Wenn es stimmt, was die Staatsanwaltschaft in Vorarlberg vermutet, nämlich dass im Bauwesen der Vorarlberger Landeskrankenhäuser seit einem Jahrzehnt durch fingierte Rechnungen Millionenbetrug begangen wurde, dann ist das erschreckend. Aber ein Aspekt dieser Affäre stimmt hoffnungsvoll: Die mutmaßlichen Malversationen wurden durch interne Untersuchungen im Siemens-Konzern entdeckt, der ebenfalls betroffen ist.

Compliance
Compliance fordert von Unternehmen Regeltreue ein. Das ist gesetzlich verankert und trägt nun Früchte.
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Das ist kein Zufall. In den vergangenen 20 Jahren haben Unternehmen viel Geld in Compliance investiert – in interne Kontrollsysteme, um Gesetzesverstöße zu verhindern. Was einst vor allem Großbanken betraf, ist heute auch für mittelgroße Unternehmen in fast allen Branchen verpflichtend.

Auslöser waren die verschärften Antikorruptionsgesetze der 2000er-Jahre. Nur wenn Unternehmen nachweisen konnten, dass sie alles getan haben, um Bestechung durch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden, konnten sie Strafen entgehen. Das gleiche Prinzip wurde auf Kartellverstöße, Gleichbehandlung und Datenschutz ausgeweitet – und nun auch zunehmend auf Menschenrechte und Umweltschutz.

Viele Unternehmen stöhnen unter den Kosten, die letztlich auf die Preise abgewälzt werden. Aber insgesamt hat sich dieser Kulturwandel ausgezahlt. Konzerne haben immer noch keinen besonders guten Ruf. Aber zumindest in Europa sind sie heute gesetzestreuer und sauberer als früher. (Eric Frey, 4.8.2023)