Wien – Am Montag hat ORF-Generaldirektor Wrabetz nach Infos des STANDARD die Organisationsanweisung, mit der er die TV-Information aufteilt und mit Channel-Managern für ORF 1 und ORF 2 die bisherige Fernsehdirektorin Kathrin Zechner zur Programmdirektorin macht, intern ausgegeben. DER STANDARD veröffentlichte vorigen Donnerstag eine mit 23. März datierte Version; diese Organisationsanweisung finden Sie hier im Wortlaut. Die jüngsten Entwicklungen zu Politik, Personal und ORF werden hier analysiert.

Die ORF-Betriebsräte lehnen die Umstrukturierung auch nach einer weiteren Aussprache mit Wrabetz ab. Sie sind zu solchen Strukturänderungen nur zu hören, können formal aber nichts dagegen unternehmen.

Ebenfalls per Organisationsanweisung hat Wrabetz eine Stabstelle für Public Affairs eingerichtet, die wie die Channel Manager nach bisherigen Infos noch diese Woche ausgeschrieben wird. Den Job soll nach Infos des STANDARD Christine Lackner übernehmen, bis 2016 Büroleiterin von Wrabetz' bürgerlichem Gegenkandidaten um den Job des ORF-Chefs, Richard Grasl. Auch eine Abteilung Human Resources soll es nach Infos aus dem ORF wieder geben – das ist aber offenbar nicht der/die Personalchefin (auch die Funktion ist derzeit wie viele Führungsjobs nicht besetzt).

Weiter Kritik an Wrabetz' Plan B für Küniglberg

Vergangene Woche wurde wie berichtet vom ORF-Stiftungsrat Wrabetz Plan B für den Küniglberg beschlossen. Das 303-Millionen-Bauprojekt umfasst Sanierung und Umbau des ORF-Zentrums, Ö3, Ö1 und FM4 ziehen auf den Küniglberg.

Kritik kam auch am Montag weiter von Betriebsräten. Der Radiobetriebsrat kritisiert die Pläne für die Umsetzung. So sei "vollkommen unklar", wie genau die Arbeitsplätze der Hörfunkmitarbeiter am gemeinsamen ORF-Standort aussehen würden, "auch wenn es dazu schicke Pläne des beauftragten Architektenteams Riepl-Bammer-Kaufmann gibt".

Konkrete Informationen seien dürftig, der Betriebsrat befürchtet, "dass es keine durchdachten Ideen gibt". Ein "massives Problem" sehen die Betriebsräte "auf jeden Fall jetzt schon" in der "Frage der Mobilität, der Erreichbarkeit der neuen Arbeitsplätze": Es gebe kein Verkehrskonzept: "Also wie sollen in Zukunft zusätzlich über 700 MitarbeiterInnen anreisen? Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln geht das zurzeit mehr schlecht als recht, mit dem Fahrrad ist es für viele zu weit am Stadtrand und für die AutofahrerInnen wird es nicht genug Parkplätze geben."

Und weiter: "Ob die Entscheidung für den gemeinsamen Standort in Zeiten von Gebührendiskussion und politischem Druck auch finanziell ein kluger Schritt ist, wird die Zukunft weisen. Und auch wie es mit dem Funkhaus weiter geht, wird erst die Zukunft zeigen."

Moser: "Schlacht, aber nicht Krieg verloren"

Zentralbetriebsratchef Gerhard Moser zitiert im Mail an die Belegschaft Charles de Gaulles: "Wir haben eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg." Der Widerstandsgeist lebe weiter, schreibt Moser: "Mit all seinen klugen und aufregenden Aktionen und Interventionen, mit seiner Kreativität und vor allem Solidarität, wie ich sie im Unternehmen bislang noch nicht erlebt habe. Auch wenn sich der Auszug aus dem Funkhaus aus heutiger Sicht kaum verhindern lassen wird, auf uns warten gerade in diesen politisch grimmigen Zeiten eine Reihe weiterer Aufgaben: Der Kampf um die Unabhängigkeit des ORF und seiner Berichterstattung. Der Kampf um eine solide Finanzierung des Unternehmens, um so etwaige Auslagerungen verhindern und den vollen Programmauftrag erfüllen zu können. Weder die derzeitige Regierung noch die unmittelbare Konkurrenz, inklusive des print-Sektors, sind uns besonders wohlgesonnen. Daher wird es nicht zuletzt auf unsere Stimme, unseren Einfallsreichtum und unsere Widerstandskraft ankommen, um auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich zu haben, der seinen Namen auch verdient." (red, 26.3.2018)