Franz Kreimer

Portrait von Franz Kreimer, ein dunkelhaariger Mann mit Locken, strahlend grünen Augen und Dreitage-Bart.
Franz Kreimer plädiert dafür, mehr mit der Eisenbahn zu fahren und Fahrgemeinschaften zu gründen.
Marija Kanizaj

"In den 17 Jahren, die ich bei der EAV gespielt habe, bin ich öfter geflogen. Wenn wir Tourneen oder Konzerte in Deutschland hatten, musste es oft schnell gehen. Das würde ich heute nicht mehr forcieren. Für ein Konzert in Deutschland würde ich den Nachtzug nehmen. Ich überlege sogar, Aufträge mit Bands gar nicht mehr anzunehmen, wenn sie zu weit weg von meiner Heimat in Graz sind. Den 'Donauwalzer' auf einem Ball an der tschechischen Grenze kann sicher auch eine Band aus der dortigen Umgebung spielen.

Privat fliegen wir auch nicht mehr. Wir sind eine dreiköpfige Familie und haben vergangenes Jahr Urlaub mit dem Zug gemacht. Vor zwei Jahren waren wir noch mit dem Auto in der Bretagne. Beim Heimfahren bin ich sicher um zwei Wochen gealtert. Lange Autofahrten über weite Distanzen, der Stress im Verkehr in Deutschland, das ist mir zu viel. Zugfahren ist entspannender, habe ich gemerkt. Und so haben wir heuer beschlossen, von nun an alle Urlaubsfahrten mit der Eisenbahn zu machen.

Bahnfahren ist kein Nischenprodukt mehr. Die Züge sind voll, die Bahnhöfe auch – das Angebot wird gut angenommen, Bahnfahrten sind sehr beliebt, und wir wollen nachhaltiger reisen.

Wenn ich mit Freunden rede, die, wie ich glaube, Nachhaltigkeit auf die gleiche Art leben wie wir, kommen aber oft die Argumente, dass mit dem Zug zu reisen zu teuer und unflexibel sei und zu lange dauere – und der eine Flug im Jahr müsse ja wohl drinnen sein. Im Urlaub ist es mir egal, wenn die Reise länger dauert, weil ich die Zeit im Zug ja sinnvoll nutzen kann. Ich wünschte, mehr Menschen würden ausprobieren, mit der Eisenbahn zu verreisen, um zu merken, wie viel Zeit man damit gewinnt. Wenn man sich rechtzeitig um die Tickets kümmert, ist die Reise auch nicht teuer.

Aber das Angebot an Öffis und Bahnverbindungen muss besser werden. In Frankreich, wo du um überschaubares Geld mit mehr als 300 km/h durchs Land reist, ist Zugfahren sinnvoller als bei uns, wo nur die Westbahn gut ausgebaut ist. Da gibt es bei uns viel nachzuholen.

Jedenfalls muss der Individualverkehr zurückgehen. Überall selbst mit dem Auto hinfahren, das wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, wenn der Individualverkehr einen so hohen Prozentsatz an klimaschädlichen Gasen ausstößt. Die E-Mobilität reduziert die Schadstoffe, aber nicht das Verkehrsaufkommen. Will man trotzdem mit dem Auto fahren, sind Fahrgemeinschaften sinnvoll."

Martina Parker

Foto von Martina Parker, die Hände in die Hüften gestemmt, die Lippen rot geschminkt, den Kopf zur Seite geneigt, mit frechem Blick.
Martina Parker wünscht sich eine Mobilitäts-App, die alle Verkehrsanbieter intelligent miteinander verbindet.
Rafaela Pröll

"In utopischen Zukunftsversionen geht es immer darum, dass alles schneller werden soll. Raketen zum Mars, fliegende Autos, beamen. Von mir aus kann es auch langsamer gehen, aber ich würde mir wünschen, dass Mobilität einfacher, effektiver, günstiger und umweltfreundlicher wird.

Neben der Forschung an neuen Technologien wünsche ich mir auch einen Ausbau der Bahn. Als Autorin bin ich oft auf Lesereisen. Gerade in Ostösterreich sind die Bahnverbindungen (abgesehen vom Wiener Raum) sehr lückenhaft oder gar nicht vorhanden.

Gut fände ich eine App, die alle Mobilitätsanbieter verknüpft und immer aktuelle Infos liefert. Ist man mit der Straßenbahn oder dem eigenen Auto schneller, oder ist ein Taxi effektiver? Wie voll ist die Bahn? Gibt es noch Sitzplätze im Zug? Was ist der günstigste Fahrtpreis? Welche Alternativen in der Routenführung kann ich nutzen?

Kürzlich habe ich einen Artikel über Mobile Living gelesen, eine Zukunftsvision, in der selbstfahrende Autos zu einem Aufenthaltsort werden, in dem gearbeitet und entspannt wird. Ein selbstfahrendes Wohnzimmer – das wäre natürlich auch für die vielen Pendler im Burgenland ein Traum."

Tizian

Portrait von Tizian, er hat fast schulterlange, brünette Haare, große braune Augen und ein nettes Lächeln.
Tizian wünscht sich vor allem, dass die Öffis in Wien zu den Randzeiten öfter fahren.
Privat

"Ich bin zwölf Jahre alt, lebe in Wien und lege die meisten meiner Wege, die ich allein mache, mit der U-Bahn oder mit dem Bus zurück. Ich mag das Öffi-Netz in Wien sehr. Ich bin unterwegs und kann dabei ein Buch lesen. Mit dem Smartphone spielen oder darauf lesen, das mache ich in den Öffis so gut wie nie, weil mir davon schlecht wird – aber ein Buch lesen, das klappt gut.

