Vatikanstadt/Lissabon – Die erste Reise von Papst Franziskus nach seiner Bauchoperation vor knapp zwei Monaten ging nach Lissabon. Mittwochvormittag kam das 86-jährige Kirchenoberhaupt zu einem fünftägigen Besuch in Portugal an. Anlass ist der Weltjugendtag (WJT) der katholischen Kirche, zu dem in dieser Woche hunderttausende junge Christen aus aller Welt in Lissabon versammelt sind.

Papst Franziskus im Rollstuhl bei seiner Ankunft in Portugal.
Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Portugal.
AFP/MARCO BERTORELLO

Begonnen hat der internationale Weltjugendtag der katholischen Kirche bereits am Dienstag. Zu dem sechstägigen Glaubensfest werden hunderttausende junge Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt in der Hauptstadt Portugals erwartet, darunter rund 3.000 aus Österreich, wie Kathpress meldet.

Am Flughafen begrüßt

Papst Franziskus ist zum Auftakt seines Auslandsbesuchs in Portugal anlässlich des Weltjugendtages der katholischen Kirche (WJT) in Lissabon angekommen. Eine Sondermaschine landete am Mittwochvormittag in der portugiesischen Hauptstadt. Angesichts des WJT sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Flugzeug, er werde nach dem Fest "verjüngt" zurückkehren, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete.

Nach der offiziellen Begrüßung am Flughafen empfing der Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa den Papst im Amtssitz Palácio Nacional de Belém. Anschließend sollte Franziskus vor Vertretern der Zivilgesellschaft und geladenen Gästen sprechen. In der Vatikan-Botschaft wollte der Pontifex dann Ministerpräsident António Costa treffen.

Franziskus will Missbrauchsbetroffene treffen

Es ist der vierte Weltjugendtag für Franziskus. Zuvor nahm er in Rio de Janeiro (2013), Krakau (2016) und Panama (2019) teil. Zu den Höhepunkten des Besuchs zählen die Begegnung mit kranken Jugendlichen im Wallfahrtsort Fátima, wo er voraussichtlich für den Frieden beten wird, das Abendgebet am Samstag sowie die Heilige Messe am Sonntag.

Franziskus soll bis Sonntag vor Ort bleiben. Am Donnerstagabend wird er erstmals auf einer großen Bühne des Weltjugendtags auftreten. Höhepunkte des Jugendtreffens sind ein Kreuzweg am Freitag, eine abendliche Vigilfeier am Samstag und die große Freiluft-Sonntagsmesse mit dem Papst auf einem Gelände am Ufer des Flusses Tejo (der ORF überträgt ab 9.35 Uhr live). Am Samstagvormittag macht der Papst außerdem einen Kurzbesuch im Marienwallfahrtsort Fatima. Während seiner Reise will Franziskus laut Vatikan-Pressesprecher Matteo Bruni auch Missbrauchsbetroffene treffen.

800 Österreicherinnen und Österreicher am Dienstag dabei

Den Eröffnungsgottesdienst des WJT am Dienstagabend hielt Lissabons Erzbischof Manuel Clemente. An der Messfeier im Parque Eduardo VII. in Lissabon nahmen nach Schätzungen der Ordnerdienste rund eine Viertelmillion Menschen aus allen Kontinenten teil.

Lissabons Erzbischof Manuel Clemente hielt den Eröffnungsgottesdienst am Dienstag.
Lissabons Erzbischof Manuel Clemente hielt den Eröffnungsgottesdienst am Dienstag.
AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Bereits am Dienstagvormittag fand in der Deutschen Schule in Lissabon das traditionelle Treffen der Österreicherinnen und Österreicher beim Weltjugendtag statt. Sie werden unter anderem von Jugendbischof Stephan Turnovszky und den Bischöfen Wilhelm Krautwaschl, Hermann Glettler und Josef Marketz begleitet.

"Die jungen Menschen sind die 'VIP' der Kirche und des Weltjugendtags", läutete der Innsbrucker Bischof Glettler das "Österreich-Treffen" ein. Rund 800 junge Christinnen und Christen nahmen am Dienstagvormittag an der Begegnung österreichischer Pilger in der Deutschen Schule teil. Der Innsbrucker Bischof rief die jungen Gläubigen dazu auf, die "Buntheit" des WJT zu nutzen, um die "Vielstimmigkeit der Kirche" kennen und schätzen zu lernen.

Tausende Jugendliche am katholischen Weltjugendtag in Lissabon
Bis zu 1,2 Millionen Menschen werden von den Veranstaltern in Lissabon erwartet.
AP/Ana Brigida

Junge Menschen können eine Stadt verwandeln und durch den WJT "einen Moment der Einheit leben", die im Papst "personal sichtbar wird", betonte Jugendbischof Turnovszky. Die Welt habe eine Sehnsucht nach Einheit, zeigte sich der Wiener Weihbischof überzeugt. In Lissabon könnten die Pilger im Namen des Glaubens eine gute Zukunft für alle vorbereiten und im Glauben gemeinsam etwa bewegen. "Ihr zeigt der Welt, dass man als Brüder und Schwestern gut miteinander leben kann", so der Jugendbischof. "Der Weltjugendtag tut der Welt gut."

Proteste angekündigt

Rund 600.000 Jugendliche und junge Erwachsene aus 184 Ländern haben sich nach Angaben der Organisatoren als Dauerteilnehmer für den WJT registriert. Die meisten von ihnen kommen aus Spanien, Italien, Frankreich, Polen, den USA und Portugal. Zu den Hauptereignissen, dem Abendgebet mit Franziskus am Samstag und der Schlussmesse am Sonntag, erwarten die Veranstalter eine noch weitaus größere Zahl an Gläubigen. Bei der Organisation des Großtreffens helfen rund 20.000 Freiwillige aus 150 Ländern mit.

In Portugal löst die Großveranstaltung jedoch nicht nur Begeisterung aus. Für das Land ist es nach Regierungsangaben die größte jemals organisierte Veranstaltung. Die Veranstalter gehen von mindestens 1,2 Millionen Teilnehmern aus. Ministerpräsident António Costa sagte, das Event werde von "unvorstellbarem" Nutzen sein.

Kunstaktion vor dem Kölner Dom
Aus Protest gegen die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hat der Aktionskünstler Dennis Josef Meseg zu Beginn des Weltjugendtags eine Installation aus 333 kleine Schaufensterpuppen vor dem Köllner Dom aufgestellt. Die in weiße und purpurfarbene Bänder gewickelten Puppen sollen Kinder symbolisieren, die mit einem Finger auf den Dom zeigen.
IMAGO/Guido Schiefer

Eine im Februar veröffentlichte Studie, nach der in der portugiesischen Kirche mindestens 4.815 Kinder sexuell missbraucht wurden, löste Empörung aus und überschattete die Vorbereitung auf den WJT. Aber auch die Event-Finanzierung mit mindestens 70 Millionen Euro öffentlicher Gelder, die Sperrung vieler Straßen und die Entfernung von Obdachlosen aus den Straßen weckten Unmut. Für die Tage des Papstbesuches wurden mehrere Proteste angekündigt. (APA, red, 2.8.2023)