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Rosa Parks (1913 - 2005)
Foto: APA/AP/Montgomery County (Ala.) Sheriff's office
Montgomery - Mit der bloßen Weigerung, einem weißen Mann im Bus ihren Sitzplatz zu überlassen, schrieb die schwarze Amerikanerin Rosa Parks vor 50 Jahren Geschichte. Am 1. Dezember 1955, als die Näherin in Montgomery im US-Staat Alabama ihren Sitzplatz verteidigte, war dies eine Ungeheuerlichkeit: Damals herrschte in Bussen und Restaurants der Südstaaten noch eine strikte Rassentrennung.

Beginn der BürgerInnenrechtsbewegung

Wegen ihres zivilen Ungehorsams wurde die 42-jährige Parks ins Gefängnis geworfen und zu einer Geldstrafe von 14 Dollar verurteilt. Die Verhaftung löste einen 381 Tage dauernden Boykott des Busverkehrs aus, den der damals noch kaum bekannte baptistische Pfarrer Martin Luther King organisierte. Der Bus-Boykott von Montgomery markiert den Beginn der BürgerInnenrechtsbewegung in den USA und läutete das Ende der Rassentrennung ein.

Würdigung

Rosa Parks, die als "Mutter der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung" galt, starb am 24. Oktober dieses Jahres im Alter von 92 Jahren. Präsident George W. Bush würdigte sie als "eine der beeindruckendsten Frauen des 20. Jahrhunderts". Als erste Frau in der Geschichte der USA wurde Parks im Kapitol von Washington aufgebahrt. Sechs Jahre vor ihrem Tod war sie mit der Goldmedaille des Kongresses geehrt worden, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA.

Der Bürgerrechtler Al Sharpton sagte anlässlich ihres Todes, am 1. Dezember 1955 habe Parks "die Mauern der Rassentrennung und Apartheid eingerissen". Und der schwarze Bürgermeister von Detroit, Kwame Kilpatrick, erklärte: "Sie stand auf, indem sie sitzen blieb."

Recht und Gleichstellung

"Ich hatte keine Ahnung, dass sich so viel daraus entwickeln würde", sagte Parks später einmal. Sie verwahrte sich allerdings gegen die Darstellung, sie habe nur deshalb nicht aufstehen wollen, weil ihr die Füße weh taten: "Der eigentliche Grund war, dass ich spürte, dass ich ein Recht hatte, wie jeder andere Fahrgast behandelt zu werden." Die vorderen Reihen der Busse in Montgomery waren damals für Weiße reserviert. Und wenn diese Plätze nicht ausreichten, mussten schwarze Passagiere in den hinteren Reihen ihren Sitz räumen.

Lawine kommt ins Rollen

Parks hatte sich damals bereits in der führenden Interessenorganisation der Schwarzen, der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) organisiert. Einen Tag nach ihrer Festnahme beschlossen VertreterInnen der Schwarzen während einer Versammlung, für die der junge Baptistenpfarrer King seine Kirche zur Verfügung gestellt hatte, als Form des gewaltlosen Widerstands den Boykott der städtischen Busse. Die Schwarzen wurden unter anderem mit Flugblättern aufgerufen, bis auf weiteres nicht mehr mit dem Bus zu fahren. Der Boykott sollte am Montag, dem 5. Dezember beginnen.

Zur Überraschung der InitiatorInnen wurde der Boykott bereits am ersten Tag von der schwarzen Bevölkerung der Stadt zu nahezu 100 Prozent befolgt. Als Alternative zu den Bussen wurden für rund 40.000 Menschen Fahrgemeinschaften organisiert, die Kirchengemeinden stellten ihre Fahrzeuge zur Verfügung, und die von Schwarzen betriebenen Taxiunternehmen wurden gebeten, Schwarze zum Preis einer Busfahrkarte zu befördern. Um den Ablauf besser organisieren zu können, wurde ein Gremium mit dem Namen Montgomery Improvement Association (MIA) gegründet, zu dessen Präsident King gewählt wurde, der dem Bus-Boykott zunächst eher skeptisch gegenüber gestanden hatte. Er entwickelte sich jedoch rasch zum unumstrittenen Sprecher der Bürgerrechtsbewegung.

Die Stadt Montgomery versuchte die Organisatoren des Boykotts mit Schadensersatzklagen und Klagen wegen Behinderung des öffentlichen Nahverkehrs einzuschüchtern. King wurde im März 1956 zu einer Geldstrafe von 500 Dollar oder ersatzweise 368 Tage Zwangsarbeit verurteilt.

Passivität abgelegt - ohne Gewalt

Während des Boykotts liefen auch Klagen der BürgerrechtlerInnen vor Gericht, mit denen die Rassentrennung in Bussen für verfassungswidrig erklärt werden sollte. Am 13. November 1956 schließlich bestätigte der Oberste Gerichtshof in Washington ein Urteil des Bezirksgerichts in Montgomery vom Juni desselben Jahres, wonach die Gesetze des Staates Alabama und der Kommunen zur Rassentrennung in Bussen gegen die US-Verfassung verstößt. Das Urteil trat am 20. Dezember 1956 in Kraft, am selben Tag endete nach gut einem Jahr der Bus-Boykott. Zur Bedeutung des Boykotts für die Schwarzen im Land sagte King später, das Beispiel von Montgomery habe ihnen einen Weg gezeigt, ihre Passivität abzulegen, ohne zur Gewalt zu greifen.

Endgültig verboten wurde in den USA jede Diskriminierung nach Hauptfarbe in öffentlichen Einrichtungen mit den Bürgerrechtsgesetzen, die Präsident Lyndon B. Johnson am 2. Juli 1964 unterzeichnete. Im selben Jahr wurde King mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Vier Jahre später, am 4. April 1968, fiel der charismatische Bürgerrechtler im Alter von 39 Jahren in Memphis (Tennessee) einem Attentat zum Opfer. (APA/AP)