Wie viele Menschen in Österreich von funktionalem Analphabetismus – Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben – betroffen sind, darüber gibt es nur Schätzungen. Die Unesco geht etwa von bis zu 800.000 Personen aus.
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Kinder für das Lesen zu begeistern fällt vielen Eltern und Lehrkräften schwer. Smartphone, Playstation und Streamingdienste ziehen die Aufmerksamkeit von Jugendlichen auf sich und lassen Bücher und das damit verbundene Kopfkino in den Hintergrund rücken. Um auf die Notwendigkeit guter Lesekompetenz aufmerksam zu machen, wird am Donnerstag der Österreichische Vorlesetag gefeiert.

Denn schon Cicero, der römische Konsul und wohl bekannteste Redner, hat anno dazumal erkannt: "Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele." Auch der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire erkannte die Bedeutung des Lesens, denn es "stärkt die Seele". Vor allem letzterem Zitat kann die Wissenschaft wohl nur zustimmen. Erst kürzlich kam etwa eine Studie der US-amerikanischen Yale University zum Ergebnis, dass Lesen das Leben verlängern kann.

Warum Vorlesen wichtig ist

Um in der Welt der Heldinnen und tapferen Kämpfer zu bleiben: Vorlesen ist eine wahre Superkraft. Kinder, denen vorgelesen wird, seien besser gewappnet, denn Vorlesen würde unter anderem den Wortschatz vergrößern, erfinderisch machen, die Empathie stärken, die Konzentration fördern und das Lesenlernen erleichtern, heißt es vonseiten der Stiftung Lesen. Sie ist davon überzeugt, dass Lesen die Basis für "Bildung, beruflichen Erfolg, Integration und zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklung ist".

Lesekompetenz verbessern

In Österreich gibt es zu viele Menschen, die nicht gut genug lesen und schreiben können. Wie viele Menschen tatsächlich von funktionalem Analphabetismus betroffen sind, ist aber unklar. Eine Schätzung der Unesco geht von bis zu 800.000 Personen aus.

Aus diesem Grund unterstützen prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur den Österreichischen Vorlesetag mit Lesungen: Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) gibt etwa "Die Bremer Stadtmusikanten" zum Besten, Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) liest aus "Harry Potter und der Stein der Weisen", und Autorin Natascha Kampusch trägt aus ihrem Buch "Stärke zeigen" vor.

Österreichischer Vorlesetag
Österreichischer Vorlesetag

Bücherbox auf Reisen zu Familien

Dass Bücher nicht immer neu gekauft werden müssen, zeigt ein Kärntner Start-up: Swircle (aus den englischen Wörtern "swap" und "circle", bedeutet Tauschkreis) bietet einfachen und kostengünstigen Zugang zu Kinderbüchern für Zwei- bis Zwölfjährige. Monatlich werden bis zu 20 Bücher nach Hause geliefert – abgestimmt auf die Interessen der Kinder.

Bisher wurden mit Swircle rund 21.000 Bücher getauscht.
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Jene, die den Kindern gefallen, können behalten werden, die anderen werden weitergegeben: Die Bücherbox wird zur nächsten passenden Familie geschickt. Das Potpourri an Büchern ist schier endlos, von "Conni" über "Die drei ???" bis hin zu Klassikern wie "Wo ist die kleine Raupe Nimmersatt?". (moos, 23.3.2023)