Komplizierter als gedacht: Time-out-Gruppen gibt es mangels pädagogischen Konzeptes vorerst nicht.

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Es war – von der Aktualität getrieben – eines der letzten großen Reformvorhaben des ehemaligen Bildungsministers. In einem Video aus dem Klassenzimmer einer Wiener HTL waren aggressive Schüler und ein überforderter Lehrer zu sehen. Heinz Faßmann kündigte für das kommende Schuljahr umgehend sogenannte Time-out-Gruppen für auffällige Schülerinnen und Schüler an. Ein Vorhaben, an dem auch Amtsnachfolgerin Iris Rauskala festhalten wollte.

Neuer Termin

Im Herbst sollte es mit ersten Pilotversuchen losgehen. Daraus wird jetzt nichts, heißt es auf Nachfrage des STANDARD im Ministerium – jedenfalls nicht so schnell. Begründet wird die Verschiebung damit, dass die Erarbeitung des pädagogischen Konzepts länger brauche als angenommen. Anvisierter neuer Termin: Jänner 2020. Offen bleibt auch, ob wie angekündigt mit zehn Versuchsgruppen begonnen wird. Ob das Projekt Time-out-Gruppen überhaupt zustande kommt, hängt aber auch vom Ausgang der Nationalratswahl im September ab und welche Partei dann den Ministerposten besetzt.

Fix ist jedenfalls: An den pädagogischen Hochschulen soll es ab Herbst eine Ausbildung zum "Streitschlichter" geben. Auch eine andere Ausbildung startet: jene für Pädagoginnen und Pädagogen, die künftig Ethik an den Schulen unterrichten sollen.

Auch für die Kinder gibt es im kommenden Schuljahr einige Neuerungen, darunter die Rückkehr zu Ziffernnoten und Klassenwiederholungen ab der zweiten Volksschulklasse. Die einheitlichen Herbstferien wurden zwar beschlossen, erstmals zur Anwendung gelangt die Neuregelung aber erst 2020.

Neues Mascherl

Für schulisches Unterstützungspersonal gibt es jetzt doch Geld. Nachdem ÖVP und FPÖ noch in Regierungsverantwortung den "Integrationstopf" auslaufen lassen haben, wird ein Teil der benötigten Mittel jetzt woanders abgezwackt. Die Lösung liegt im sogenannten "Bildungsinvestitionsgesetz", das ursprünglich für den Ausbau der Ganztagsschulplätze reserviert war.

Künftig (von 2020 bis 2022) dürfen Bundesländer fünf Prozent jener Mittel, die nicht für den Schulausbau genutzt wurden, anderweitig verwenden: etwa für Schulsozialarbeiter. Der Haken: Die Hälfte der Personalkosten müssen auch hier die Länder selbst stemmen. Da Wien als einziges Bundesland bisher alle Mittel ausgeschöpft hat, gibt es hier eine Sonderlösung. Die Kosten in Höhe von vier Millionen Euro jährlich werden zwischen Bund und Land geteilt. Das bisher bei der Stadt angesiedelte Personal wird im Gegenzug in einen Verein des Bundes überführt.

Die von Türkis-Blau installierten Deutschförderklassen gehen ab Herbst ins zweite Jahr – und zwar trotz neuer Allianzen, jedenfalls was die Pflichtschullehrergewerkschaft anlangt. Dort wird neuerdings die Kritik der Roten an den türkis-blauen Schulreformen auch von den konservativen Personalvertretern geteilt. (Peter Mayr, Karin Riss, 27.6.2019)