Polizei Obdachlose Serientäter Ermittlungen
Die Polizei hat den Streifendienst sensibilisiert, vor allem nachts auf bekannte Örtlichkeiten, wo sich Wohnungslose aufhalten, ein verstärktes Auge zu haben.
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Wien – Nach dem dritten Messerangriff innerhalb von vier Wochen auf einen Obdachlosen in Wien laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Noch weiß die Polizei nicht, ob es sich um einen möglichen Serientäter handelt oder die Fälle nur zufällig auftreten. "Es gibt gewisse Ähnlichkeiten – die Opfer wurden mit einer Stichwaffe angegriffen und wohl im Schlaf überrascht", sagt Polizeisprecher Markus Dittrich. Der Streifendienst in den Rayons, in denen sich Unterstandslose vor allem in der Nacht aufhalten, sei sensibilisiert worden, verstärkt aufmerksam zu sein.

Das Opfer der dritten Attacke wurde mittlerweile identifiziert. Es handelt sich um einen 55-Jährigen. Der Gesundheitszustand des Mannes hatte sich am Donnerstag wieder verschlechtert, deshalb konnte er bis Donnerstagabend noch nicht von den Ermittlern einvernommen werden.

Im Spital notoperiert

Der Mann wurde in der Nacht auf Mittwoch gegen zwei Uhr beim Hernalser Gürtel in der Josefstadt am Straßenrand sitzend entdeckt. Er hatte schwere Schnitt- und Stichverletzungen am Körper. Der 55-Jährige wurde ins Spital gebracht und notoperiert.

Unklar ist vorerst noch, ob bei allen Vorfällen die gleiche Art Waffe eingesetzt wurde. Details bezüglich Klingenlänge oder deren Schärfe wurden vorerst nicht beantwortet. Laut Sprecher Dittrich würde die Kriminalpolizei die drei Fälle aber als Einheit behandeln, selbst wenn es sich um unterschiedliche Täter handeln sollte. Mordalarm gab es in diesem Zusammenhang erstmals am 12. Juli, als gegen 7.40 Uhr am Handelskai in Wien-Brigittenau ein 56-jähriger Mann mit tödlichen Stich- und Schnittverletzungen auf einer Bank gefunden wurde. Zehn Tage später, am 22. Juli, wurde eine 51-jährige Frau in der Venediger Au in Wien-Leopoldstadt gegen 3.40 Uhr durch Stich- und Schnittverletzungen schwer verletzt. Sie überlebte die Attacke glücklicherweise.

Die Beamten des Bereichs "Leib/ Leben" im Wiener Landeskriminalamt ermitteln. Sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung dieser Fälle führen, werden telefonisch, auch anonym, im Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01 31310-33800 erbeten. Betreuungseinrichtungen für Obdachlose wurden von der Polizei ebenfalls sensibilisiert und gebeten, ihre Klientinnen und Klienten auf die mögliche Gefahr aufmerksam zu machen.

18 Monate bedingt für Jugendlichen 

Angriffe auf Unterstandslose, die schwere Verletzungen zur Folge haben, werden in Wien relativ selten bekannt. Vor über zwei Jahren wurde ein unbescholtener 17-Jähriger zu 18 Monaten bedingter Haft verurteilt, da er nach einer Geburtstagsfeier auf dem Heimweg am Westbahnhof zwei Wohnungslose attackiert und einen davon lebensgefährlich verletzt hatte. In einem der Fälle filmte er die Tat sogar mit seinem Mobiltelefon. Sein vor Gericht angegebenes Motiv in zumindest einem Fall: Der Teenager habe sich "nicht respektiert" gefühlt. (APA, moe, 10.8.2023)