Formel 1, Ferrari, Spielberg, Strafen
Charles Leclerc bewegte hier seinen Ferrari noch im erlaubten Bereich, zumal er die weiße Begrenzungslinie noch nicht überschritt.
APA/ERWIN SCHERIAU

Was war das für ein Tohuwabohu? Um 21.45 Uhr, erst 317 Minuten nachdem Max Verstappen beim Grand Prix von Österreich als Erster über die Ziellinie gefahren war und seinen siebenten Saisonsieg recht souverän bewerkstelligt hatte, wurde das Ergebnis des neunten Saisonrennens der Formel 1 offiziell. Grund dafür war, dass die Rennleitung nicht weniger als 1.200 Situationen zu prüfen hatte, in denen Fahrer mit ihren Boliden mutmaßlich die Streckenbegrenzung komplett überschritten haben. Dafür reichte die Zeit während des Rennens nicht aus. Letztlich wurden 130 Verstöße gegen das sogenannte Track-Limit geahndet, die letztlich freilich auch Auswirkungen auf das Resultat hatten.

Das Image des gehypten Hochglanzsports hat am Sonntag ein paar Schrammen abbekommen. Einerseits sieht sich die Rennleitung um den Deutschen Niels Wittich mit Kritik konfrontiert, für Chaos gesorgt zu haben. Andererseits mussten sich Fahrer den Vorwurf gefallen lassen, wie Amateure zu agieren. Allerdings sind die weißen Begrenzungslinien aus dem Auto heraus nur schlecht exakt wahrzunehmen, gerade in schnellen Kurven ist das Abschätzen des Limits herausfordernd. Die Schaffung eines Kiesbetts könnte diesbezüglich dienlich sein, um durch abschreckende Wirkung ein Verlassen der Rennstrecke im Idealfall zu vermeiden.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch die Motorrad-WM in der Steiermark Station macht. Die flachen Kerbs, die in den problematischen Kurven verbaut sind, machen vor allem für die Sicherheit der Zweiradfahrer Sinn. Dünne Randsteine, sogenannte Sausage-Kerbs, die in der Vergangenheit Formel-1-Fahrer vom Überschreiten des Streckenlimits abhielten, wurden 2020 auf Drängen der Teams entfernt, weil sie Schäden an Frontflügeln und Radaufhängungen verursachten und zu enormen Kosten führten. Seither müssen "Linienrichter" prüfen, ob sich die Wagen ordnungsgemäß auf der Strecke bewegen.

Für die Fahrer und die Zuschauer ist der aktuelle Zustand nicht akzeptabel. Ein Rennen wie jenes am Sonntag in Spielberg läuft Gefahr, zur völligen Farce zu werden. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff brachte zwei Lösungsansätze vor: Entweder kehre man zu den Sausage-Kerbs zurück oder erlaube einfach, die schnellste Linie zu fahren. Dazu bietet sich noch eine dritte, wesentlich einfachere, Variante an: Die Fahrer sollten sich einfach an die Regeln halten, als wären sie gewöhnliche Verkehrsteilnehmer, die auf örtliche Gegebenheiten Rücksicht nehmen müssen. (Thomas Hirner, 3.7.2023)