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Aufnahme aus einem Foxconn-Werk: Der Zulieferer für Apple und andere Hersteller steht erneut wegen seinen Arbeitsbedingungen in der Kritik.

Foto: Reuters

Der taiwanische Apple-Zulieferer Foxconn steht erneut in der Kritik für seinen Umgang mit Mitarbeitern in der Fertigung von Apple-Produkten. Wie die Financial Times berichtet, soll das Unternehmen Schüler zu illegalen Überstunden eingeteilt haben. Sechs von ihnen berichteten der Zeitung ihre Erlebnisse.

Insgesamt 3.000 Schüler ihrer Bildungseinrichtung, alle im Alter von 17 bis 19 Jahren, waren im September ins lokale Foxconn-Werk entsandt worden. Offiziell handelte es sich um ein dreimonatiges Betriebspraktikum. Doch "die Arbeit hatte nichts mit unserer Ausbildung zu tun", erklärt etwa eine 18-jährige Schülerin, die nach eigenen Angaben tagtäglich bis zu 1.200 Kamera-Module für das iPhone X zusammensetzte.

Elfstündige Arbeitsschichten angeblich freiwillig

Foxconn, auch bekannt als Hon Hai Precision Industries, soll die Schüler regelmäßig zur Absolvierung von 11-Stunden-Schichten gezwungen haben. Grund dafür sollen ein durch Verzögerungen und die hohe Nachfrage entstandener Rückstand bei der Herstellung des neuen Spitzenhandys von Apple gewesen sein. Schüler dürfen laut chinesischem Arbeitsrecht maximal 40 Stunden pro Woche arbeiten, die Überstunden stellen also auch einen Gesetzesverstoß dar.

Apple erklärt, dass eine eigene Untersuchung auch ergeben hat, dass "Schüler in einer Zulieferfabrik in China" illegale Überstunden geleistet haben. Dies sei jedoch auf freiwilliger Basis passiert und entsprechend entlohnt worden. Dennoch hätte es nicht geschehen dürfen. Dies ist deckungsgleich mit dem Statement von Foxconn, wo man ebenfalls die Freiwilligkeit betont, aber auch einen Regelverstoß sieht.

Schüler widersprechen

Anders dargestellt wird die Situation von den Gesprächspartnern der Financial Times. Diese sprechen erzwungener Mehrarbeit. Hätte man der Einteilung nicht Folge geleistet, wäre der Abschluss des Schuljahres infrage gestanden.

Laut einem Langzeitmitarbeiter von Foxconn stellt das Werk in Zhengzhou jedes Jahr zwischen August und Dezember Schüler an, um die Produktionskapazitäten für die Weihnachtssaison anzuheben. In dieser Zeit soll die Zahl der Mitarbeiter von normalerweise 100.000 auf teilweise über 300.000 Fabrikarbeiter ansteigen.

Die Lokalregierung in der Provinz Henan pflegt Richtlinien, die es Firmen wie Foxconn ermöglichen, relativ flexibel Schüler aus der Region temporär anzustellen. So soll auch das Bildungsministerium in einer Aussendung an diverse Schulen empfohlen haben, für Betriebspraktika mit Foxconn zusammen zu arbeiten. Derartiges politisches Entgegenkommen dient auch dazu, Fertigungsbetriebe zu halten und nicht an andere Regionen oder an das Ausland zu verlieren.

Bedingungen bei Foxconn verbessert

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Kritik an den Arbeitsbedingungen in der Fertigung von Elektronikprodukten in China. 2010 kam Foxconn aufgrund einer Selbstmord-Serie unter seinen Mitarbeitern weltweit in die Schlagzeilen.

Laut verschiedenen NGOs haben sich die Arbeitsbedingungen seither jedoch verbessert, berichtete der Deutschlandfunk im September. Nach westlichen Standards seien sie aber immer noch schlecht und nach wie vor hätten die Arbeiter keine Möglichkeit, sich selbst zu organisieren. Foxconn produziert nicht nur für Apple, sondern ist auch für Sony, Microsoft, Samsung und andere namhafte Hersteller tätig. (red, 22.11.2017)