Wien – Die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle ist im Jahr 2016 zwar leicht angestiegen, die Unfallquote der am Arbeitsplatz verunglückten Personen ist gemäß dem langfristigen Trend aber rückläufig. Das ging aus dem Tätigkeitsbericht der Arbeitsinspektion für die Jahre 2015 und 2016 hervor, der nun vom ehemaligen Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) dem Nationalrat vorgelegt wurde.

Im Jahr 2016 wurden insgesamt 87.449 Arbeitsunfälle verzeichnet, 60 davon endeten tödlich, war dazu am Mittwoch auf der Parlaments-Website zu lesen. Seit März 2017 gibt es eine Ombudsstelle der Arbeitsinspektion, "um Konflikte zwischen Unternehmen und Arbeitsinspektoren zu entschärfen".

115.000 Übertretungen

Laut dem Bericht besuchten die Arbeitsinspektoren im Jahr 2016 insgesamt 45.850 Arbeitsstätten sowie 14.337 Baustellen und auswärtige Arbeitsstellen und führten dabei 68.162 Kontrollen durch. Dabei wurden 114.765 Übertretungen verzeichnet – fast bei jeder zweiten Kontrolle (45,2 Prozent) kam es zu Beanstandungen. Die meisten Mängel gab es in den Bereichen Technik und Arbeitshygiene.

Die Zahl der Strafanzeigen bei den zuständigen Verwaltungsbehörden sank allerdings deutlich: Konkret ging sie von 2.058 Anzeigen im Jahr 2014 auf 1.606 im Jahr 2016 zurück. Letztlich mussten die Unternehmen 2,36 Millionen Euro bei 1.591 abgeschlossenen Verwaltungsstrafverfahren bezahlen.

Höheres Unfallrisiko bei Männern

Die leicht gestiegene Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle im Jahr 2016 – entgegen dem langjährigen Trend – gegenüber dem Jahr 2015 (von 86.607 auf 87.449) führte das Arbeitsinspektorat auf die steigende Zahl der Beschäftigten zurück. Die Unfallquote sank jedenfalls auch 2016, und zwar von 288 Unfällen pro 10.000 Versicherten auf 287. Dabei haben Männer nach wie vor ein deutlich höheres Unfallrisiko als Frauen (Männer: 65.540 Arbeitsunfälle 2016, Unfallquote 386; Frauen: 21.909 Arbeitsunfälle, Unfallquote 162).

60 Arbeitsunfälle endeten im Jahr 2016 tödlich, davon waren 58 der Verunglückten Männer und zwei Frauen. Dies ist der niedrigste Wert der vergangenen Jahre, 2012 waren es etwa noch 100 tödlich Verunglückte, 2015 starben 73 Personen bei Arbeitsunfällen. Im Zuge von Erhebungen wegen schwerer oder tödlicher Arbeitsunfälle erstattete die Arbeitsinspektion 201 Anzeigen an die Kriminalpolizei bzw. Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Vorliegens einer Straftat.

Mehr Unfälle in der Privatwirtschaft

Die Unfallrate im Bundesdienst liegt mit 260 Unfällen je 10.000 Versicherten etwas unter jener der Privatwirtschaft mit 287 Unfällen. Das Innenministerium und das Verteidigungsministerium stachen mit einer Unfallquote von 605 bzw. 375 allerdings deutlich hervor, was nicht nur mit dem höheren Gefährdungspotenzial durch Übungen und Einsätze zu tun habe, sondern laut Arbeitsinspektorat auch auf eine hohe Anzahl an Verletzungen bei im Dienst ausgeübtem Sport zurückzuführen sei. Zwei Polizisten wurden 2016 im Dienst tödlich verletzt, einer im Rahmen einer Unfallerhebung auf der Südautobahn, einer bei einem Schusswechsel nach einem Überfall.

Nicht von der allgemeinen Kontrollstatistik der Arbeitsinspektion umfasst sind Lenkerkontrollen. In diesem Bereich wurden 1.180 Überprüfungen durchgeführt. Die dabei festgestellten 6.899 Verstöße betrafen unter anderem zu lange Tageslenkzeiten, zu kurze Lenkpausen sowie Mängel bei Fahrtenbüchern und Kontrollgeräten. (APA, 24.1.2018)