Ein Kunde hält seine Smart Watch über ein Bezahltool und bezahlt so bargeldlos.
Bezahlen via Karte, Handy oder Smart Watch wird immer beliebter. Doch bei den Anbietern gibt es ein starkes Stadt-Land-Gefälle.
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Die Corona-Pandemie hat das Zahlungsverhalten der Österreicher verändert. Vor allem zu Beginn der Pandemie wurde von Bargeld abgeraten – damit sind viele Menschen auf bargeldloses Zahlen via Karte oder Handy umgestiegen. "Auch die Jungen treiben den Markt voran", sagt Mario Mathera, Geschäftsführer für Österreich und Deutschland bei GlobalPayments. Doch noch ist Kartenzahlung in Österreich nicht üblich. Vor allem im Dienstleistungsbereich – kleine Friseure, in Arztpraxen oder auch beim Heilmasseur, der nach Hause kommt – könne oft nur bar gezahlt werden. Ein Umstand, den GlobalPayment mit einer neuen Lösung verändern möchte.

Gewerbetreibende können auf ihr Handy (aktuell nur bei Android) eine Software herunterladen, die das Handy in ein Terminal verwandelt. Bargeldloses Bezahlen sei damit in viel mehr Bereichen möglich als bisher. Studien hätten zudem gezeigt, dass jene Händler oder Gastronomen, die ihren Kunden die Wahlmöglichkeit geben, einen Push beim Umsatz erleben. Händler hätten von einem Umsatzplus von bis zu 30 Prozent nach Einführung einer Karten-Zahlung berichtet, sagt Mathera. In der Gastro seien es 17 bis 20 Prozent.

Sorge um das Trinkgeld

Gerade in der Gastro hätten vor allem die Kellner Angst, dass sie bei bargeldloser Zahlung um ihr Trinkgelt umfallen. Dafür gebe es nun auch eine Lösung, die selbst Karl Jan Kolarik, Geschäftsführer vom Schweizerhaus, überzeugt hat. Seit heuer können Stelze, Schnitzel, Bier und Co im ältesten Biergarten Wiens bargeldlos bezahlt werden. Das neue Tool bietet den Gästen mehrere Trinkgeldoptionen. Sie können wählen, ob sie einen individuellen Betrag geben wollen oder, ob der Kellner acht, zehn oder zwölf Prozent aufschlagen darf. Wie hoch die Rechnung damit wäre, wird den Gästen am Display ersichtlich. "Die Kellner sind zufrieden", sagt Kolarik. Der Druck der Gäste nach Kartenzahlung sei groß gewesen. Bereits 45 Prozent der Zahlungen liefen nun bargeldlos. Bis zum Ende der Saison geht Kolarik davon aus, dass die Hälfte des Umsatzes bargeldlos fließen werde.

Bei Mastercard hat man im Vorjahr einen Gastro-Schwerpunkt gesetzt, sagt Christian Schicker, Head of Business Development Mastercard Österreich. Die Gebühren für Payment-Terminals seien stark gesunken. Mit 0,3 Prozent pro Transaktion lassen die Experten das Argument hoher Gebühren nicht mehr gelten. Das Gefälle bei der Akzeptanz sei aber enorm. In Wien ist die Wahlmöglichkeit groß, am Land nicht. In Skihütten oder bei vielen Events im ländlichen Raum gelte noch immer: nur Cash ist fesch. Auch in Taxis in Innsbruck oder Salzburg sei es mehr ein Zufall, wenn Kartenzahlung akzeptiert würde. (Bettina Pfluger, 20.6.2023)