Schiebt die Verantwortung auf die Personenschützer ab: Kanzler Karl Nehammer (ÖVP).

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Die beiden ehemaligen Personenschützer des Kanzlers, die heuer betrunken einen Umfall gebaut hatten, sind nicht mehr länger bei der Cobra. Und das mit gutem Grund: Wie Karl Nehammer in der Ö3-Radiosendung Frühstück bei mir richtig gesagt hat, müsse es für die beiden Beamten Konsequenzen geben, weil "die wissen müssen, was sie tun". Das seien "keine Jugendlichen, sondern Anti-Terrorspezialisten".

Doch Nehammer macht es sich zu leicht, wenn er die Schuld in der Cobra-Affäre auf die Personenschützer abwälzt. Der Umtrunk fand nicht irgendwo statt, sondern auch in der Wohnung der Nehammers und nicht mit irgendwem, sondern mit der Kanzlergattin. Die wollte bloß "was Nettes machen", sagt Nehammer so dahin, weil einer der Beamten Geburtstag hatte.

Fragwürdig ist auch, wie die Familie mit der Affäre umgeht. Zunächst war für den Kanzler alles nichts als die "Unwahrheit", was in dem anonymen Brief stand, der die Causa ins Rollen brachte. Dann war doch mehr wahr als gedacht. Mittlerweile wird gegen eine "namentlich bekannte Person" ermittelt. Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass Nehammer bei der Cobra interveniert haben könnte, um den Vorfall zu vertuschen – was er zurückweist.

Mit zwei Bauernopfern ist die Affäre jedenfalls nicht erledigt. Auch die Kanzlerfamilie trägt dabei eine Verantwortung. Das sollte sie sich endlich eingestehen. (Jan Michael Marchart, 4.7.2022)