So sehen Sieger aus. Das österreichische Team bestand die Bewährungsprobe in Schweden.
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Alexander Schlager: Wurde in Minute sieben erstmals von Isak geprüft, pflückte den Kopfball aber locker, lässig aus der Luft. Der Mann von Red Bull Salzburg strahlte genau jene Sicherheit aus, die genauso zum Profil eine Goalies gehört wie die Fähigkeit, einen Ball zu fangen. Musste bei einem, sagen wir, kreativen Alaba-Rückpass unter Beweis stellen, dass er es nicht nur in den Händen, sondern auch in den Füßen hat. Hatte er. Beim späten Gegentreffer chancenlos.

Stefan Posch: In Bologna quasi schon der dritte schiefe Turm, also ein Wahrzeichen der Stadt. Wurde immer wieder ins Eins gegen eins gezwungen und ging zumeist als Sieger hervor. Offensiv kam in der ersten Halbzeit wenig, er war aber auch mit ebendiesen Eins-gegen-eins-Situationen beschäftigt. Und ganz plötzlich hatte Posch in der 52. Minute nach einem fast unschuldigen Einwurf Zeit und Platz. Und nutzte beides zu einer Nougatflanke auf Gregoritsch, der das 1:0 besorgte. Guter, selbstsicherer Auftritt.

David Alaba
Der Kapitän als Kommunikator.
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David Alaba: Wirkte in den Anfangsminuten etwas zögerlich in seinen Aktionen, ein klärender Kopfball riss ihm ab, das ermöglichte den Schweden einen gefährlichen Abschluss. Suchte im Aufbauspiel immer wieder Verbündete, die sich aber zumeist hinter einer schwedischen Eiche versteckten. In Halbzeit eins also insgesamt eher – wait for it – unauffällig. Schüttelte Anfang der zweiten Hälfte einen Traum von einem Diagonalpass aus dem Haxen und groovte sich mit Fortdauer der Partie besser ein. Hatte schließlich wie gewohnt vieles bis alles im Griff.

Philipp Lienhart: Entschärfte im Tag-Team mit Alaba die erste brenzlige Situation mit Geduld und gutem Stellungsspiel. Der Freiburg-Legionär suchte die Zweikämpfe, nahm sie an und gewann die entscheidenden Duelle. Der 27-Jährige zeigte eine starke Leistung, war in den Laufduellen entscheidungs- und laufstark. Er dürfte seinem Ansuchen auf einen permanenten Platz in der Startaufstellung Nachdruck verliehen haben.

Philipp Mwene: Bekam nach einer "knappen Entscheidung" des Teamchefs den Vorzug gegenüber Wöber und sah sich mit Tottenham-Geiger Dejan Kulusevski konfrontiert. Unter uns: keine leichte Aufgabe. Musste defensiv viel arbeiten, insgesamt viel laufen und schaltete sich immer wieder in die Offensive ein – viel Zwingendes schaute anfangs nicht heraus. Umso zwingender war sein Vorstoß in der 67. Minute, als er den Turbo zündete und dabei auch noch den Ball am Fuß hatte. Das klare Elferfoul an ihm war das Ende vom Ende für die Gastgeber.

Xaver Schlager: Die Defensivarbeit wird beim RB-Leipzig-Wusler nicht bewertet, wir bewerten ja auch nicht die Ballbehandlung von Lionel Messi. Also zum Spiel mit dem Ball: Offensiv tat sich der 25-Jährige in Halbzeit eins zumeist schwer, war aber immerhin Ausgangspunkt jener gelungenen Aktion, die in der Gregoritsch-Chance (34.) mündete. Auch er fand wie Seiwald mit Fortdauer der Partie besser hinein, gewann an Passsicherheit und Übersicht. War ein wichtiges Mosaiksteinchen der starken zweiten Hälfte.

Nicolas Seiwald
Seiwald, man ihn kennt: zweikämpfend.
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Nicolas Seiwald: War anfänglich vor allem defensiv gefordert und nahm die Zweikämpfe an, als ob er auf Willhaben um jeden Cent für den gebrauchten Schreibtischsessel feilschen würde. Je länger das Spiel dauerte, desto besser gelang es ihm, Struktur ins Aufbauspiel zu bringen. Riss gemeinsam mit Schlager in der zweiten Hälfte die Vormachtstellung im Mittelfeld an sich und ebnete so den Weg zum Auswärtssieg.

