Kriegt nicht genug: Iga Swiatek hat den Pokal zum dritten Mal.
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Paris - Iga Swiatek riss freudestrahlend den Coupe Suzanne-Lenglen in den Pariser Himmel - und schleuderte dabei den Deckel des Silberpokals auf den Boden. Das kleine Missgeschick wollte ihr am Ziel ihrer Träume, dem dritten French-Open-Titel, aber niemand übel nehmen.

"Ich bin so froh", sagte die polnische Weltranglistenerste, die zuvor die Überraschungsfinalistin Karolina Muchova aus Tschechien in einem wahren Nervenkrimi mit 6:2, 5:7, 6:4 niedergerungen hatte. "Das hier ist einfach mein Lieblingsturnier auf der Tour", schwärmte Swiatek und sonnte sich im warmen Applaus des Pariser Publikums.

Muchova, die der 22-Jährigen trotz eines 0:3 im zweiten Satz noch alles abverlangt hatte, kämpfte dagegen mit den Tränen. "Es war so knapp. Aber das passiert, wenn man gegen die Besten spielt", sagte sie mit brüchiger Stimme, als die beeindruckten Fans sie endlich zu Wort kommen ließen.

Erster Satzverlust

Gegen Muchova musste sie erstmals im gesamten Turnier einen Satz abgeben, wehrte den Comebackversuch ihrer starken Kontrahentin aber mit großer Mühe ab. Die Sandplatzspezialistin, die vergangenes Jahr auch bei den US Open triumphierte, scheint auf bestem Wege, in Roland Garros eine Ära zu prägen. Paris-Rekordsiegerin Chris Evert (sieben Titel), die Swiatek den Pokal mit einem Lächeln überreichte, dürfte genau hingesehen haben.

Gegen 15 Uhr hatten die beiden Protagonistinnen in der Pariser Nachmittagshitze den Court Philippe Chatrier betreten. Die Rollen waren klar verteilt - bekam es doch die Dominatorin des Frauentennis mit der Weltranglisten-43. zu tun.

Und Swiatek legte in der Tat überlegen los. Die ganz in Weiß gekleidete Polin agierte druckvoll und krallte sich direkt das erste Break. Muchova wirkte nervös und fahrig, folgerichtig hieß es nach nicht einmal zehn Minuten 3:0 für die Favoritin.

Auch nicht schlecht: Karolina Muchova hat den Teller.
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"Ich habe großen Respekt vor ihr, sie ist eine Spielerin, die alles kann", hatte Swiatek vor ihrer Gegnerin gewarnt. Muchova deutete im Anschluss auch an, warum. Sie schüttelte ihre Anspannung ab und kämpfte sich zurück in die Partie.

Muchova, die nach zahlreichen Verletzungen und einem schweren Karriereknick im vergangenen Jahr in den Tagen von Paris eine beeindruckende Comeback-Geschichte schrieb, spielte im Anschluss auf Augenhöhe. Swiatek sicherte sich dennoch den ersten Satz.

Nach einer frühen 3:0-Führung im zweiten Satz erlebte Swiatek einen kapitalen Bruch in ihrem Spiel. Sie versuche, "einfach cool zu bleiben", hatte Swiatek vor Beginn gesagt, doch es gelang nicht. Nach einem Fehler- und Breakfestival wurde es im entscheidenden Spiel des zweiten Satzes spektakulär. Muchova gewann unter dem tosenden Beifall der Zuschauer einen tollen Ballwechsel und erzwang schließlich den Entscheidungssatz.

Harte Arbeit

Swiatek hing zu Beginn des dritten Durchgangs sichtlich in den Seilen, fing sich aber schließlich wieder. Erneut gab es mehrere Breaks, am Ende wurde es dramatisch - mit dem bessere Ende für die Titelverteidigerin.

Nach einem harten Stück Arbeit hatte Swiatek in den Minuten zuvor ihren Titel verteidigt und war glücklich auf die rote Asche gesunken. Nach 2:46 Stunden nutzte sie ihren ersten Matchball - ein Doppelfehler wurde Muchova zum Verhängnis. Swiatek gewann somit auch ihr viertes Grand-Slam-Finale und feierte nach 2020 und 2022 den nächsten Titel in Roland Garros. (sid, 10.6.2023)