Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Kelly
Wien – Knalleffekt im Snackgeschäft: Der Knabbergebäck-Riese Intersnack schluckt Kelly, Marktführer in Österreich. Der Kölner Familienkonzern hat nach zwei Monaten intensiver Verhandlungen alle Anteile an Kelly übernommen.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Kartellbehörden müssen noch grünes Licht geben. Die bisherigen Eigentümer – Nordeck International, Raiffeisen Ware Austria, Josef und Maria Zach – ziehen sich zurück. Raiffeisen lukriert aus dem Verkauf rund 21 Millionen Euro.

Hintergrund der Transaktion waren Eigentümer-Differenzen. Nordeck und Raiffeisen konnten sich nicht darauf einigen, eigene Anteile an einen unter ihnen abzugeben; es spießte sich am Preis. Kapitalbedarf habe Kelly auf keinen Fall, sagt Firmenchef Wolfgang Hötschl dem Standard.

Immer gut verdient

Der Chipsspezialist habe stets gut verdient. "Wir haben immer alles aus dem Cashflow finanziert, unsere bisherigen Eigentümer mussten keinen Euro in die Hand nehmen. Sie hatten auch andere Interessen." Er selbst sei immer für die Anbindung an ein großes Netzwerk eingetreten. "Unser Geschäft ist das von multinationalen Konzernen." Intersnack verschaffe Kelly den Zugang zu großen Entwicklungsabteilungen und neuen Produktionstechnologien. Kelly werde künftig stark expandieren. Im Visier seien Märkte wie die Slowakei, Kroatien und Bosnien.

Zweitgrößter Hersteller

Der bisherige Konkurrent Intersnack ist mit mehr als einer Mrd. Euro Umsatz der zweitgrößte Knabbergebäck-Hersteller Europas mit Marken wie Pombär, Goldfischli, Funny-Frisch und Chio. Der Konzern hält Werke in Frankreich, Deutschland, Polen, Bulgarien und Rumänien. Sorge, dass die Fertigung in Österreich an kostengünstigere Standorte im Osten abfließt, hat Hötschl nicht. Das sei allein aufgrund hoher Transportkosten ausgeschlossen. Kelly hat erst im März die Produktion in Feldbach um fünf Mio. Euro ausgebaut. Intersnack sei dezentral aufgestellt und werde weder an der österreichischen Führungsmannschaft noch an der Zahl der Jobs rütteln, sagt Hötschl.

Kelly, 1955 von einem US-Besatzungsoffizier und einem Österreicher in Wien gegründet, beschäftigt 409 Mitarbeiter. Sie erzielten im Vorjahr mit 106 Mio. Euro einen Rekordumsatz. Für Druck sorgen steigende Ölpreise, hohe Getreide- und Transportkosten. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.7.2007)