Trotz der Milliardenausgaben für Pandemie und Energiehilfen ist das Defizit in Österreich gesunken.
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Für die meisten Bürger und Bürgerinnen ist die hohe Inflation eine tonnenschwere Last, Notenbanken stellt sie vor ungeahnte Herausforderungen. Im Kampf gegen die Teuerung müssen die Währungshüter die Zinsen erhöhen, ohne der Wirtschaft dramatisch zu schaden. Eine Gratwanderung, wie die Turbulenzen am Bankensektor eindrücklich vor Augen führen. Schuldengeplagten Staaten bringt die hohe Inflation aber einen Vorteil. Was viele Menschen in echte Existenznöte stürzt, lässt die Schuldenberge schmelzen. Und das in einem gar nicht so geringen Ausmaß, wie die Fachleute des Internationalen Währungsfonds (IWF) jüngst zeigen konnten.

Demnach führte die dramatische Teuerung dazu, dass die Nettoverschuldung der USA zum Beispiel von 99 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2020 auf 95 Prozent im Jahr 2022 geschrumpft ist. Und das trotz der hohen Ausgaben während der Pandemie. Im schuldengeplagten Italien sank die Nettoverschuldung von 142 Prozent des BIP auf 135 Prozent. In Österreich verlief der Trend ähnlich. Trotz der Milliardenausgaben für Pandemie und Energiehilfen ist das Defizit gesunken.

Für die öffentlichen Haushalte ist die hohe Inflation fast ein Glücksfall. Die IWF-Experten schätzen, dass ein Inflationsanstieg von einem Prozentpunkt den Anteil der öffentlichen Schulden am BIP in Ländern mit einer Schuldenlast von mehr als 50 Prozent des BIP um durchschnittlich 0,9 Prozentpunkte senken würde. In den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften liegt die Schuldenlast darüber. Das gilt auch für Österreich.

Was folgt daraus? Die Gefahr ist, dass die Politik sich in falscher Sicherheit wiegt und hofft, dass die Schulden quasi ganz von alleine schmelzen. Dabei ist eines klar: Der Wind wird sich drehen. Dann sind schmerzhafte Einschnitte zu befürchten. Vom Motto "Koste es, was es wolle" muss sich die Politik deswegen schleunigst verabschieden. (Regina Bruckner, 10.4.2023)