Unfreundlichkeiten, um nicht zu viel Gefühl für eine schwarz-blaue Partnerschaft aufkommen zu lassen: Strache und Kurz.

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Wien – 100 Stunden vor Beginn des Wahltags haben sich ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache im ORF-Studio zusammengesetzt, um in der vorletzten Konfrontation darzustellen, dass jeder von ihnen der bessere Nachfolger von Kanzler Christian Kern wäre, mit dem Kurz am Mittwochabend das letzte Duell bestreiten wird.

Kurz: "Strache war oft früh dran, Probleme aufzuzeigen."
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Kurz begann freundlich mit dem Hinweis, dass er nie mit einem der Parteichefs der anderen Parteien Probleme gehabt habe – er habe ja immer Sachpolitik gemacht. Strache warf ihm umgehend Versagen in dieser Sachpolitik – speziell wenn es um Migration geht – vor. Und dass hinter ihm immer noch dieselbe ÖVP stehe: Diese sei von Georg Muzicant gesponsert, der in Geschäftsverbindung mit der Familie des Kanzlers stehe.

Verschwörungstheorie Straches

"Abstruse Verschwörungstheorie", kontert Kurz – Muzicant unter den Spendern "herauszugreifen, weil er einen jüdischen Background hat", halte er für unredlich.

Strache kritisiert Spenden an ÖVP.
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Muzicant wolle "echte Veränderung" und nicht am 16. Oktober mit Rot-Blau aufwachen, sagte Kurz und kam dann darauf zu sprechen, dass er gegen die Sozialdemokratie seine Politik durchgesetzt habe: "Wenn Sie einmal in Regierungsverantwortung sein sollten, werden Sie lernen, dass man da Geduld haben muss."

Strache: "Völliges rot-schwarzes Versagen von Grenzsicherung 2015 bis heute."
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Die ständigen Unterbrechungen durch Strache schob Kurz auf die Tatsache, dass sich der FPÖ-Chef wohl fürchte, nicht genügend Stimmen zu bekommen. Strache wiederum erklärte, dass man die Schließung der Balkanroute weniger Kurz als dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán zu verdanken hätte.

Streitpunkt Europapolitik

Kurz legte seine Absicht dar, während des Ratsvorsitzes im kommenden Jahr die EU zu einer neuen Stärke zu führen. Strache sagte darauf: "Da bin ich bei Ihnen" – und versicherte, Europa im Herzen zu haben. Über Ceta und TTIP müsse es aber eine Volksabstimmung geben, sagte Strache, um sich von Kurz belehren lassen zu müssen, dass Ceta ja in Kraft sei und dass TTIP de facto tot ist.

Strache: "Kurz hat als Integrationsminister versagt."
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Strache solle "seine Partner in Brüssel" überdenken – solange er mit AfD und Le Pen zusammenarbeite, gebe es keine Möglichkeit, in Europa zusammenzuarbeiten.

Sodann gerieten sich die beiden Diskutanten so sehr in die Haare, dass Moderator Tarek Leitner sie auffordern musste, Diskussionen über die Vergangenheit auf eine private Runde zu vertagen.

Kurz: "Müssen gegen Missbrauch im Sozialsystem vorgehen."
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FPÖ gegen Richtlinienkompetenz

Dann fragte Leitner, was Strache von der von Kurz angestrebten Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers halte. Dieser griff den Ball auf und warf Kurz umgehend vor, dass er sich zu wenig Autorität zutraue, mit guten Ideen eine Regierung zu führen. Kurz sagte, er hoffe zwar auf viel Unterstützung der Österreicher und Österreicherinnen bei der Wahl, gehe aber davon aus, dass Rot und Blau sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Regierung zusammenfinden würden, falls die Volkspartei nicht eindeutig auf dem ersten Platz lande. Dazu hielt er ein Taferl hoch, auf dem ein Strache-Zitat zur vorbildlichen Zusammenarbeit von SPÖ und FPÖ im Burgenland zu lesen war.

Kurz: "Rot und Blau könnten versuchen, eine Koalition zu bilden."
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Strache, dem das Argument aus früheren Konfrontationen bekannt war, konterte mit der Feststellung: "Rot-Blau ist auszuschließen", weil es einen entsprechenden SPÖ-Beschluss gebe. (Conrad Seidl, 10.10.2017)