Caroline Peters im spacig grün-grafischen Kleid. Ist das Ironie?

Foto: Frank Dehner

Was dabei herauskommt, wenn jemand, der viel Halbwissen und noch mehr Vorbehalte gegen künstliche Intelligenz (KI) hat, ein Stück dar über macht, kann man im Theater Nestroyhof sehen. Burgtheater-Star Caroline Peters hat sich einige Medienkünstler geschnappt, um die Erfahrung der Pandemie zu verarbeiten. Sie lehnt sich an die SF-Kurzgeschichte The Machine Stops des britischen Autors E. M. Forster von 1909 an, in der Menschen voneinander isoliert unterirdisch hausen. Ihre Bedürfnisse werden von einer Maschine gestillt, kommuniziert wird per Videochat.

Visionär für die damalige Zeit, ist das eine bedrückende Erinnerung für uns. Und Peters. 70 Minuten lang dauert ihr Solo Die Maschine steht nicht still im Rahmen der Festwochen. Eingesperrt zwischen zwei Ebenen von Videoanimationen im Look der digitalen Frühzeit, plagt die Hauptfigur eine paranoide Angst vor der Außenwelt. Vor einiger Zeit hat sie beschlossen, nicht mehr rauszugehen. Wichtigste "Bezugsperson" für sie ist seither eine KI. Wie funktioniert Rausgehen überhaupt? Gibt es unten eine Haustür? Wie macht man das mit der Straße? Sie ist bass verwundert, als ihr Körper alle auf dem Gehsteig nötigen Bewegungsmanöver später wie aus dem Effeff beherrscht. Oh, eine Ameise!

Wein mit antiker Molekülstruktur

Wozu aber rausgehen? Aus Frustration ob einer nervigen Tischgesellschaft, die sie sich virtuell ins Haus geholt hat. Die Gäste bringen digitale Blumenarrangements mit und digitalen Wein mit der Molekülstruktur jenes im antiken Rom. Vorträge zum Lob von Erfahrungen aus zweiter Hand werden geschwungen. Alpenluft kann man sich mit dem neuen Update noch frischer einspielen lassen, Liebesakte simulieren die Isolierten in Computerspielen.

Das Stück macht sich lustig, was legitim ist. Nervig ist die Ignoranz und Einseitigkeit. Das spacig grüne Kostüm mit grafischem schwarzem Muster sieht aus, wie man sich in den 80ern Zukunft vorgestellt hat. Ist es wie die Animationseffekte wenigstens ironisch gemeint? Man kann den Abend auslassen. (Michael Wurmitzer, 4.6.2022)