Der "Kurier" könnte "Profil" ein weiteres Mal kaufen. Die Gespräche sollen weit gediehen sein, aber nicht fix. Derzeit gehört die "Profil"-Redaktionsgesellschaft dem "Kurier", das Magazin und all seine Verlagsaktivitäten aber der VGN (News-Gruppe) von Horst Pirker (Bild).

Foto: Profil Kurier Cremer Montage: Seywald, Beigelbeck

Es geht um das politische Wochenmagazin des Landes (der zumindest ebenso aufdeckfreudige Falter ist eine Wochenzeitung). Es geht um die noch immer klingendste Medienmarke in diesem Genre in Österreich. Und um einige Millionen Euro.

Profil könnte einen neuen Eigentümer bekommen, eigentlich seinen alten: Die Tageszeitung Kurier könnte noch einmal das "unabhängige Nachrichtenmagazin" übernehmen. In den 1970ern kaufte der Kurier die Zeitschrift von Gründer Oscar Bronner (der 1988 den STANDARD gründete).

Nach STANDARD-Infos sind die Profil-Gespräche zwischen dem Mehrheitseigentümer der News-Gruppe, Verleger Horst Pirker, und der Kurier-Führung um Geschäftsführer Thomas Kralinger recht weit gediehen. Bestätigen oder auch nur kommentieren mag das derzeit keine der beiden Seiten.

Kein Rechtsmittel

Ein mögliches Indiz für diesen nächsten Schritt: Bis vorigen Donnerstag hätte der Kurier gegen eine von zwei parallelen Entscheidungen des Oberlandesgerichts Wien vorgehen können. Der Kurier verzichtete darauf nach Auskunft eines Sprechers des Oberlandesgerichts, obwohl es immerhin um seine Anteile am größten Magazinkonzern des Landes ging.

Die schon zweite Instanz entschied: Der Kurier hat seine 25,3 Prozent an der VGN verloren; Horst Pirker und die Minderheitsgesellschafter Familie Fellner (Mediengruppe Österreich) haben zu Recht eine Option auf diese Anteile des Kurier gezogen. Sehr günstig zudem: Der Preis für die Anteile bemaß sich an den Ergebnissen der News-Gruppe in den Jahren zuvor – und im relevanten Zeitraum schrieb die Magazingruppe Verluste.

Die Option stammt von 2001 – vereinbart mit der sogenannten Formil-Fusion: Nach Jahren des millionenteuren Konkurrenzkampfs zwischen der News-Gruppe und der Kurier-Magazingruppe um Profil und des Wirtschaftsmagazins Trend schlossen sich damals die beiden Magazinmarktbeherrscher zusammen. Vom Kartellgericht gegen rechtliche Regeln und mit politischem Rückenwind durchgewunken, aber mit einigen Bedingungen.

Redaktion hüben, Magazin drüben

Eine dieser Auflagen des Kartellgerichts 2001: Der Kurier konnte zwar Profil in die News-Gruppe einbringen, obwohl dort die einzigen Konkurrenten News und Format erschienen. Aber: Die Redaktionsgesellschaft von Profil musste in Kurier-Besitz bleiben. Dort ist sie noch heute. Der Kurier bestimmt insbesondere Herausgeber und Chefredakteur von Profil.

Der Umstand könnte Pirker den Abschied erleichtern. Bei inhaltlichen Strategien hat die News-Gruppe wenig mitzureden, wenn Profil-Redaktion und Kurier nicht mitziehen. Auch wenn die Magazingruppe 2001 alle wirtschaftlichen Aufgaben von Profil übernommen hat. Solange die VGN der Verlag von Profil ist, bedeutete etwa auch ein neues Medium für dieselbe Zielgruppe interne Kollateralschäden.

Plan B: Profil

Der Kurier versucht schon seit 2016, Profil zurückzuholen. Damals verkaufte der deutsche VGN-Mehrheitseigentümer Bertelsmann seine Anteile Horst Pirker, damals VGN-Geschäftsführer. Schon den Deal bekämpfte der Kurier, bisher ohne erkennbaren Erfolg. Plan B des Kurier: Profil als Entschädigung.

Aber nicht umsonst legte sich Pirker 2016 quer: Die Gesellschafter hätten über die Jahre alle Gewinne der News-Gruppe entnommen, argumentierte er. Nun müssten sie nötiges Kapital nachschießen. Bertelsmann ließ noch 17 Millionen Euro*, teils in Form von Krediten, zum Abschied in Wien. Der Kurier weigerte sich, die geforderten rund sechs Millionen nachzuschießen. Pirker und Fellners zogen daraufhin Anfang 2018 die Option auf die Kurier-Anteile an der VGN.

"Addendum"-Gespräche

Für sechs Millionen Euro könnte Pirker nun Profil dem Kurier verkaufen. Wenn ihn nicht die jüngsten Entscheidungen des Oberlandesgerichts Wien zu seinen Gunsten davon abbringen. Diesen Donnerstag läuft auch im zweiten Verfahren die Frist für einen – ohnehin rechtlich schwierigen – außerordentlichen Revisionsrekurs des Kurier an den Obersten Gerichtshof ab.

VGN-Chef Pirker sondiert auch anderswo: Bei einem Treffen mit Addendum-Chef Michael Fleischhacker soll es um Kooperationen mit dem Rechercheportal von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz gegangen sein. Ein Ohrenzeuge soll aber auch Profil als Gesprächsthema identifiziert haben.

Als Vorstandschef des Medienkonzerns Styria machte Pirker Fleischhacker einst zum Presse-Chefredakteur. Pirker war nach der Styria Geschäftsführer des Red Bull Media House.

Montag informierte Pirker intern, die VGN habe nach 2017 auch das Geschäftsjahr 2018 positiv abgeschlossen. (Harald Fidler, 30.1.2019)