Das Vertrauen in Nachrichten ist weiter im Sinken. Während in Finnland 69 Prozent der Menschen an die Korrektheit von Nachrichten glauben, sind es in Griechenland nur 19 Prozent. Global gesehen sagen 40 Prozent der Befragten, dass sie dem Großteil der Nachrichtenquellen in den meisten Fällen vertrauen. Ein Minus von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2022.

In Österreich vertrauen 38,3 Prozent meistens den Nachrichten. Nach dem sprunghaften Anstieg 2021 bedeutet dies einen deutlichen Rückgang um insgesamt acht Prozentpunkte seit 2021 und einen Rückgang von 2,3 Prozentpunkten im Jahresvergleich 2022/23. 

Vertrauen in Medien steigt nach Trump wieder

Interessant ist beim Blick auf die USA, welchen Einfluss Politikerinnen und Politiker auf die Nutzerinnen und Nutzer von Medien haben. Unter der Präsidentschaft des Demokraten Joe Biden konnten die Medien an Vertrauen zurückgewinnen. Dennoch sagen nur 32 Prozent der Befragten (plus sechs Prozentpunkte), dass sie den Nachrichten vertrauen. 

Diese Zahlen gehen aus dem am Mittwoch veröffentlichten Digital News Report (DNR) hervor, der mit knapp 94.000 Befragten in 46 Ländern weltweit größten Studie zu Medientrends. Sie wird vom Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford organisiert. 

56 Prozent der weltweit Befragten machen sich Sorgen, dass sie Fake News nicht mehr als solche identifizieren können. Unter jenen, deren primäre Informationsquelle Social Media sind, steigt der Prozentsatz auf 64.

TV als häufigste Nachrichtenquelle

TV-Nachrichtenprogramme bleiben in Österreich auch in diesem Jahr mit 54,1 Prozent die am häufigsten verwendete Nachrichtenquelle. 47 Prozent holen sich ihre Nachrichten via Radio, 37,5 Prozent über gedruckte Zeitungen und 37 Prozent über Websites oder Apps von Zeitungen. Als Hauptnachrichtenquelle der Österreicherinnen und Österreicher fungieren Fernsehnachrichten. Allerdings mit 28,9 Prozent mit einem Verlust gegenüber dem Vorjahr von 4,3 Prozentpunkten. Für die Onlineangebote von Tageszeitungen und Radionachrichten ergibt sich ein Zugewinn von einem Prozentpunkt auf 14,6 bzw. 13,9 Prozent. Soziale Medien sind für 13,6 Prozent die wichtigste Nachrichtenquelle. Bei der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen ist dieser Wert mit 38,1 Prozent am höchsten.

Facebook verliert, Tiktok gewinnt

Betrachtet man die Nutzung von sozialen Medien für Nachrichten, so bleibt Facebook in Österreich mit 23,7 Prozent an vorderster Stelle, dicht gefolgt von Youtube (21,3 Prozent), Whatsapp (20,4 Prozent), Instagram (12,6 Prozent) und Tiktok (5,8 Prozent). Weltweit verliert Facebook für News weiter an Bedeutung. 28 Prozent der Befragten sagten, dass sie Facebook für den Konsum von Nachrichten genutzt haben – im Jahr 2016 waren es noch 42 Prozent. Das rasanteste Wachstum wird der Videoplattform Tiktok bescheinigt, die 44 Prozent der 18- bis 24-Jährigen nutzen; 20 Prozent für News.

ORF und STANDARD am vertrauenswürdigsten

Das Vertrauen in österreichische Nachrichtenmarken ist im Vergleich zum Vorjahr 2022 recht konstant und wieder mit teils leichten Zugewinnen. Die höchsten Vertrauenswerte haben laut Österreich-Bericht des DNR auch 2023 der ORF und DER STANDARD. 60,9 Prozent halten die ORF-Nachrichten für vertrauenswürdig, beim STANDARD sind es 58 Prozent. Dahinter folgt die "Presse" mit 55,6 Prozent. Schlechter schneiden die Boulevardmedien ab. "Heute" halten 31,1 Prozent für vertrauenswürdig, oe24.at 34,6 Prozent und die "Kronen Zeitung" 42,7 Prozent.

derStandard.at bei den Jungen auf Platz eins

Bei den Nachrichtenmarken im Onlinebereich führt ORF.at vor krone.at und derStandard.at. 33 Prozent gaben an, dass sie vergangene Woche ORF.at aufgerufen hatten, um Nachrichten zu konsumieren, bei krone.at waren es 23,7 Prozent und bei derStandard.at 18,7 Prozent, was einer Steigerung von 1,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht.

