Zwei Hände vor blauem Himmel, eine hält eine Sonnencreme, auf der anderen ist ein Gesicht aus Sonnencreme aufgezeichnet
Beim Kauf der besten Sonnencreme gilt es einiges zu beachten. Viele wollen wissen: Was ist der beste Filter?
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Endlich Ferien! Für den perfekten Urlaub braucht es oft gar nicht viel. Aber eines ist essenziell: guter Sonnenschutz! Die Auswahl ist groß, man kann sich in der Apotheke beraten lassen und dabei einiges ablegen, oder man greift preisbewusst im Drogeriemarkt zu. Neben gutem Sonnenschutz achten manche auf unbedenkliche Inhaltsstoffe, die auch die Umwelt möglichst wenig belasten. Und einige setzen auf Produkte aus Naturkosmetik. Während für viele organische Filter in Ordnung sind, bevorzugen andere mineralischen Schutz. Die Auswahl an Produkten ist jedenfalls riesig, es kann schwerfallen, die für sich beste Entscheidung zu treffen.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie Sonnencreme eigentlich funktioniert. Der Großteil der Produkte arbeitet mit einer Kombination verschiedener, synthetisch hergestellter organischer Sonnenfilter, um möglichst gut sowohl vor UVA- als auch vor UVB-Strahlen der Sonne zu schützen. Die Filter entschärfen auf die Haut auftreffende UV-Strahlung, indem sie diese absorbieren und durch eine physikalische Reaktion in Wärme umwandeln. Dadurch entstehen weniger Schäden in den Zellen der Haut. Die Filtermoleküle sind dabei winzig klein und in der Zubereitung als Creme, Lotion oder Gel aufgelöst. Diese Sonnenschutzprodukte verteilen sich daher gut, es verbleibt kein weißer Film auf der Haut zurück. Sie lassen sich außerdem später wieder gut abwaschen, sodass die Filter nicht auch noch nachts auf der Haut bleiben.

Kein Eindringen in die Haut

Allerdings ist bislang wissenschaftlich nicht ganz sicher geklärt, inwieweit diese Filtermoleküle durch die Haut in den Körper vordringen können – eben weil sie so klein sind. So ein Eindringen wäre nicht wünschenswert, für manche der organischen Filter wurde eine hormonähnliche Wirkung nachgewiesen. "Allerdings kann man diese eher vernachlässigen, wenn die Haut gesund ist. Die gängige wissenschaftliche Meinung ist, dass üblicherweise nicht so viel Sonnenschutzmittel aufgetragen wird, dass das ein Problem ist", sagt Wolfram Hötzenecker, Leiter der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Kepler-Universitätsklinikum in Linz. Entsprechende Studien seien überwiegend an Tieren durchgeführt worden, unter Bedingungen, die weit über dem normalen Gebrauch liegen, was Anwendungshäufigkeit und aufgetragene Menge anbelangt. Die Schutzwirkung der Produkte vor Sonnenbrand und Hautkrebs übersteige daher nach aktuellen Bewertungen ein mögliches Risiko.

Sicher ist dagegen, dass manche Menschen auf organische UV-Filter wie zum Beispiel Benzphenone, Ethylhexyl Dimethyl PABA und Octocrylen oder aber auf Zusatzstoffe wie Parfüme allergisch reagieren. "Aber auch das kommt relativ selten vor", sagt Hötzenecker. Mit einem speziellen Allergietest lassen sich die allergieauslösenden Substanzen identifizieren. Dann muss man auf ein Produkt ausweichen, das die nachgewiesenen Allergene nicht enthält. "Generell sollte man besser zu Sonnenschutzmittel ohne Duftstoffe greifen."

Übrigens gilt: ein Produkt, eine Saison. Bleibt etwas in der Tube, sollte man das im nächsten Sommer nicht weiter verwenden. Möglicherweise lässt nämlich die Schutzwirkung nach. Viel relevanter ist aber, dass der sehr häufig eingesetzte Schutzfilter Octocrylen sich mit der Zeit in Benzophenone umwandelt, wenn die Tube länger in der Sonne liegt. Und diese stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Octocrylen gilt zudem als einer der Filter, die derzeit auf ihre möglicherweise schädliche Wirkung auf Korallenriffe untersucht werden.

Mineralische Filter

Obwohl organische Filter als unbedenklich gelten, haben manche Bedenken, sie greifen lieber zu Sonnenschutz mit anorganischem oder "mineralischem" Filter. Damit arbeiten vor allem Produkte aus dem Bereich der Naturkosmetik. Hier gibt es zwei zugelassene Substanzen: Titandioxid (Abkürzung TiO2) und Zinkoxid (ZnO). Die Partikel legen sich wie kleine Spiegel auf die Haut und absorbieren, reflektieren und zerstreuen das Sonnenlicht, sodass es die Haut gar nicht erst erreicht. Beide anorganischen Filter haben kein nennenswertes Allergiepotenzial. Sie gelten im Vergleich zu organischen Filtern außerdem als stabiler gegen die UV-Strahlung, weil sie sich beim Sonnenbaden nicht abbauen. Nachcremen ist, gerade an einem langen Badetag, aber trotzdem nötig.

