illustration of a friendly looking robot, presenting newspapers, looking at the camera.
Dieses Bild wurde mit der KI Midjourney erstellt. Der Prompt lautete: "illustration of a friendly looking robot, presenting newspapers, looking at the camera. --ar 3:2"
Midjourney/Der Standard

Liebe Mitmenschen,

"Influencerinnen sind zunehmend keine echten Menschen mehr": Wurde zuvor schon eifrig über die Authentizität diverser Instagram-Postings debattiert, so sorgte diese Headline des STANDARD Anfang der Woche für noch mehr Aufregung – denn zunehmend finden sich in Social Networks diverse Fotos und auch Videos von jungen Damen, die nicht als reale Menschen existieren, sondern mit Bilder-KIs erstellt wurden. Die Personen hinter diesen Fakes verstehen ihr Handwerk: Nicht nur, dass die Bilder und Videos täuschend echt wirken – begleitende Texte sollen den Fake-Frauen auch einen Charakter verleihen. Und könnten somit den menschlichen Influencerinnen mittelfristig ihren Lebensunterhalt streitig machen.

Es ist nicht das einzige Szenario rund um KI-Fakes, das vergangene Woche für Aufsehen sorgte. So rühren KI-Enthusiasten seit Monaten die Werbetrommel dafür, dass mithilfe von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT innerhalb weniger Minuten ganze Romane geschrieben werden können. Die Schattenseite dieser Entwicklung zeigt nun die Autorin Jane Friedman auf: Sie war überrascht, als sie auf ihrem Amazon-Autorinnenprofil Bücher entdeckte, die unter ihrem Namen veröffentlicht wurden, aber nicht aus ihrer Feder stammten – sondern mithilfe von LLMs erstellt wurden. Amazon reagierte erst sehr spät. Die Autorin fordert nun eine Möglichkeit, derartige Fakes schneller entfernen zu lassen.

Punkt drei in unserem dieswöchigen Triumvirat der Fakes betrifft schließlich die KI-Musik – und hier deutet sich zumindest eine Lösung an. Denn nachdem die Stimmen diverser Musikerinnen und Musiker für Fälschungen missbraucht worden waren, arbeiten Google und Universal Music nun an einem Lizensierungsmodell. Damit soll den Künstlern die Möglichkeit gegeben werden, die Nutzung ihrer Stimmen durch Dritte zu monetarisieren.

Klima, Hacker, Bias

Doch Fakes sind nicht die einzigen Sorgen, mit denen sich die Szene diese Woche beschäftigen musste. So stellten Forscher in einer Untersuchung von 14 LLMs fest, dass diese sehr wohl über einen politischen Bias verfügen. Eine andere Studie zeigte erneut den massiven Stromverbrauch von Microsofts Bing-KI und anderen Sprachmodellen auf. Ein britisches Forscherteam schaffte es wiederum, via KI Passwörter allein am Geräusch der Tastatur zu erkennen.

Beunruhigend ist außerdem nicht nur, was KIs heutzutage können – sondern auch, was sie nicht können. So zeigt sich der Chef der Polizei von Detroit besorgt in Bezug auf die in den USA genutzte KI-Gesichtserkennung: Denn alle irrtümlichen Festnahmen betrafen bisher Schwarze. In Neuseeland lieferte die Rezept-App eines Supermarkts wiederum irrtümlich ein Rezept, das Chlorgas enthielt. All dies ist wohl auch für Papst Franziskus Grund genug, ebenfalls vor den Gefahren künstlicher Intelligenz zu warnen.

Freude am Experimentieren

Das schließt aber nicht aus, dass in KI-Technologie auch viel Potenzial steckt, unser Leben zu erleichtern und zu verbessern. Und so hat meine Kollegin Melanie Raidl nicht nur HR-Expertinnen zu ihrer kritischen Sicht auf Bilder-KIs befragt, sondern auch gleich selbst mit einer dieser Apps ein Bewerbungsfoto erstellen lassen. Mit meinem Kollegen Georg Pichler habe ich darüber gestritten, ob KI-Tools in Handykameras herkömmliche Fotoapparate obsolet machen.

Und im Bereich der KI-Musik möchte ich Ihnen diese Woche schließlich noch das Programm Chirp von Suno ans Herz legen. Ähnlich wie Midjourney bei Bildern nutzt Chirp die Chat-App Discord, in welcher mit einfachen Textbefehlen zufallsgenerierte Songs erstellt werden. Ausprobieren kann man es unter diesem Link, mehr Details werden in diesem Beitrag erläutert. Ich übertreibe nicht: Im Vergleich zu Googles Music LM und Metas Audicraft ist Chirp so simpel und niederschwellig, dass ich während des Zähneputzens auf dem Smartphone eine Lobeshymne auf den STANDARD komponieren konnte. Veröffentlichen werde ich diese aber nicht. Erstens wegen der eingangs erwähnten Rechtesituation. Und zweitens, weil das Endergebnis auch ein wenig cringe ist.

In dem Sinne: Bleiben Sie menschlich, und bleiben Sie uns gewogen!

Herzlichst,

Stefan Mey / Ressortleiter Web