Sogar in der kleinen Packung der beliebten Chipssorte bleibt noch viel Luft nach oben.
Kellogg (Deutschland) GmbH

Wenn es ein Behältnis gibt, das für unsere Zeit als typisch gelten darf, dann ist es die Mogelpackung. Laut Verbraucherschützern feiert momentan besonders die sogenannte "Shrinkflation" fröhliche Urständ. Will heißen: Etliche Lebensmittelproduzenten, denen es auf die Nerven geht, inflationsbedingt mehr für Rohstoffe ausgeben zu müssen, sparen einfach bei der Quantität ein. Wer kauft, zahlt zwar den gleichen Preis, kriegt aber weniger Ware dafür.

Auf Produzentenseite herrscht Freude, weil man weniger herausrücken muss, auf der Käuferseite sind die Konsequenzen betrüblich. Wo sich früher Heerscharen von Gummibärinnen und -bären dicht an dicht in der Packung drängten oder die Erdnusslocken wie Pilze aus den Sackerln hervorsprossen, da kann man heute froh sein, wenn man ein vereinzeltes Gummibärenpaar aus einer entfernten Ecke herausderkletzelt oder überhaupt noch eine Locke vorfindet anstatt einer Vollglatze. Das ist das Verdienst der Mogelpackung.

Unbeliebtes "Leerpersonal"

Mogelpackungsexperten, im Jargon der Lebensmittelindustrie auch "Leerpersonal" genannt, haben gute Jobchancen. Das Anforderungsprofil besteht darin, die Füllmengen bei diversen Waren so weit wie möglich zu minimieren, ohne dass sich dies jedoch in einem Eindruck der Schlaffheit oder Runzeligkeit bei der Verpackung niederschlüge. Gefragt ist vielmehr ein gleichbleibender Anschein von anheimelnd praller Bauchigkeit und luxuriöser Fülle, den es trickreich herzustellen gilt.

Selbstverständlich existieren bereits Fachhochschulen, die einschlägige akademische Lehrgänge anbieten. Neben der Theorie des sachgerechten Aufblähens von Verpackungsmaterial sowie der Camouflage von Leerräumen vermitteln sie Praktika, bei denen auch der Humor nicht zu kurz kommt ("Die Deppen werden schön schauen, wenn nur die Hälfte drin ist"). Studierenden winken Titel wie ein B.A. (Entl.) FH (Bachelor der Entleerungskunde), ein M.M. FH (Master des Mogelns) sowie ein PhD in Angewandter Prallheitssimulation.

Woran es noch fehlt, sind postgraduale Kurse, bei denen das Beschwerdemanagement im Umgang mit einer vergrätzten Kundschaft gelehrt wird: "Seien Sie doch froh, dann müssen Sie nicht so schwer nach Hause tragen", "Ist doch eh gut, wenn Sie sich nicht so vollessen" etc. Da sollte das Angebot unbedingt nachgebessert werden. (Christoph Winder, 2.9.2023)