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Wenn die Blutgefäße sich ausweiten, ist der Blutstrom gestört.

Foto: APA/PETER GEHRKE/H&M

Wer stundenlang steht oder den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch sitzt, der kennt vielleicht auch das Gefühl, wenn die Beine abends schwer sind. Schleppt man zusätzlich überflüssige Pfunde mit sich herum, dann besitzt man ein erhöhtes Risiko, Krampfadern zu bekommen. "In Österreich hat jede zweite Frau und jeder vierte Mann Krampfadern", berichtet Friedrich Anton Weiser, Vorstand der Abteilung Chirurgie im Herz-Jesu-Krankenhaus in Wien.

Verursacher – Übergewicht und Bewegungsmangel

Verantwortlich dafür ist, neben Übergewicht, auch Bewegungsmangel. Venen leisten ein Leben lang Schwerstarbeit, denn sie pumpen das Blut gegen die Schwerkraft nach oben. Egal wie man die Beine bewegt, jede Form der Muskelaktivität unterstützt diese Tätigkeit. Angespannte, aktivierte Muskeln pressen das Blut in den Venen nach oben. Wird die Muskelpumpe nicht aktiviert, dehnen sich die Venen unter dem vermehrten Blutvolumen aus.

Funktion der Venenklappen

Damit geht auch die Funktion der Venenklappen verloren, die ebenfalls den Rückfluss des Blutes zum Herzen garantieren. Venenklappen wirken wie Ventile und verhindern durch das Zusammenlegen zweier Segel, dass das Blut seine Richtung ändert. Ist der Gefäßdurchmesser zu groß, dann verschließen sich die Venenklappen unvollständig, und Blut fließt permanent in die falsche Richtung.

Folge – Gewebeschäden

Die Folge: Geschwollene Beine, weil Wasser aus der Vene in das umliegende Gewebe tritt. Die Vene selbst wird länger und beginnt sich zu schlängeln. Das macht die Beine nicht schöner, ist aber nicht das Hauptproblem. "Die Versorgung in der Umgebung von Krampfadern verschlechtert sich. Langfristig entstehen so Gewebeschäden, die bis hin zu Geschwüren ausarten können", erklärt Weiser.

"Konservative" Kompressen

Alle Stadien der venösen Erkrankungen versucht man zuallererst "konservativ", das heißt durch Druck von außen zu behandeln. "Medizinische Kompressionsstrümpfe verringern die Schwellungsneigung und verstärken den Blutfluss, indem die Muskelpumpe unterstützt wird", erläutert der Wiener Chirurg. Ergänzend werden Medikamente, so genannte Ödemprotektiva, eingesetzt. Diese Arzneimittel sind in der Regel pflanzlicher Herkunft und gut verträglich.

"Ganz sicher kann man damit aber keine Krampfadern beseitigen", weiß Eberhard Rabe von der Abteilung für Dermatologische Phlebologie der Bonner Universitätsklinik. "Sobald der Patient subjektive Beschwerden hat oder erste Störungen im Gewebe auftreten, ist eine Operation indiziert", ergänzt Weiser.

Katheder oder Stripping Methode

Dann stehen zur Behandlung mehrere Optionen zur Verfügung. Einerseits die klassische Stripping-Variante – dabei werden kaputte Venen herausgezogen -, andererseits die minimalinvasive Kathetermethode mit Laser oder Radiowellen. Letztere hinterlässt keine Operationsnarben, und die postoperativen Beschwerden sind gering.

Schaumsklerosierung

Rabe veröffentlichte Ende November 2006 eine kontrollierte Studie über die so genannte Schaumsklerosierung. Neu an dieser Form der Verödung ist die Verwendung von Schaum, den man anstelle von Flüssigkeit in die Venen spritzt. Das schädigt die Venenwand von innen und verschließt sie.

Vorteile von Schaum

"Schaumverödung ist wesentlich effektiver als Flüssigverödung, weil der Schaum einen viel innigeren Kontakt mit der Venenwand hat", bekräftigt Rabe die bessere Wirkungsweise und bewies in seiner Studie außerdem, dass Schaumsklerosierung auch bei großen Venen und nicht nur in der Therapie von Besenreisern, also kleinsten erweiterten Venen, überaus effektiv ist.

Individuelle Entscheidung

Welche Behandlung die beste ist, entscheidet Weiser immer individuell, nach Wunsch und ausführlicher Diagnostik der Venensituation eines Patienten. Den Grund, warum Krampfadern auch nach operativer Entfernung häufig wiederkommen, sieht er in einer angeborenen Bindegewebsschwäche: "Gegen diese Veranlagung zur Krampfaderbildung kann man schlicht nichts tun." Rabe macht als mögliche Rezidivursache fallweise auch eine unzureichende Behandlung oder die Neubildung von Gefäßen verantwortlich: "Bei einer Operation wird eine Vene durchtrennt – in diesem Narbenbereich können sich neue kleine Venen bilden."
(Regina Philipp/MEDSTANDARD/08.01.2007)