Marwa (links im Bild) liest mit ihrer Schwester in ihrem Haus in Kabul ein Buch. Sie war nur wenige Monate davon entfernt, als erste Frau in ihrer afghanischen Familie eine Universität zu besuchen.

Foto: APA/AFP/AHMAD SAHEL ARMAN

New York / Kabul – Der Uno-Sicherheitsrat hat die drastische Einschränkung von Frauenrechten durch die Taliban-Regierung in Afghanistan verurteilt. Das Gremium forderte in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstag die Führung in Afghanistan dazu auf, Frauen und Mädchen eine komplette und gleichberechtigte Teilhabe zu gewährleisten. Vor wenigen Tagen hatten die Taliban mit sofortiger Wirkung alle Studentinnen von privaten und öffentlichen Universitäten ausgeschlossen.

Konsequenzen für die Arbeit von NGOs befürchtet

Das höchste Uno-Gremium warnte zudem vor massiven Konsequenzen für die Arbeit humanitärer Projekte, falls diese keine Frauen mehr beschäftigen dürften. Das Wirtschaftsministerium in Afghanistan hatte am Samstag alle einheimischen und ausländischen Nichtregierungsorganisationen angewiesen, weibliche Beschäftigte bis auf weiteres nicht mehr zur Arbeit gehen zu lassen. Begründet wurde dies damit, dass sich einige Frauen nicht an die vorgegebene Auslegung der islamischen Kleiderordnung gehalten hätten.

DER STANDARD

Die Islamisten sind in Afghanistan seit dem Rückzug westlicher Kräfte im August 2021 wieder an der Macht. Ihre Regierung wird international nicht anerkannt und ist mit Sanktionen belegt. Zugleich sind Staaten wie Österreich an Kontakten mit den islamistischen Machthabern interessiert, um Afghanen in ihre Heimat abschieben zu können. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hatte sich erst Mitte Dezember dafür ausgesprochen, wieder über Abschiebungen nach Afghanistan zu diskutieren. Derzeit sei dies "noch nicht möglich", erklärte er im Interview mit dem Sender Puls 24. Doch er diskutiere darüber mit Ministerkolleginnen und -kollegen. Man müsse vor allem darüber nachdenken, was man mit Anhängern der Taliban tue, argumentierte Karner. (APA, 28.12.2022)