Mohammad Ali Karimi Pashaki lässt sich den Mund nicht verbieten.

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Mohammad Ali Karimi Pashaki zum Schweigen zu bringen wird dem iranischen Repressionsapparat nicht leichtfallen. Einerseits ist der einstige Superstar des iranischen Fußballs vor wenigen Wochen samt Familie – seiner Frau Sahar Davari und seinen drei Kindern – nach Dubai übersiedelt. Anderseits wäre für seine Millionen Fans die Stille ohrenbetäubend, kämen vom 43-Jährigen plötzlich keine kritischen Worte mehr zum Regime.

Auch als Aktiver stellte sich der aus Teheran stammende "Maradona Asiens", den sie schon vor seinem Engagement beim FC Bayern wegen seiner zauberhaften Ballbehandlung schlicht "Magier" nannten, in eine lange Reihe von Kollegen, die ihre Popularität dazu nützten, um Missstände in der Islamischen Republik anzuprangern. "Hab keine Angst vor starken Frauen. Vielleicht kommt der Tag, an dem sie deine einzige Armee sind", twitterte Karimi, als die Proteste infolge des Todes von Mahsa Zhina Amini im Gewahrsam der Sittenwächter begannen.

Grünes Armband

Die Forderung einiger Mullahs, Karimis Besitztümer im Iran einzuziehen, soll er mit einem "Mir scheißegal" quittiert haben. Nichts könne die Schande abwaschen, die durch den Tod Aminis übers Land gebracht wurde. Schon wird Karimis Verhaftung gefordert. Weitere, auch aktive Fußballer folgen jedoch seinem Beispiel und solidarisieren sich.

Karimi selbst hatte seine Einstellung auch anlässlich des Spiels öffentlich gemacht, in dem der Iran an der Qualifikation für die WM 2009 gescheitert war. Der Regisseur war einer der sechs Internationalen, die bei Anpfiff der Partie in Seoul gegen Südkorea (1:1) grüne Armbänder trugen. Das wurde als Unterstützung für den iranischen Oppositionsführer Hossein Mussawi gefeiert, der gerade unter dubiosen Umständen die Präsidentschaftswahlen verloren hatte.

Deutscher Meister

Karimis Karriere, der 2004 zu Asiens Fußballer des Jahres gewählt worden war, neigte sich da schon dem Ende zu. Den Höhepunkt hatte sie in München erlebt, 2006 gewann er mit den Bayern die Meisterschaft und den Cup. Im Jahr darauf lehnte Karimi ein Angebot von Red Bull Salzburg ab. 2014 trat der einstige Superstar des iranischen Rekordmeisters Persepolis Teheran, der in 129 Spielen für sein Land 38-mal getroffen hatte, zurück.

Karimi versuchte sich als Trainer, kandidierte erfolglos für das Präsidentenamt im Fußballverband und wirkte zuletzt als Experte im iranischen Fernsehen. Nur das kann ihm leicht abgedreht werden. (Sigi Lützow, 8.10.2022)