Russlands Präsident Wladimir Putin ehrte im vergangenen Sommer Andrej Granitschka, der bei den Paralympics in Tokio Gold im Schwimmen gewann.

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Die Paralympischen Spiele in China finden nun doch ohne Athleten aus Russland und Belarus statt. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) ruderte keine 24 Stunden nach seiner Entscheidung, russische Sportler unter neutraler Flagge starten zu lassen, wieder zurück. Mittlerweile sind sich fast alle großen Sportverbände einig: Mit Vertreten eines kriegführenden Landes kann es keinen gemeinsamen Sport geben, während in der Ukraine Menschen getötet werden und ein Land besetzt wird.

Aggressoren sind die russischen Para-Athleten in diesem Konflikt nicht, wie das IPC betont. Aber sie sind, ob sie es wollen oder nicht, Teil eines Machtvehikels von Wladimir Putin, der den Sport benutzt, um sein Land und sich auf die Bühne zu stellen und seine politische Agenda voranzutreiben.

Kritiker der Sanktionen sehen ein Berufsverbot für russische Profisportler und Künstler. Sorgen machen muss man sich um Athleten oder Opernsänger aber wohl weniger als um einfache Angestellte, die ihre Jobs bei russischen Banken oder Fluglinien verlieren, sagt der Politologe Peter Filzmaier im Gespräch mit dem STANDARD. Auch die Verkäuferin aus St. Petersburg ist nicht am Überfall auf die Ukraine beteiligt und bekommt nun kaum noch Rubel am Bankschalter ausgezahlt.

Dass Russland nicht sofort von den Spielen ausgeschlossen wurde, bleibt eine verstörende Erinnerung. 2016 reichten dem Paralympischen Komitee noch systematische Dopingexzesse, um Russland von den Paralympics in Rio de Janeiro zu verbannen.

Man könnte meinen, dass selbst Sportler, die Putin offen kritisieren, in diesen dramatischen Tagen ein Pech haben. Aber was bedeutet das überhaupt angesichts von Millionen ukrainischen Frauen, Kindern und Männern, die vom Tod bedroht sind?

Ein Leitgedanke der Paralympics hätte beinahe zynischer nicht sein können, traten die Spiele doch auch an, um Kriegsversehrten einen Weg in ein neues Leben zu ebnen. Man hätte den größten Kriegstreiber zur Leistungsschau gebeten. (Florian Vetter, 3.3.2022)