Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

Nachtanflug auf Wien-Schwechat, im Cockpit blinken Anzeigetafeln, die Kabine schaukelt, die Lichter der Rollbahn nähern sich immer schneller, ein Ruck beim Aufsetzen, der lärmende Gegenschub der Triebwerke bremst den Jet und drückt die Piloten in die Sitzgurte.

"Eines der qualitativen Herzstücke hinter den Kulissen"

Alles nur Fake – aber Handling der Maschine und Adrenalinschübe der Piloten sind echt: Trainings in Flugsimulatoren sind "eines der qualitativen Herzstücke hinter den Kulissen", sagt AUA-Sprecher Johannes Davoras. Mussten Piloten mangels AUA-eigener Simulatoren bisher nach Frankfurt, Berlin oder London, haben sie es künftig leichter: In Zusammenarbeit mit der Austrian Airlines Group bringt Lufthansa Flight Training (LFT) Simulatoren und Training jetzt nach Wien.

Im zweiten Quartal 2006 öffnet das "Vienna Aviation Campus" auf dem Betriebsgelände der AUA in Schwechat seine Tore, vorerst mit zwei Cockpits (Airbus A320 und ein zweiter Typ), denen bald zwei weitere folgen sollen, sagt LFT-Chef Dieter Harms. Im Endausbau sollen acht Cockpits in Wien stehen.

Die ganze Welt in einer Box

Die Flugsimulatoren "sind die ganze Welt in einer Box", erklärt Wolfgang Kracker, künftiger Leiter des LFT-Campus, das mit den AUA-Trainingseinrichtungen zusammenarbeitet. Originalcockpits, hydraulisches Motion System, Audio- und Videosysteme und Computer sorgen dafür, dass sich simulierter von echtem Flug nicht unterscheidet – nur dass die Box ohne Gefahren für die Flieger auf dem Boden bleibt. Satellitenfotos und Computersimulation ermöglichen es, jede Flugroute und jeden Flughafen der Welt virtuell zu absolvieren.

35 Mio. Euro investiert die Lufthansa-Tochter LFT in den nächsten Jahren (vier Cockpits) und will damit ihre Dienste (2004: 120 Mio. Euro Umsatz, 13,5 Mio. Gewinn) näher an ihre Kunden bringen – weltweit 100 Fluglinien. Für die Standortentscheidung Wien sei Osteuropa als Wachstumsmarkt ausschlaggebend gewesen.

Tarining

Die AUA wird "preferred customer" und ihr gesamtes Training für jene Maschinen, für die es in Wien dann Simulatoren gibt, hier abwickeln. Allein für die A320-Flotte werden jährlich bis zu 3500 Simulatorstunden gebraucht; insgesamt absolvieren die rund 700 AUA-Piloten jährlich 7000 Stunden. 350.000 bis 800.000 Euro spart sich die Airline durch die Ansiedlung.

Auch flugbegeisterte Amateure dürfen sich auf die Flugsimulatoren freuen: Es wird ein "Erlebnisprogramm" geben, verspricht Harms, das auch mit Flugmeilen des Miles-&-More-Programms bezahlt werden kann.(Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe 15. April 2005)