein Jahr kostenlos beim Aboservice Amazon Kids+, über den zahlreiche Spiele, Videos und Apps angeboten werden.

Das Fire HD 10 kann ab sofort für einen Preis ab 164,99 Euro vorbestellt werden. Dazu gibt es allerlei offizielles Zubehör, etwa eine eigene Tastatur (für 54,99 Euro) sowie einen "Made of Amazon"-Eingabestift um 34,99 Euro. Die Kids-Versionen kosten dann ab 214,99 Euro, und ja tatsächlich: beide. Anders als es der Name vermuten ließe, unterscheiden sich diese nämlich nur über die angebotenen Hüllen.

Ring

Und dann gibt es auch noch Neues vom Kamerahersteller Ring, der zu Amazon gehört. Die neue Stick Up Cam Pro verspricht eine radargestützte 3D-Bewegungserfassung. Damit sollen Bewegungsbereiche sehr genau festgelegt werden können, um sich dann über Aktivitäten dort informieren zu lassen. Diese Kamera ist sowohl für Innen- als auch Außenbereiche geeignet, sie kann ab sofort um 179,99 Euro vorbestellt werden, die Auslieferung erfolgt ab dem 18. Oktober. (Andreas Proschofsky aus Arlington, 20.9.2023)