Ich glaube nicht, dass ich später ein Moped fahren werde. Ich fahre lieber weiter mit Bus und U-Bahn. Ich komme so überall hin und kann mir nicht vorstellen, ein Moped zu brauchen.

Den Autoführerschein mache ich dann aber wahrscheinlich schon. Auch wenn ich mir kein Auto kaufen werde, wenn ich keines brauche. Sollte ich eh mit der U-Bahn in die Schule oder in die Arbeit kommen, ist es mir lieber, mit den Öffis zu fahren, als mit dem Auto.

Außerdem gehe ich davon aus, dass die Öffis in Zukunft noch besser ausgebaut sein werden. Über mehr U-Bahn-Linien und mehr Haltestellen würde ich mich sehr freuen. Und am Abend wartet man manchmal lange, bis die nächste U-Bahn kommt – da würde ich mir schon wünschen, dass mehr Züge führen.

Früher bin ich viel mit dem Rad gefahren, das mache ich inzwischen kaum noch. Was das Fliegen angeht, muss ich sagen, dass ich es eigentlich schön finde, wenn ich mit der Familie an weit entfernte Orte kommen und Neues anschauen und kennenlernen kann. Wie ich das später machen werde, das weiß ich noch nicht – nur allein werde ich nicht fliegen."

Sandra Kocuvan

Portrait von Sandra Kocuvan. Sie hat kurze weiße Haare, die wild aufgestellt sind, trägt eine Brille und lächelt.
Sandra Kocuvan ist der Überzeugung, dass man die Mobilitätswende nicht Einzelpersonen umhängen darf.
Christof Lösch

"Wenn wir Mobilitätsbedürfnisse betrachten, müssen wir zwischen Stadt und Land oder Region unterscheiden. In größeren Städten braucht man schon jetzt kein Auto mehr. Das wird sich auch in diese Richtung weiterentwickeln. Man muss aber auch stadtplanerisch dafür sorgen, dass Städte für Menschen und nicht für Autos da sind.

Es wäre wichtig, mehr weibliche Stadtplanerinnen zu haben. Sie sehen die Stadt anders, vor allem was Licht und Schatten angeht, Sicherheitsfragen und lebenswerte Orte für Kinder. Da hat Graz, wo ich wohne, in den vergangenen Jahren einen großen Schritt vorwärts gemacht. Denken wir nur an die Bim-Entflechtung, bei der frequentierte Straßen entlastet, während gleichzeitig die Takte der Straßenbahnen erhöht wurden.

In den Regionen muss das Sharingdenken tiefer in die Köpfe. Das Auto ist nicht mehr cool, auch wenn die Werbung das verspricht. Bei den Jugendlichen ist das schon längst angekommen.

Ich war gerade auf einer Radtour und habe bemerkt, dass alle aufs Land ziehen wollen, und das Erste, was sie bauen – ist eine Doppelgarage. Dabei gibt es viele EU- und regionale Projekte, wo private und öffentliche Verkehrsmittel zusammengeschlossen werden, wie etwa das GUSTmobil, das Stadtrandgebiete in Graz mit dem öffentlichen Verkehr vernetzt, oder das Mitfahrbankerl in Stanz.

Ich glaube, dass die Europäische Union bei der Mobilitätswende mehr weiterbringt als die Nationalstaaten oder jede Person allein. Man muss Optionen schaffen und am Bewusstsein arbeiten. Die Menschen sind klug genug, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn man sie nicht dauernd mit blöder Werbung niederbetoniert, sondern ihnen die möglichen Wege aufzeigt.

Ich bin für Entschleunigung, nicht für ein neues Biedermeier. Wenn wir alle nur mehr daheim sitzen und unsere Socken selbst stricken, wird es auch schnell eng im Kopf."

Markus Müller

Portrait von Markus Müller, der vor seinem Lkw steht. Seine langen Haare sind zu einem Zopf gebunden, und er trägt einen Bart.
Markus Müller wünscht sich für Berufskraftfahrer eine gerechte und soziale Infrastruktur entlang der Autobahnen.
Markus Müller

"Seit 33 Jahren bin ich Berufskraftfahrer und setze mich seit Beginn der Pandemie für eine zeitgerechte Sozialinfrastruktur entlang des hochrangigen Straßennetzes ein. Man muss kein Freund des Straßengüterverkehrs sein, aber er ist ein essenzieller Teil jeder Lieferkette, und unsere Berufsgruppe ist für das Land systemrelevant.

Aus einem Kindheitstraum wurde ein Beruf aus Leidenschaft – aber wir Kraftfahrer brauchen zur Einhaltung unserer gesetzlichen Vorgaben eine zeitgerechte Infrastruktur.

Ich spreche da vom flächendeckend freien Zugang zu Sanitäranlagen mit Dusche und WC, leistbaren Mahlzeiten entlang des hochrangigen Straßennetzes, Anlaufstellen bei gesundheitlichen Problemen, und es fehlen tausende Lkw-Parkplätze – Anliegen, die selbstverständlich erscheinen.

Finanzieren ließe sich das. Würde man nur einen Cent der Lkw- und Bus-Maut pro Kilometer dafür verwenden, stünden jedes Jahr rund 35 bis 38 Millionen Euro zur Verfügung, diese Forderungen umzusetzen, um den Beruf der Kraftfahrer aufzuwerten." (Protokolle: Guido Gluschitsch, 10.8.2023)