Übermüdet und frierend verließ Hirotoshi Iwadate mit seiner Tüte das Elektronikgeschäft. Der 23-jährige Japaner gehörte zu den Glücklichen, die zum Verkaufsstart von Sony's neuer Playstation 3 am Wochenende eine der begehrten Spielekonsolen ergattern konnten. Nippons Spiele-Freaks waren so wild hinter den Geräten her, dass Angestellte mit Megaphonen die Mengen auffordern mussten, nicht zu drängeln, anderenfalls würde der Verkauf eingestellt. Die PlayStation 3 ist Sony's wichtigstes Produkt seit Jahren. Von der neuen Spiele-Konsole hängt nach Meinung von Branchenexperten das Revival des japanischen Elektronikriesen ab.

März 2007

Wegen technischer Probleme bei der Produktion hatte Sony zum Verkaufsauftakt in Japan – in den USA kommt die neue Playstation an diesem Freitag und in Europa voraussichtlich im kommenden März heraus – nur 100.000 Geräte in die Läden bekommen. "Danke, dass Sie seit vergangener Nacht gewartet haben. Genießen sie die Unterhaltung der nächsten Generation", rief Ken Kutaragi, der als "Vater der PlayStation" gilt, der Menge bei einer Countdown-Veranstaltung in Tokio vor einem Elektronik-Kaufhaus zu. Sony hatte den Preis für die Basisversion der Konsole mit einer 20-Gigabyte-Festplatte im Vorfeld des Verkaufsstarts auf dem hart umkämpften japanischen Markt überraschend um rund 20 Prozent auf rund 50.000 Yen (rund 330 Euro) reduziert.

Hoher Preis

Hintergrund ist die Sorge, dass Sony mit einem hohen Preis der PlayStation einen schlechten Stand gegenüber seinen Rivalen Nintendo und Microsoft haben könnte. Nintendo will seine neue "Wii"-Konsole in Japan am 2. Dezember zum Preis von 25.000 Yen an den Start bringen. Branchenbeobachter erwarten ein hartes Weihnachtsgeschäft für Sony. Den Verkaufsstart der PlayStation 3 hatte das Unternehmen bereits wiederholt verschoben. In Europa soll die Konsole statt wie zuletzt geplant zum Weihnachtsgeschäft sogar erst Anfang März 2007 in die Läden kommen. Die PS3 sei eines der größten Projekte, das jemals von einem einzigen Unternehmen zur Entwicklung eines Elektronikprodukts für den Verbrauchermarkt unternommen wurde, schrieb die japanische Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun".

Investitionen

Die Sony-Gruppe hatte mehr als 200 Mrd. Yen in die Entwicklung und Herstellung des Mikroprozessors der Konsole investiert. Sony's Spieleabteilung erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen operativen Verlust von 200 Mrd. Yen, fast doppelt so viel wie anfangs veranschlagt. Die roten Zahl kommen zu einer Zeit, da der Konzern um sein Comeback kämpft. In den vergangenen Jahren war Sony bei Schlüsselprodukten wie Flachbild- Fernsehern und digitalen Musikgeräten zurückgefallen. Sony ist inzwischen dabei, seine Kernsparte Verbraucherelektronik nach hohen Verlusten wieder aufzurichten. Ein größerer Patzer mit der PS3 könnte für Sony einen schweren Schlag bedeuten zu einer Zeit, da das Image unter milliardenschweren Rückrufen von Laptop-Akkus leidet.

Kampf um die Nachfolge der DVD

In der PlayStation 3 sieht Sony unter anderem ein sehr gewichtiges Argument im Kampf um die Nachfolge der DVD. Wenn das Absatzziel von sechs Mio. Konsolen bis Ende März erfüllt wird, würden in den Haushalten weltweit auch soviele Player des neuen hochauflösenden Video-Formats Blu-ray stehen. Die PS 3 ist die günstigste Möglichkeit, zu einem Blu-ray-Abspielgerät zu kommen. Geräte des Konkurrenzformats HD-DVD sind etwas billiger.

Risiken

Die PS3 biete Sony Chancen, aber auch Risiken, schrieb die "Nihon Keizai Shimbun". Von dem Vorgänger-Modell PlayStation 2, die im März 2000 in Japan auf den Markt gekommen war, hatte Sony innerhalb von nur drei Tagen rund eine Million Geräte verkauft. Inzwischen sind weltweit über 100 Mio. der Geräte über den Ladentisch gegangen. Von dem Nachfolgemodell PS3 plant Sony im bis 31. März 2007 laufenden Geschäftsjahr sechs Mio. auszuliefern und mehr als zehn Mio. im darauf folgenden Jahr. Sony glaubt, seine Investitionen wieder reinholen zu können, wenn sich die PS3 ähnlich gut verkauft wie der Vorgänger. Doch angesichts der Konkurrenz könnte dies schwer werden. Viel wird von der Spiele-Software für die PS3 abhängen. Und Microsoft ist mit seiner Xbox 360 bereits seit einem Jahr auf dem Markt.(APA/dpa)