Konrad Laimer (bis 87.): Ungewohnt unsichtbar in den Anfangsminuten. Hing in Halbzeit eins ebenso in der Luft wie beide Spitzen – nur dass er weiter hinten spielt. Fand zunehmend seine Giftigkeit und wetzte wie gewohnt fleißig jedem Ball und Gegenspieler hinterher. Insgesamt aber nicht unbedingt seine spritzigste, also beste Leistung im Nationalteam.

Marcel Sabitzer: In Halbzeit eins nicht ganz so unauffällig wie Pendant Laimer, vor allem weil er zweimal aufs Tor schoss. Hatte abgesehen davon wenig zu melden. Taute in Halbzeit zwei auf, assistierte Gregoritsch in der 52. Minute zu einer guten Abschlussmöglichkeit. Und assistierte Arnautovic zum 2:0. Wirkte gegen Ende der Partie immer wieder so, als hätte man ihn mit Orangen beworfen, dabei rüttelte er nur lautstark seine Mitspieler auf. Aufgrund der zweiten Halbzeit eine starke Vorstellung.

Marko Arnautovic.
Gestatten: Marko Arnautovic.
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Marko Arnautovic (bis 72.): Vorhang, Minute 15: Marko Arnautovic betritt die Bühne. Er nimmt Poschs scharfe Hereingabe mit viel Selbstvertrauen, also stylish, volley, seine Rakete wird aber geblockt. Vorhang. Arnautovic tritt wieder ab. War hinter der Bühne vor allem damit beschäftigt, die erste Pressinglinie zu dirigieren. 55. Minute, Vorhang: Woooosh, Nebelmaschine, der Zauberer ist wieder auf der Bühne. Abschluss, mit dem unwiderstehlichen Linken – 2:0. Verbeugung. Applaus. Zugabe? Zugabe! Der Inter-Legionär ist mit absoluter Sicherheit kein bösartiger Mensch, wollte beim Elfer aber unbedingt ein Gurkerl ins schwedische Fußballherz schieben. Das gelang. 72. Minute: Abgang.

Michael Gregoritsch (bis 83.): Der große Steirer zeigte schon in den Anfangsminuten, dass er auch großes Gefühl hat – nämlich im Fuß. Sorgte mit einem butterweichen Pass auf Laimer für die erste gefährliche Aktion der Österreicher. Dürfte danach ein bisschen traurig gewesen sein, weil er wenig in Aktion gesetzt wurde und sich selbst wenig in Aktion setzen konnte. Immerhin Ziel des spannendsten Angriffs von Rangnicks Team in Halbzeit eins, den abschließenden Kopfball verpasst er hauchdünn. In der 53. Minute war er nicht mehr traurig, denn da wuchtete er den Kopfball zum 1:0 ins Netz. Und zog dennoch wenig später den Zorn des Teamchefs und der Mitspieler auf sich, als er eine Vier-gegen-zwei-Situation in die Hände des schwedischen Goalies übergab, anstatt seine Kollegen einzusetzen. Nach seinem vierten Treffer in der aktuellen Quali dürfte man ihm aber nicht lange böse sein.

Maximilian Wöber (ab 72.): Keine Auffälligkeiten, keine Patzer, souveräne 22 Minuten des Gladbachers.

Patrick Wimmer (ab 72.): Sollte Unberechenbarkeit ins Angriffsspiel bringen und für Überraschungen sorgen. Gelang ihm manchmal, aber nicht ausschlaggebend. In der Nachspielzeit überraschte er mit einem Solo, den Ball jagte er aber weit übers Tor.

Karim Onisiwo (ab 83.): Spielte elf Minuten und hatte Ballkontakte.

Florian Grillitsch kam ebenso wie Matthias Seidl kurz vor Ende der regulären Spielzeit auf den Platz. (Andreas Hagenauer, 13.9.2023)