Neben sämtlichen Starts bleibt ein Teil der geplanten Landungen am Flughafen Berlin-Brandenburg aus.

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Hamburg/Berlin – Aufgrund mehrerer Tarifkonflikte kommt es diese Woche in Deutschland zu weiteren Warnstreiks im Verkehr. Zum Wochenstart legten Beschäftigte an den Flughäfen Berlin-Brandenburg (BER) sowie Hamburg die Arbeit nieder und sorgten so für hunderte Flugausfälle. Dadurch fielen auch drei Flüge aus Hamburg und sieben aus Berlin nach Wien aus. Während in Berlin alle Abflüge betroffen waren, wurde in Hamburg vor allem die Lufthansa-Gruppe inklusive der AUA bestreikt.

Keine Starts in Berlin

Am Flughafen Berlin-Brandenburg hat der angekündigte Warnstreik der Gewerkschaft Verdi beim Sicherheitspersonal wie angekündigt begonnen. Am Montag ab 3.30 Uhr legten zahlreiche Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle und der Personal-und Warenkontrolle die Arbeit nieder, wie Verdi-Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker bestätigte. Bereits kurz nach der Warnstreikankündigung hatte der Flughafen mitgeteilt, dass am Montag keine Passagierflüge abheben werden. Ausfallen werden auch sieben Flüge zwischen Berlin und Wien.

Nicht nur in der großen Halle des Terminals 1 wird es deshalb ungewöhnlich ruhig bleiben. Auch einige geplante Landungen fallen aus. Am Flughafen Berlin-Brandenburg konnte am Montag kein Flieger mit Passagieren abheben – geplant waren eigentlich rund 220 Abflüge. Von den 240 geplanten Ankünften wurden rund 70 abgesagt.

Verdi hat die Beschäftigten aufgerufen, die Arbeit bis Mitternacht niederzulegen. Die Gewerkschaft will damit den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, mit denen sie über Zuschläge für ungünstige Arbeitszeiten etwa am Wochenende und über Regeln zur Entlohnung von Überstunden verhandelt. Die Aktion am Hauptstadtflughafen reiht sich ein in eine inzwischen lange Liste an Streiks vor allem im Verkehr in den vergangenen Wochen. Zuletzt wurden am Donnerstag, Freitag und Samstag Flughäfen bestreikt, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft legte zudem am Freitag stundenlang den Bahnverkehr bundesweit lahm.

Am Montagvormittag war die Lage vor Ort ruhig. "Es ist ähnlich wie bei den letzten Malen: Der Warnstreik wurde breit über das Wochenende kommuniziert, und die Info hat sehr viele erreicht", sagte ein Flughafensprecher. Da Starts ohne Passagiere grundsätzlich möglich waren, entschieden sich einige Fluggesellschaften dafür, Menschen nach Berlin zu bringen und dann leer weiterzufliegen. Es seien einige solcher Leerflüge angemeldet worden, sagte der Flughafensprecher.

Auch in Hamburg wird gestreikt

In Hamburg fielen mehr als 50 von 160 Abflügen aus. Vom deutlich kurzfristiger angekündigten Warnstreik in Hamburg waren unter anderem Passagiere betroffen, die nach Wien, Zürich, Frankfurt, Brüssel, Helsinki oder Málaga abheben wollten. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des Abfertigungsdienstleisters Aviation Handling Services Hamburg GmbH AHS kurzfristig zum Streik aufgerufen. Das Unternehmen fertigt unter anderem Check-in und Boarding der AUA-Flüge ab – drei Austrian-Flüge nach Wien sind daher ausgefallen, geht aus der Information des Flughafens Wien hervor. Die Eurowings-Flüge finden hingegen statt.

Die Beschäftigten der AHS sollten sich am Montag ursprünglich um 84 Abflüge kümmern. Aufgrund des Warnstreiks könne es bei den von AHS betreuten Flügen zu weiteren Streichungen und deutlichen Verzögerungen kommen, teilte der Flughafen mit. Insgesamt hatten alle Fluggesellschaften in Hamburg für Montag 160 Abflüge geplant. Flüge, die von anderen Serviceunternehmen betreut werden, sind nicht betroffen. Auch Ankünfte laufen voraussichtlich wie geplant.

Die Pfingstdrohung

Der BER selbst wird zum dritten Mal im laufenden Jahr bestreikt, an weiteren Tagen waren die Passagiere am BER von Arbeitsniederlegungen an anderen Flughäfen indirekt betroffen. Beim Ausstand Mitte März fielen – wie jetzt auch – sämtliche Abflüge von Passagierflügen aus, beim Warnstreik Ende Jänner hatte auch kein Flugzeug am BER landen können.

"Wir fordern den Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen noch einmal nachdrücklich auf, am 27. und 28. April ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen und nicht weiter auf Zeit zu spielen, sonst drohen weitere Streiks im Luftverkehr im Mai und an Pfingsten", sagte Wolfgang Pieper von der Gewerkschaft Verdi am Samstag zum laufenden Tarifkonflikt. Der Flughafenverband ADV kritisierte den Arbeitskampf als überzogen und rief zu einer schnellen Lösung am Verhandlungstisch auf.

Auch der Hamburger Flughafen war in diesem Jahr bereits mehrfach Ziel von Warnstreiks. Zuletzt hatten am Donnerstag und Freitag Warnstreiks der Sicherheitskontrolleure den Betrieb weitestgehend lahmgelegt – also jene Gruppe von Beschäftigten, die am Montag am BER streikten. (APA, red, 24.4.2023)