Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal.

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Im Jänner 2020 trat die zivilgesellschaftliche Initiative "HGM neu denken" auf den Plan, um das wegen seiner inhaltlichen und organisatorischen Aufstellung in die Kritik geratene Heeresgeschichtliche Museum in Wien impulsgebend auf seinem Reformweg zu begleiten. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der Kulturwissenschafterin Elena Messner und dem Politologen Peter Pirker. Sie veranstalteten nun bereits zum zweiten Mal ein zweitägiges wissenschaftliches Symposium, bei dem zahlreiche Historiker, Politologen und Museologen zu Wort kamen, um ihre Vorstellung von einem zeitgemäßen militärhistorischen Museum zu erörtern.

Einig waren sich alle Diskutanten darin, dass das HGM eine echte, grundlegende Reform auf allen Ebenen brauche, die mehr auf eine Neugründung hinauslaufe als auf ein bisschen Kosmetik. Die Historikerin Heidemarie Uhl, jüngst Herausgeberin eines großen Bands zum Heldendenkmal im Wiener Burgtor, glaubt, dass das Bundesheer in seiner Haltung zur eigenen Geschichte "bereits viel weiter und reflektierter ist als dieses Museum". Was es brauche, sei eine "erweiterte Militärgeschichte", in der sozial-, politik- und kulturhistorische Aspekte des Krieges und Soldatentums mit aufgenommen werden.

Mehr Freiheiten fürs HGM

Museumsbund-Chef Wolfgang Muchitsch, der dem sich formierenden neuen wissenschaftlichen Beirat des HGM vorsitzen wird und eine Evaluierungskommission leitete, gab einen Einblick in die Reformbemühungen der Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Er habe den Eindruck, dass die Ministerin – obwohl einige in der ÖVP am HGM nichts ändern wollen – "mit Ernsthaftigkeit" an die Sache herangehe.

Tanner strebe an, dass das HGM zwar beim Verteidigungsressort bleibt, aber mehr Freiheiten bekommt, also weisungsungebunden entscheiden können soll und mehr wissenschaftliche Expertise und Interdisziplinarität Einzug halten sollen. Die Neuausschreibung für die Leitung des Hauses werde vom Muchitsch-Beirat mitformuliert sowie begleitet und soll kompetitiv offen erfolgen – ein großer Schritt, denn bisher wurde Personelles intransparent ressortintern abgewickelt.

Laut Muchitsch sollen sich Kandidaten mit Konzepten für eine Neuaufstellung bewerben. Auf Basis dessen werde dann, so hofft er, weiterdiskutiert, ein Team gefunden und ausreichend Budget aufgestellt. (Stefan Weiss, 25.5.2021)