Man sei "bestrebt, das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen". Vom "Aufbau einer intelligenten Cloud-Infrastruktur" bis zu "Cybersicherheits- und KI-Anwendungen" – "unser Ziel ist es, Ihnen eine integrierte Welt digitaler Innovationen vor die Haustür zu bringen".

Margarete Schramböck (ÖVP), hier noch während ihrer Zeit als Ministerin im April 2022
Margarete Schramböck (ÖVP), hier noch während ihrer Zeit als Ministerin im April 2022.
APA/HANS PUNZ

Diese Ausführungen liest man auf der Website vom Aramco Digital, einem Tochterunternehmen des staatlichen saudi-arabischen Ölriesen Saudi Aramco, gegründet im Jänner dieses Jahres. Die Mittel für die digitale Transformation dürften dort jedenfalls zur Verfügung stehen: Mit einem Marktwert von rund 2,3 Billionen Euro war Saudi Aramco im Jahr 2022 das zweitwertvollste Unternehmen der Welt hinter dem US-Konzern Apple.

Langjährige Ministerin

Daran angedockt hat nun eine österreichische Ex-Politikerin, wie STANDARD-Recherchen zeigen: Margarete Schramböck. Die ehemalige Telekom-Austria-Managerin war 2017 als Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin ins Regierungsteam des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) geholt worden und erhielt den Job auch unter Türkis-Grün wieder. Für viel Kritik sorgte unter anderem ihr gescheitertes Projekt "Kaufhaus Österreich". Im Mai 2022 war Schramböck zeitgleich mit Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ebenfalls ÖVP) von ihrem Amt zurückgetreten.

Seither fungiert sie als Unternehmensberaterin, wie DER STANDARD Mitte vergangenen Jahres berichtete. Im Juni 2022 ließ Schramböck eine neue Firma, die MSCH Management GmbH, ins Firmenbuch eintragen. Als Geschäftszweig ist im Firmenbuch Unternehmensberatung vermerkt. Die Bilanzsumme beträgt laut Firmenbuch rund 209.000 Euro (Stand Ende 2022).

Inzwischen hat sie auch einen zweiten Job. In sozialen Medien ebenso wie in arabischsprachigen Medien wird sie als "Board Member" der besagten Aramco-Tochter Aramco Digital geführt. Mit dieser englischsprachigen Bezeichnung können sowohl Vorstands- als auch Aufsichtsratsmitglieder gemeint sein – welche Funktion Schramböck genau bekleidet, geht aus den Berichten nicht hervor.

Begehrte Rednerin im arabischen Raum

In dieser Eigenschaft wird Schramböck beispielsweise im November bei einem Kongress "zur Beschleunigung der digitalen Transformation" im Sultanat Oman sprechen. "Wir freuen uns bekanntgeben zu dürfen, dass Margarete Schramboeck (sic!) sprechen wird – Board Member von Aramco Digital, internationale strategische Beraterin und CEO von MSCH Management sowie ehemalige Ministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort in Österreich", geben die omanischen Veranstalter über das Business-Netzwerk Linkedin bekannt.

Auch die omanische Zeitung "Oman Observer" berichtete Ende Juni, dass sich im "umfangreichen Angebot an herausragenden Rednern" Margarete Schramböck finde, "Board-Member bei Aramco Digital".

Es ist nicht die erste Veranstaltung dieser Art, an der Schramböck teilnimmt. Im Juni fand beispielsweise in der saudischen Hauptstadt Riad eine Podiumsdiskussion zum Thema "Digitale Wirtschaft und künstliche Intelligenz: Produktivität und Wachstum freisetzen" statt. Auch hier saß Schramböck auf dem Podium – in ihrer Eigenschaft als Aramco-Digital-Vorstandsmitglied, wie die saudische Zeitung "Arab News" berichtete.

Unglücklich gewählter Reisezeitpunkt

Schramböck machte sich auch in ihrer Zeit als Wirtschaftsministerin bereits für eine Annäherung an Saudi-Arabien stark. Im März 2022 etwa reiste sie mit dutzenden Unternehmensvertretern aus Österreich in den Golfstaat, der wegen seiner Menschenrechtsverletzungen ebenso international in der Kritik steht wie wegen seiner extrem konservativen Auslegung islamischer Religionsregeln. Später hagelte es Kritik an Schramböcks Reise, weil ausgerechnet am Tag zuvor in Saudi-Arabien 81 Menschen wegen Terrorismusvorwürfen hingerichtet worden waren. Was ihr heutiges berufliche Engagement betrifft, war Schramböck kurzfristig für keine Stellungnahme zu erreichen. (red, 8.8.2023)