In der Zielgruppe der 18-bis 24-Jährigen liegen derStandard.at und ORF.at mit jeweils 22,3 Prozent an der ersten Stelle.

Interesse an Nachrichten nimmt ab

Beim allgemeinen Interesse an Nachrichten konstatieren die Studienautorinnen und -autoren, dass der Anteil jener, die äußerst interessiert an Nachrichten sind (18 Prozent), gegenüber dem Vorjahr gesunken ist (minus 2,9 Prozentpunkte). Mehr Befragte als noch im Jahr 2022 sind "überhaupt nicht" bzw. "nicht sehr interessiert" an Nachrichten (gesamt 12,5  Prozent). Der Gesamtwert für das Interesse an Nachrichten (äußerst/sehr/einigermaßen interessiert) ist mit 75,8 Prozent zwar immer noch hoch, allerdings über die letzten Jahre hinweg rückläufig.

Nachrichtenvermeidung geht weltweit zurück

Zurückgegangen ist hingegen die selektive Nachrichtenvermeidung. Weltweit gaben 36 Prozent der Befragen an, dass sie manchmal aktiv den Konsum von Nachrichten vermeiden. Im Jahr davor waren es noch 38 Prozent. Der Hauptgrund für die Vermeidung ist die emotionale Belastung, die schlechte Nachrichten auslösen. Der Krieg in der Ukraine und die nationale Politik werden am häufigsten bewusst ausgeblendet, was weniger mit mangelndem Interesse an den Themen zu tun hat, sondern mit dem Wunsch abzuschalten und mit Selbstschutz.

Mit jeweils 57 Prozent vermeiden die Bewohnerinnen und Bewohner Griechenlands und Bulgariens am häufigsten aktiv Nachrichten. In Japan sind es hingegen nur elf Prozent.

Ukrainekrieg vor Gesundheitsnachrichten

In Österreich gaben 14,4 Prozent der Befragten an, dass sie oft Nachrichten vermeiden, 23,5 Prozent machen es manchmal, 24,9 Prozent allerdings nie. Bei der themenbezogenen Nachrichtenvermeidung wird der Ukrainekrieg mit 53 Prozent am häufigsten genannt. Es folgen Gesundheitsnachrichten zum Beispiel über Covid mit 38,7 Prozent und Nachrichten über Unterhaltung und Prominente mit 33,2 Prozent.

Relevanz öffentlich-rechtlicher Medien

Gefragt wurde auch danach, als wie wichtig die Teilnehmenden an der Umfrage die öffentlich-rechtlichen Medien in ihrem Land einschätzen. In skandinavischen Ländern sehen die Bewohnerinnen und Bewohner eine hohe Relevanz für die öffentlich-rechtlichen Medien, etwa 71 Prozent in Finnland, Dänemark liegt hier bei 68 Prozent, Norwegen bei 65 Prozent, Schweden bei 64 Prozent. In Österreich sagen 45 Prozent der Befragten, dass sie den ORF für wichtig erachten, die geplante ORF-Gesetzesnovelle mit einem ORF-Beitrag für alle soll am Mittwoch den Ministerrat passieren. Für 24 Prozent ist der ORF laut Reuters Digital Report weder wichtig noch unwichtig, 29 Prozent geben an, der ORF sei für sie nicht wichtig.

14,3 Prozent zahlen für Onlinemedien

Die Bereitschaft, für Onlinemedien zu zahlen, steigt langsam, aber dennoch kontinuierlich: So stieg die Anzahl der Befragten in Österreich, die für Onlinenachrichten bezahlt haben, von zwölf Prozent (2021) auf 13,5 Prozent (2022) und nun auf 14,3 Prozent. Am ehesten bezahlten die 25- bis 34-Jährigen (21,8 Prozent). 55-Jährige und Ältere befinden sich mit 11,4 Prozent an letzter Stelle.

Am häufigsten wird eine laufende Zahlung wie ein Abonnement oder eine Mitgliedschaft geleistet (32 Prozent). In Österreich ist Krone Pur das beliebteste digitale Nachrichtenabonnement mit 23,6 Prozent, gefolgt von "Die Presse" (21,7 Prozent), "Kleine Zeitung" (20,8 Prozent) und dem Angebot des STANDARD mit 17,5 Prozent.

Zahlungsbereitschaft online im Vergleich

In puncto Zahlungsbereitschaft für Onlinenews hinkt Österreich hinterher, das zeigt der Vergleich mit anderen Ländern. In Norwegen zahlen beispielsweise bereits 39 Prozent für Onlineinhalte, in Schweden sind es 33 Prozent und in Australien 22 Prozent. In den USA sind es 17 Prozent, während Deutschland mit nur elf Prozent hinter Österreich rangiert. (Oliver Mark, 14.6.2023)