Cremen mit mineralischen Filtern haben aber ein Problem: Da die von Natur aus weiß glänzenden Partikel mit einer Länge von über 100 Nanometern (nm) um Dimensionen größer sind als die organischen Filtermoleküle, lassen sie sich weniger gut auf der Haut verschmieren. Fast alle diese Cremes und Lotionen hinterlassen deshalb einen weißen Film auf der Haut. Dieser Effekt verstärkt sich noch, wenn die Haut nass wird. Er ist außerdem umso stärker, je höher der Lichtschutzfaktor ist, da sich damit auch die Menge der zugesetzten Filterpartikel erhöht. Besonders an rauen Stellen wie Ellenbogen ist das zu sehen. Dort sammeln sich die Partikel in den Hautfalten und lassen sich schwer abduschen. Das ist optisch nicht schön, es kann aber auch ein Vorteil sein: "Man weiß genau, wo man sich eingecremt hat und welche Hautpartien man womöglich vergessen hat", sagt Dermatologe Hötzenecker.

Mittlerweile haben daher viele Hersteller auch Cremes in Angebot, bei denen die mineralischen Partikel auf Nanogrösse reduziert sind – das ist ein Milliardstel von einem Meter. Dadurch wird das "Weißeln" stark reduziert, die schützenden Filter verteilen sich beim Eincremen auch gleichmäßiger auf der Haut. Das sieht schöner aus und erhöht die Schutzwirkung. Zu erkennen sind diese Produkte am Zusatz "nano" auf der Verpackung. Dass die Nanopartikel in die gesunde Haut eindringen und sich im Körper ansammeln, gilt mittlerweile als ausgeschlossen. "Ein Nanopartikel kann sich gar nicht durch die engen Strukturen der Hornschicht durchzwängen", weiß der Experte. Anders sieht es bei Produkten in Sprayform aus. Hier bestünde die Möglichkeit der Inhalation. Da es dazu keine ausreichenden Sicherheitsdaten gibt, sind diese nicht zugelassen.

Niedrigere Schutzwirkung

Ansonsten gibt es aber keine Sicherheitsbedenken. Auch die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) urteilt: Sonnenschutzprodukte mit Nanopartikeln in Form einer Lotion, Creme oder Gel können nach aktuellem Forschungsstand als unbedenklich bezeichnet werden. Bei rissiger oder beschädigter Haut wie bei Neurodermitis oder Schuppenflechte ist jedoch Vorsicht geboten. "Erkrankte, entzündete Haut sollte möglichst nur mit Kleidung geschützt werden", betont Hötzenecker.

Und es gibt noch einen Einwand gegen Produkte mit mineralischem Filter: "Solche anorganischen Filter können im Grunde keinen hohen Lichtschutzfaktor von 50+ erreichen. Ihre Schutzleistung ist also niedriger als jene von organischen Filtern", weiß der Experte. Moderne Sonnenschutzpräparate setzen daher oft auf eine Mischung aus organischen und anorganischen UV-Filtern. "Dadurch ist ein hoher Schutz über das gesamte UV-Spektrum möglich. Eventuelle unerwünschte Nebeneffekte durch die geringeren Konzentrationen der einzelnen Filter werden dadurch weniger, und die kosmetische Akzeptanz ist besser".

Unklar ist bei allen Formen, egal ob bei Nanopartikeln oder organischen Filtersubstanzen, wie sie sich auf die Umwelt auswirken, etwa wenn sie beim Duschen ins Abwasser geraten oder in Seen, Flüssen und im Meer von der Haut abgespült werden. Das wird in aktuellen Forschungsprojekten untersucht. Diese Frage ist auch deshalb so relevant, weil fast alle Sonnenschutzfilter schon in nahezu allen Gewässern der Welt nachgewiesen worden sind, sogar im Schweizer Jörisee beim Flüelapass in 2.489 Meter Seehöhe.

Vitamin-D-Produktion nicht gehemmt

Schließlich stellt sich bei gutem Sonnenschutz eine Frage, die doch viele beschäftigt: Was passiert mit der körpereigenen Vitamin-D-Produktion, wenn man die Haut vor Sonnenstrahlung schützt? Denn das unter anderem für Knochenbau und Immunsystem notwendige Vitamin wird dadurch produziert, dass UV-Strahlung in die Haut eindringt. Studien zufolge muss man sich deshalb aber keine Sorgen machen, es gibt keine Hinweise darauf, dass das Auftragen von Sonnencreme den Vitamin-D-Haushalt negativ beeinträchtigen könnte.

Dazu kommt, dass bereits ein kurzer Aufenthalt in der Sonne die Vitamin-D-Produktion ankurbelt. Und gerade bei kurzem Aufenthalt im Freien tragen viele Menschen gar keine Sonnencreme auf oder verwenden zu wenig davon. Sonnenschutz blockiert außerdem hauptsächlich jene Wellenlängen, die die Haut schädigen. Vitamin D wird durch Wellenlängen in der Haut produziert, die die Sonnencreme nicht blockt. Insgesamt überwiegt der nachgewiesene Nutzen von Sonnencreme als wirksame Vorsorge gegen Sonnenbrand und Hautkrebs sowie vorzeitige Hautalterung eine mögliche Beeinträchtigung der Vitamin-D-Produktion deutlich. Das kann man nämlich im Bedarfsfall substituieren. (Andreas Grote, 4.7.2023)