FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und Rudi Anschober, der vielleicht prominenteste Grünenpolitiker, der noch aktiv ist: Sie diskutieren mit STANDARD-Wirtschaftsredakteur András Szigetvari.

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Asyl durch die Hintertür oder dringend benötigte Lehrlinge? FPÖ-Politiker Johann Gudenus im Live-Streitgespräch mit Grünen-Landesrat Rudi Anschober.
DER STANDARD

Einen harten Schlagabtausch haben sich FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und der Grünen-Integrationslandesrat aus Oberösterreich, Rudi Anschober, am Mittwochabend in der STANDARD-Live-Debatte rund um das Thema Migration und Arbeitsmarkt geliefert. Kleine Kostprobe: Die Grünen drückten bei dem Thema doch ständig bloß auf die "Tränendrüse", warf Gudenus Anschober vor. Die Replik des Grünen: Die FPÖ zerstöre bewusst erfolgreiche Beispiele von Integration, weil der Kampf gegen Einwanderer das einzige Thema sei, dass die Freiheitlichen beherrschten.

Im Zentrum der Debatte stand die Frage, wie es mit den rund 950 Asylwerbern weitergehen soll, die in Österreich aktuell eine Lehre absolvieren. Die meisten von ihnen stammen aus Afghanistan, vielen droht die Abschiebung in ihr Heimatland.

Anschober begrüßt deutsches Modell

Anschober engagiert sich seit Monaten in der Aktion "Lehre statt Abschiebung" für diese Gruppe. Am Mittwoch plädierte er dafür, eine praktikable Lösung für sie zu finden. Der Politiker brachte das deutsche Vorbild ins Spiel: In Deutschland dürfen Asylwerber-Lehrlinge während ihrer Ausbildung nicht abgeschoben werden; finden sie eine Stelle, verlängert sich die Schutzfrist um zwei Jahre. Auch er sei dafür, Einwanderungs- und Asylwesen zu trennen, sagte Anschober. Doch aktuell gebe es für Fachkräfte aus Drittländern fast keine Möglichkeit, nach Österreich zu kommen. Asylwerber heimzuschicken wäre schlecht für die Unternehmer und die Betroffenen.

FPÖ-Klubobmann Gudenus: Wenn es ein Bleiberecht für die Asylwerber-Lehrlinge gäbe, würde das bedeuten, dass de facto "Unternehmer dem Staat die Entscheidung abnehmen, ob jemand asylberechtigt ist oder nicht. Das werden wir als neue Bundesregierung ganz sicher nicht durchgehen lassen können." Im Gegenteil, man müsse künftig viel strikter zwischen Asyl und Zuwanderung unterscheiden. Ansonsten werde die alte "rot-grüne Magnetpolitik" weitergeführt, die dazu führe, dass immer mehr Einwanderer nach Österreich wollten.

Gudenus plädierte dafür, den Fachkräftemangel zu lösen, indem mehr für langfristige Bildung getan werde und mehr heimische Arbeitskräfte aktiviert würden. Auch die Möglichkeiten des Zuzugs für Fachkräfte gehörten reformiert – daran arbeite die Bundesregierung aber bereits. (András Szigetvari, 1.8.2018)