Papst Franziskus
Der Besuch in Lissabon ist die erste Auslandsreise des Papstes nach einer Bauchoperation.
AFP/MIGUEL RIOPA

Lissabon – Papst Franziskus hat sich in Portugal mit Opfern von sexuellem Missbrauch getroffen. In der Vatikanbotschaft in Lissabon empfing das katholische Kirchenoberhaupt am Mittwochabend eine Gruppe von 13 Personen, die in der Vergangenheit von Geistlichen missbraucht worden waren, wie das vatikanische Presseamt laut Kathpress mitteilte. Die Begegnung sei von einer Atmosphäre des "intensiven Zuhörens" geprägt gewesen.

Die Opfer wurden demnach von Vertretern kirchlicher Einrichtungen begleitet, die für den Schutz von Minderjährigen verantwortlich sind. Weiteres zum Inhalt des Treffens teilte der Vatikan zunächst nicht mit.

Video: Papst Franziskus ist zum Weltjugendtag in Portugal eingetroffen.
AFP

Franziskus war am Mittwoch in Portugal eingetroffen, wo er ab Donnerstag am katholischen Weltjugendtag mit mehreren Hunderttausend Jugendlichen teilnehmen wird. Das kirchliche Großereignis in Lissabon dauert bis Sonntag. Ein Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern war angekündigt worden, Ort und Zeit wurden im Vorfeld aber nicht bekanntgegeben.

Mehr als 4.800 Missbrauchsopfer seit 1950 in Portugal

Mitte Februar hatte eine von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Personen im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht worden waren. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei knapp elf Jahren; in 77 Prozent der Fälle waren Priester die Täter.

Eine finanzielle Entschädigung der Missbrauchsopfer lehnten die portugiesischen Bischöfe im März ab. Die Begründung: Missbrauchsfälle seien individuelle Straftaten. Stattdessen werde man der Opfer in einem Gottesdienst beim Weltjugendtag gedenken. Zudem wurde die Errichtung eines Mahnmals aus Anlass des Weltjugendtags angekündigt. Anfang Juli sagten die Bischöfe die Präsentation des Denkmals jedoch mit der Erklärung ab, es "werde noch geprüft".

Halb entfernter Protestbanner
4.815 Punkte symbolisieren die Missbrauchsopfer. Das Protestplakat wurde entfernt.
AP/Ana Brigida

Noch am Mittwoch sorgte eine Plakataktion von Betroffenen für Aufsehen. Die Gruppe This is our memorial errichtete an einer der belebtesten Straßen Lissabons eine große Plakatwand mit der Aufschrift "4.800+ von der katholischen Kirche in Portugal missbrauchte Kinder #WYT #JMJ", daneben 4.815 Punkte, die jedes einzelne Opfer repräsentieren sollen.