Fiba World Cup
NBA-Star Jordan Clarkson spielt für sein Mutterland Philippinen und hilft dem internationalen Basketball, den Geldsegen in neuen neuen Märkten zu finden.
EPA/ROLEX DELA PENA

Was in Europa weniger Aufmerksamkeit erregt, wird in Asien dieser Tage groß gefeiert: Die Basketball-WM gastiert auf den Philippinen, in Japan und Indonesien. Speziell auf der basketballverrückten Inselgruppe Philippinen geht es in den Nachrichten nur um ein Thema: das größte Sportereignis, das je in dem südostasiatischen Land stattgefunden hat. Beim Auftaktspiel des Co-Gastgebers am vergangenen Freitag in Manila gegen die Dominikanische Republik wurde mit fast 40.000 Fans ein neuer Zuschauerrekord bei einer WM verzeichnet.

Nach dem Fußballweltverband hat auch die Fédération Internationale de Basketball (Fiba) erkannt, dass der große Geldsegen in Asien und im arabischen Raum wartet. Nach China 2019 wurde die WM bereits zum zweiten Mal hintereinander nach Asien vergeben. Darum ist es nur logisch, dass kurz vor der WM Scheich Saud Ali Al Thani aus Katar zum neuen Fiba-Präsidenten gewählt wurde. Der Milliardär stammt aus der Al-Thani-Dynastie, sein Verwandter Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani hat in diesem Jahr ein offizielles Kaufangebot für Manchester United abgegeben. Die nächste Basketball-WM 2027, findet, erraten, in Katar statt. Dort gibt es freilich keine Basketballtradition. Aber was nicht ist, kann man sich ja noch einkaufen.

Ganz anders ist das auf den Philippinen. Dort finden sich Basketballplätze quasi in jedem Dorf. Mitgebracht wurde der Sport vor gut einem Jahrhundert von der damaligen Kolonialmacht USA. Mit Jordan Clark­son stellt das Land bis dato zwar erst einen NBA-Spieler, für das WM-Eröffnungsspiel bekam das ganze Land aber schulfrei.

Auf den Philippinen ist Basketball Volkssport.
REUTERS/ELOISA LOPEZ

Eine ähnliche Euphorie herrscht in Japan trotz des frühen Aus in der Vorrunde. Spätestens in den Jahren der alliierten Besatzung infolge des Zweiten Weltkrieges wurde Basketball eine der populärsten Sportarten im Land. Kurios ist die Rolle des dritten Gastgebers Indonesien. Das Land, das mit mehr als 200 Millionen Muslimen die größte islamische Gemeinschaft der Welt ist, hat trotz Ausrichterrolle die Qualifikation für die WM verpasst. Der Euphorie soll das dennoch keinen Abbruch tun. Über Klimaschutz wird im Basketball noch nicht gesprochen. Zwischen Japans Spielort Okinawa und dem indonesischen Jakarta liegen zehn Flugstunden.

Die WM ist bis dato jedenfalls die bestbesetzte, insgesamt 55 NBA-Spieler sind quer verteilt über ein Dutzend Teams dabei. So viele wie noch nie. In den Qualifikationsfenstern während der Saison sieht man die großen Stars in den Nationalteams nie. Das liegt zum einen an der NBA, die keine Rücksicht nimmt auf Länderspieltermine, zum anderen aber auch am zerstrittenen europäischen Basketball. Die Champions League des Basketballs, die Euroleague, stellt auch keine Spieler ab. Nationalteams haben im Basketball einen deutlich geringeren Stellenwert als im Fußball.

Die größte Überraschung ist bis dato das Vorrunden-Aus von Frankreich. Der Olympia- und EM-Silbermedaillengewinner verlor gegen Lettland musste sich nach zwei Niederlagen in drei Spielen bereits von allen Titelträumen verabschieden. Ein Debakel für die Grande Nation ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris.

Geht auf Gold los: Kanadas Shai Gilgeous-Alexander (li).
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Deutschland, das kann man schon sagen, überraschte ebenfalls. Aber positiv. Nach drei Siegen aus drei Spielen, unter anderem gegen die mit neun NBA-Spielern gespickten Australier (Daniels, Thybulle, Giddey, Jingles, Mills, Green, Cooks, Exum, White), ist eine Medaille kein vermessenes Ziel. Das deutsche Team um Torontos neuen Pöltl-Kollegen Dennis Schröder ist ein Medaillenkandidat, sollte mit Franz Wagner ein weiterer NBA-Star nach einer Knöchelverletzung wieder fit werden.

Die USA starteten wie so oft etwas behäbig in die WM, mit Siegen gegen Neuseeland, Griechenland und Jordanien. Der Kader ist gespickt mit Spielern, die die Zukunft der NBA bestimmen werden. Anthony Edwards, Tyrese Haliburton, Paolo Banchero, Jaren Jackson Jr. und Austin Reaves sind die fünf Schlüsselspieler für die US-Amerikaner, ihr Spiel passt am besten zum internationalen Stil, der nicht mit der NBA vergleichbar ist. Bei der WM gibt es mehr Bewegung abseits des Balls, die Schiris pfeifen weniger Fouls, und es herrschen andere Verteidigungsregeln. Favorit ist neben den US-Amerikanern diesmal Kanada. Mit sieben NBA-Spielern, darunter Superstar Shai Gilgeous-Alexander von den Oklahoma City Thunder, können die Kanadier definitiv nach Gold greifen.

Bei der WM werden sieben der zwölf Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris vergeben. Eine letzte Chance gibt es im kommenden Jahr bei einem von vier Olympia-Qualifikationsturnieren. Frankreich ist als Gastgeber bereits qualifiziert. Im Free-TV läuft die Basketball-WM natürlich nicht. Der deutsche Bezahlanbieter Magenta Sport zeigt alle 92 WM-Spiele live, die deutschen Partien laufen dort kostenlos. Das Finale findet am 10. September um 14.40 Uhr (MESZ) statt. (Florian Vetter, 30.8.2023)

Die Liste der Basketball-Weltmeister

1950 in Buenos Aires: Argentinien
1954 in Rio de Janeiro: USA
1959 in Santiago de Chile: Brasilien
1963 in Rio de Janeiro: Brasilien
1967 in Montevideo: UdSSR
1970 in Ljubljana: Jugoslawien
1974 in San Juan: UdSSR
1978 in Manila: Jugoslawien
1982 in Cali: UdSSR
1986 in Madrid: USA
1990 in Buenos Aires: Jugoslawien
1994 in Toronto: USA
1998 in Athen: Jugoslawien
2002 in Indianapolis: Jugoslawien
2006 in Saitama: Spanien
2010 in Istanbul: USA
2014 in Madrid: USA
2019 in Peking: Spanien