"Wo man singet, laß dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder."

– Johann Gottfried Seume

Foto: APA/AFP/SERGEI SUPINSKY

Wien – Martin Margulies, Abgeordneter der Wiener Grünen, kritisiert die Wiener Linien wegen der geplanten Liveauftritte von Musikern in U-Bahn-Stationen – ein Projekt von SPÖ-Stadträtin Ulli Sima. Margulies forderte am Freitag in einem offenen Brief ein fixes Gehalt für die Künstler, die künftig im Öffi-Netz für mehr Sicherheit sorgen sollen.

Das Schreiben, das Margulies auf Facebook und auf seinem Blog veröffentlichte, tituliert er als "große Bitte" an das Verkehrsunternehmen, wobei der Ton doch einigermaßen scharf anmutet. "Werft die von euch vorgeschlagenen Teilnahmebedingungen so schnell wie möglich in den nächsten Mistkübel und überlegt euch doch bitte, wie man diese an sich gute Idee auf sinnvolle Beine stellen kann", heißt es im Text. Denn: "Es ist nicht in Ordnung von KünstlerInnen zu erwarten, dass sie mehrmals pro Woche für je 1,5 Stunden live auftreten und ihnen dafür nichts zu bezahlen."

Laut Bewerbungsformular der Wiener Linien ist es den U-Bahn-Stars erlaubt, freiwillige Spenden entgegenzunehmen. Würde es den Wiener Linien nur darum gehen, Kunst und Kultur zu fördern, könnte man über Spenden reden, meint Margulies. Allerdings sei das Ziel der Öffi-Betriebe, die subjektive Sicherheit zu heben. "Damit handelt es sich auch nicht mehr um eine Förderung, sondern um einen Job", so der Grün-Mandatar. Eine Bezahlung sei dank des Fahrgastzuwachses durchaus drin: "So arm sind die Wiener Linien nicht."

Wiener Linien lehnen Forderung ab

Dort lehnte man die Forderung allerdings ab: "Unser Projekt bietet KünstlerInnen die Möglichkeit, sich einem Publikum zu präsentieren – aber es ist eben kein Job, es geht um Straßenmusik."

Man werde das in den Teilnahmebedingungen präzisieren, richtete das Unternehmen Margulies aus. Hinsichtlich der Auftrittszeiten gehe es nicht um die Verpflichtung zu spielen, sondern "eher um die Fairness, dass die knappen Plätze dann auch bespielt werden". Außerdem falle – im Gegensatz zu anderen Metropolen – für die Musikanten keine Gebühr für Auftritte an.

Öffi-Stadträtin Sima hat das Live-Musik-Projekt bei der roten Klubtagung im März vorgestellt. Die erste Bewerbungsphase läuft bis 28. Mai, ein einmonatiger Testballon startet am 6. Juli im Westbahnhof. (APA, 5.5.2017)