Kolumne Mittel-Alter Manchester City
Trainer Pep Guardiola, frischgebackener dreifacher Titelgewinner mit Manchester City, demonstriert schier übermenschliche Muskelkraft: Der Dominator des Weltfußballs kommt aus dem Norden Englands.
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Viele aufrechte Menschen wurden dieser Tage von Glücksgefühlen überwältigt. Gemeint sind nicht etwa die Anhänger des Weltsozialismus, die all ihr Hoffen mit dem Schicksal des Bürgermeisters von Traiskirchen verknüpft haben. Glückskinder sind wir, die über die Welt verstreuten Anhänger des himmelblauen Fußballclubs Manchester City.

Dessen Trainer Pep Guardiola verschmähte es bislang, übers Wasser zu gehen. Jetzt hat er mit seinem Team nach sieben Jahren die Champions-League-Trophy nach Etihad geholt. Weil es Ungläubige gibt, Rohrspatzen und andere Übelwollende, vor allem aber Anhänger von Manchester United, wirft man dem Club von Scheich Mansour (Vereinigte Arabische Emirate) unmäßigen Mitteleinsatz vor. Dabei gibt es das gar nicht kleine Paradoxon, dass die Menschen in Manchester, die "Mancunians", ihre Liebe zu City durchaus mit proletarischen Allüren verquicken. Überdies steht City für Pop! Man denke an die Gebrüder Gallagher von Oasis, die ihre Liebe zu City vereint, obwohl sie einander sonst zutiefst verabscheuen.

Undankbare Aufgabe

Als rundlichen Babyboomer erlöste mich die Aufgabe, Rapid-Fan zu sein, von der undankbaren Aufgabe, selbst dem Ball hinterherzujagen. Meine Eltern lauschten den Erzählungen vom Rapid-Platz mit Nachsicht: Ihnen wäre alles recht, nur dürfe ich die dort aufgeschnappten Wörter – sie betrafen den Stoffwechsel und dessen besondere Beziehung zur Wiener Austria – in ihrer Gegenwart nie-, niemals aussprechen. Undenkbar, dass sich jemand wie Bundeskanzler Kreisky damals für Fußball interessiert hätte.

An grünweiße Europacup-Siege war selten zu denken, aber manchmal eben doch. Ein Charterflugzeug brachte uns Grüne nach Brüssel, dort bestritt die Mannschaft von 1996 das Europacup-Finale gegen Paris. Ein Blick im Flieger nach vorne reichte aus: Wie ein braungebräuntes Ungeheuer enttauchte Jörg Haiders Antlitz dem Fan-Meer. Der breit grinsende FPÖ-Popstar trug sogar grün-weiße Streifen im Gesicht! Der Schrecken war unbeschreiblich. Rapid hatte eben nie einen Gallagher-Bruder als Fan. (Ronald Pohl, 14.6.2023)