Neugeborenes
Die Geburt ist für werdende Eltern immer von Nervosität begleitet. Die Corona-Pandemie verschärfte dies vielfach.
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Eine Geburt ist für Eltern zweifellos eine aufregende, aber auch anstrengende Ausnahmesituation. Das gilt umso mehr, wenn durch eine Pandemie ohnehin schon eine herausfordernde Situation herrscht. In einer neuen Studie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe OÖ wurden Väter, deren Partnerin während der Pandemie ein Kind zur Welt gebracht hatte, befragt, wie es ihnen selbst in dieser speziellen Lage erging.

Erhöhte Vorsicht

Denn wie vieles im Gesundheitsbereich waren auch Geburten nicht im normalen Setting möglich. In den Krankenhäusern des Landes war besondere Vorsicht vor einer Covid-Erkrankung geboten. Von den restriktiven Schutzmaßnahmen waren auch die Gebärenden und ihre Begleitpersonen betroffen. Die werdenden Väter waren oft stark verunsichert und durften zum Teil erst sehr spät zu ihren Partnerinnen ins Krankenhaus, wie sich in der Untersuchung zeigte. Die Angst, die Geburt zu verpassen oder sich vor der Geburt mit Covid anzustecken, war groß.

"Die Erkenntnisse aus den Interviews haben uns sehr gefreut, denn die Studie zeigt, dass Väter immer mehr in ihre Rolle als Beziehungsperson für Kinder hineinwachsen", sagt Barbara Schildberger, Professorin an der FH für Gesundheitsberufe OÖ. Alle Befragten zeigten Verständnis für die Einschränkungen, die sich aufgrund der Pandemie ergaben. Die Vorstellung einer Ansteckung des Neugeborenen war so beängstigend, dass die Maßnahmen gerne akzeptiert wurden.

Bindung zum Nachwuchs

Es gab auch die Befürchtung, dass Väter in der ersten Phase, in der sich die Familie neu finden und eine Beziehung aufbauen muss, nicht die Möglichkeit haben könnten, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Aus anderen Studien ist bereits bekannt, dass Kinder, wenn sie krankheitsbedingt längere Zeit von ihren Eltern getrennt sind, sehr wohl in der Lage sind, die fehlende Zuwendung nachzuholen und eine intensive Bindung aufzubauen.

Oft sind es gerade die Eltern, die zu Beginn keine Möglichkeit zum Aufbau dieser Bindung haben, die ihre Kinder später mit Liebe überschütten. Die nun an der Erhebung Teilnehmenden wurden unter anderem danach gefragt, in welcher Phase der Pandemie ihr Kind geboren wurde. So sollte erhoben werden, ob es strikte Restriktionen gab oder nur Verkehrsbeschränkungen und ob man im Krankenhaus anwesend sein durfte oder nicht.

Es wurde berichtet, dass die Väter bei strikter Absperrung die Frauen teilweise am Eingang absetzten und drei Tage später wieder abholen durften. In manchen Krankenhäusern wurden die Väter hingegen gleich mit aufgenommen, wofür es oft wenig Verständnis vonseiten des Arbeitgebers gab. Im Fragebogen wurde auch nach der Informationsweitergabe gefragt. Die Väter erwähnten, dass sie sich mehr Aufklärung über die Situation gewünscht hätten. Etwa dazu, wie es ihrer Partnerin geht, oder auch dazu, was weiter geschieht.

Mehr Informationen über Besuchszeiten wären ebenso wünschenswert gewesen wie Auskünfte dazu, wie man von Notfällen erfährt oder wie man informiert wird, wenn die Frau etwas braucht. Unverständnis, Ärger und Wut über die Maßnahmen wurden jedoch von keinem der Befragten wahrgenommen, da die gesunde Heimkehr von Mutter und Kind im Vordergrund stand.

Neue Vaterrollen

Für die Väter war es sehr schwer, ihre Partnerinnen nicht sehen zu können. Als angenehm wurde die Möglichkeit für einen kurzen täglichen Besuch empfunden. Dies gab ihnen die Chance, sich kurz selbst davon zu überzeugen, dass es der Frau und dem Kind gut geht. Obgleich die Zeit der Corona-Pandemie für Gebärende und auch ihre Partner keine einfache war, ergaben sich auch durchaus positive Aspekte. So kann hervorgehoben werden, dass Frauen, die ein Kind geboren hatten, während der Pandemie früher aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

Dieser Umstand kam den Familien zugute, da die Frauen nicht isoliert im Krankenhaus lagen. "Die Studie brachte sehr positive Ergebnisse hervor. Wir haben eine ganz tolle neue Generation von Vätern, die ihre Vaterrolle ernst nehmen", sagt Schildberger.

"Sie haben es sehr vermisst, gleich nach der Geburt mit ihren Kindern kuscheln zu können. Das sind Motive, die Väter vor 50 oder 60 Jahren noch nicht hatten", ergänzt die Forscherin. Väter wollen immer mehr einbezogen werden. In der Schwangerschaftsbegleitung, bei der Geburt und auch in der Wochenbettbetreuung. Auf diese Weise kann die Familie als Ganzes ein viel besseres und harmonischeres Umfeld bieten, in dem Kinder gesund aufwachsen können.

In einer weiteren Studie der FH für Gesundheitsberufe OÖ wurden gleichgeschlechtliche Paare zur Elternschaft befragt. Das heteronormative Modell ist keine Garantie für eine funktionierende Familie, das Kind braucht Bezugspersonen, die verlässlich da sind. Eine Erkenntnis der nun durchgeführten Studie ist sicherlich, dass Männer für sich eine neue Rolle in der Begleitung ihrer Kinder und Partnerinnen definiert haben. Und das ist gut so. (Karin Grabner, 20.6.2023)