Hitze in der Stadt Wien
Wenn es tagsüber über 30 Grad heiß ist, kühlt es insbesondere in den Städten oft nicht mehr unter 20 Grad ab. Einen kühlenden Effekt haben Bäume. Wien setzt auch auf Wasserinstallationen.
APA/Roland Schlager

Die aktuelle überregionale Hitzewelle ist nicht nur tagsüber ein Thema, sondern beschäftigt viele auch in der Nacht: So wurde am Wochenende in der Nacht auf Sonntag in gleich sieben von neun Bundesländern in Österreich eine Tropennacht verzeichnet. Das bedeutet, dass die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius gesunken ist. Nur in Vorarlberg und der Steiermark wurde knapp keine Tropennacht verzeichnet. Bei mehreren solcher Nächte ohne wirkliche Abkühlung in Folge ist an einen geruhsamen Schlaf bei offenem Fenster nicht mehr zu denken.

Trotz eines leichten Temperaturrückgangs in den kommenden Tagen und prognostizierter Höchstwerte von 33 statt 36 Grad wie vergangene Woche bleiben kühlere Nächte vorerst verbreitet Mangelware: So geht Alexander Orlik von der Geosphere Austria (ehemals ZAMG) davon aus, dass in Wien weitere Tropennächte bis inklusive Mittwoch "sehr wahrscheinlich" sind, wie er dem STANDARD sagte. In der Nacht auf Montag betrug das Temperaturminimum bei der Wetterstation Innere Stadt 23,2 Grad Celsius. Es war die zehnte Tropennacht in der Wiener City in diesem Jahr. Weitere dürften in dieser Woche auch angesichts der aufgeheizten Stadt noch bevorstehen, ehe es voraussichtlich zu einer leichten Abkühlung kommt.

Trend zeigt nach oben

Auch wenn derzeit schon schlafraubend hohe Temperaturen in Wiener Schlafzimmern anderes vermuten lassen: Herausragend ist der Sommer 2023, was heiße Nächte betrifft, noch nicht. Aber es ist auch erst Mitte Juli. Die Anzahl der Tropennächte hat sich in den vergangenen Jahren jedenfalls deutlich erhöht. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren laut Orlik fortsetzen.

Bei der Wiener Station Hohe Warte wurden im Zeitraum 1961 bis 1990 ein bis zwei Tropennächte pro Jahr verzeichnet. Zwischen 1991 und 2020 waren es bereits mehr als sechs jährlich. Bei der Station Innere Stadt wurden im gleichen Zeitraum durchschnittlich schon mehr als 21 Tropennächte registriert. Der bisherige Rekord liegt bei jeweils 41 heißen Nächten 2018 und 2019.

Im etwas höher gelegenen Kärntner Villach waren Tropennächte einst ein ausgesprochen seltenes Ereignis: Zwischen 1930 und 2009 gab es laut Ubimet nur fünf solcher Nächte insgesamt. Seit 2010 wurden bereits 21 solcher Nächte registriert – die bisher letzte in der Nacht auf Sonntag.

Zu heiß, zu trocken: Stadt Wien verhängt Grillverbot

Da es auch schon lange nicht mehr geregnet hat, hat die Stadt Wien am Montag ein Grillverbot für alle öffentlichen Grillplätze verhängt. Der Boden der Wälder und Wiesen sei bis in Tiefen von über 20 Zentimeter vertrocknet, teilte das Forstamt mit. Auch das Rauchen, das Hantieren mit offenem Feuer und Licht sind untersagt.

Über Regen würde sich auch die Vegetation freuen, die für eine kühle Stadt eine wichtige Rolle spielt. Bäume sind gute Schattenspender und verdunsten über ihre Blätter zudem bis zu mehrere hundert Liter Wasser am Tag, gibt Robert Korab zu bedenken; er ist Geschäftsführer der Raum und Kommunikation GmbH und Vortragender zur "Stadt im Klimawandel" am Institut für Städtebau und Landschaftsarchitektur an der TU Wien.

Wichtig ist auch der Untergrund: Beim sogenannten Schwammstadtprinzip wird Niederschlag durch Schichten aus Schotter und Sand gespeichert und fließt nicht gleich ins Grundwasser ab. Dadurch haben die Pflanzen länger Wasser. In Wien wurde derlei zum Beispiel in der Seestadt Aspern angewendet.

Welchen Unterschied Bäume machen können, haben laut Korab zum Beispiel Messungen im Rathauspark gezeigt, die um elf Grad weniger ergaben als in unmittelbarer Nähe. Das sei ein außergewöhnlich großer Unterschied.

Auch die Oberflächengestaltung in Städten ist wichtig, helle Farben speichern weniger stark Wärme – was bei dunklem Asphalt, der in der Sonne 60 Grad heiß werden kann, oft besonders spürbar wird.

Wenn die Sonne tief steht

Beim Bau neuer Gebäude wird die Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen eine immer wichtigere Rolle spielen, meint Korab. Problematisch seien vor allem Fenster Richtung Westen und Osten, da dort die Sonne tief steht und weit in Räume hineinstrahlt.

Mittlerweile kümmern sich viele Städte aktiv um Abkühlung – auch im Wiener Stadtentwicklungsplan 2025 stehen Maßnahmen, weiters gibt es einen Strategieplan zu "Urban Heat Islands" und den Hitzeaktionsplan. Die Stadt gibt sich gern "grün" und "cool" – dank 8200 Hektar Wald und 1800 Hektar Grünanlagen. Auch kühlende Installationen gibt es, etwa 112 Nebelduschen und -stelen, die Korab allerdings als "reine Kosmetik mit Wohlfühleffekt" bezeichnet. Mit all dem sei Wien im internationalen Vergleich nicht hintennach mit Maßnahmen gegen Hitze, aber auch nicht ganz vorn dabei. (David Krutzler, Gudrun Springer, 17.7.2023)