Die Jobsuche passiert in Österreich zu einem großen Teil online – aber auch über Freunde, Bekannte und Verwandte wird gesucht. Was den Bewerbern wichtig ist, variiert nach Altersgruppe – allgemein liegen aber softe Faktoren wie das Arbeitsklima und der Umgang unter Kollegen ganz vorne.

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Es sind Einblicke in das Unternehmen, die man in einer klassischen Stellenanzeige nicht unbedingt findet: Der Umgang unter Kollegen und die Arbeitsatmosphäre ganz allgemein wurden in einer aktuellen Studie, die vom Karriereportal Xing in Auftrag und von Marketagent.com durchgeführt wurde, von der Mehrheit der Befragten als sehr wesentlich genannt. Basis für die Umfrage waren 500 Personen zwischen 18 und 65 Jahren – vertreten waren Angestellte, Beamte, Arbeiter und arbeitslose Personen. Neben den beiden soften Faktoren folgt an dritter Stelle das Gehalt.

Gefragt: Der Blick hinter die Kulissen

"Jobsuchende wünschen Einblicke in die Unternehmen, bereits bevor sie sich bewerben. Um die besten Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen, ist es daher entscheidend, schon im Vorfeld Blicke hinter die Kulissen zu ermöglichen. Wir sehen das auch bei der hohen Akzeptanz der Bewertungsplattform Kununu, die zu Xing gehört", ist die wenig überraschende Schlussfolgerung von Jutta Perfahl-Strilka, die bei Xing für den Bereich "New Business Sales" in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich ist.

Welche Kriterien bei der Jobsuche besonders interessieren, variiere je nach Lebensphase beträchtlich. Für die Generation der Millennials (bei dieser Umfrage zwischen 18 und 29 Jahren definiert) spielt das Gehalt eine geringere Rolle als bei den Älteren (47 Prozent bewerten den Faktor mit "sehr wesentlich"). Hierfür interessieren sich besonders die 30- bis 39-Jährigen (60 Prozent bewerten den Faktor mit "sehr wesentlich").

Die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sind dagegen den Millennials wichtiger als den anderen Generationen (43 Prozent versus weniger als 30 Prozent in den anderen Alterskategorien). In der ältesten Gruppe, der Generation 50 plus, zählt vor allem die gute Arbeitsatmosphäre, aber auch bei der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit sind die Zustimmungswerte höher als bei den jüngeren Befragten – 57 Prozent betrachten dies als "sehr wesentlich", bei den anderen Altersgruppen sind es etwa zehn Prozentpunkte weniger. Und auch auf das Thema Hierarchiestruktur und Führungsstil im Unternehmen legen die über 50-Jährigen mehr Wert.

Gehalt: Transparenz wird geschätzt

Beim Thema Gehalt wurde in der Umfrage noch genauer nachgehakt: Für drei Viertel aller Befragten ist die Angabe des Gehalts in einer Stellenanzeige ein hilfreicher Entscheidungspunkt bei der Jobsuche – Unternehmen sind dazu ja auch verpflichtet. Das Thema der Gehaltstransparenz sei vor allem für Millennials und Frauen sehr wichtig. "Wir sehen starke Änderungen in der Gesellschaft. Wurde früher kaum über das Gehalt gesprochen, fordern immer mehr Berufstätige Transparenz in Bezug auf Gehälter. Mit der Gehaltsangabe besteht die Möglichkeit für Unternehmen, einen Beitrag zu mehr Lohngerechtigkeit zu leisten", sagt Perfahl-Strilka.

Haben die Jobsuchenden ein interessantes Angebot gefunden, bewerben sie sich in Österreich immer noch recht klassisch – per Mail (zwei Drittel) beziehungsweise über online ausfüllbare Formulare. Besonders die ältere Generation stellt sich aber auch gerne persönlich in Unternehmen vor. Den Experten von Xing ist das etwas zu altmodisch: "Wir müssen uns hier jedoch die Frage stellen, wie zeitgemäß ein solcher Bewerbungsprozess noch ist. Vor allem wenn Unternehmen unter einem Fachkräftemangel leiden, ist es wichtig, den wenigen Kandidaten die Bewerbung so leicht und unkompliziert wie möglich zu gestalten. Das ist mit den Bewerbungsmanagementtools, mit denen viele Unternehmen aktuell arbeiten, nicht gegeben." Für eine erste Auswahlrunde könne beispielsweise auch ein Link zum Online-CV ausreichen.

Suche passiert klassisch

Grund für diesen Befund ist das Umfrageergebnis, wonach viele Österreicherinnen und Österreicher nicht nur suchen, sondern auch gefunden werden wollen. Etwas mehr als 60 Prozent wünschen sich, von Recruitern kontaktiert zu werden – bei den Millennials sind es sogar drei Viertel. "Wenn die Zahlen so deutlich sind, kann durchaus von einer Erwartungshaltung gesprochen werden", sagt die Xing-Managerin.

Wer dann doch bei der Suche bleibt, verlässt sich meist auf die klassischen Online-Stellenbörsen oder das private Netzwerk – Freunde, Familie, Arbeitskollegen. Auch das AMS wurde von etwa der Hälfte der Befragten als Jobquelle genannt. Für berufliche Social-Media-Plattformen wie Xing gibt es in Österreich hingegen noch Luft nach oben: Von den Millennials greift etwa ein Drittel darauf zurück, bei den älteren Gruppen sind es weniger. (Lara Hagen, 22.6.2017)