Jede Familie hat Geheimnisse: Edith Tudor-Hart wurde post mortem als Agentin enttarnt.

Foto: Familie Suschitzky

Edith Tudor-Hart kannte man bis 1990 vor allem als Fotografin, die mit einer Rolleiflex das Wien der Zwischenkriegszeit festhielt. 20 Jahre nach ihrem Tod erfuhren Familie und Öffentlichkeit, dass sie auch ganz anders in die Geschichte einging: Tudor-Hart war sowjetische Spionin und maßgeblich daran beteiligt, dass Russland nach dem Zweiten Weltkrieg in den Besitz der Atombombe kam.

Der Filmemacher Peter Stephan Jungk begibt sich Auf Ediths Spuren, um das Doppelleben seiner Großtante zu beleuchten. Wie Tagebucheinträge wirken so Sequenzen aus der Dokumentation. Jungk wühlt sich durch staubige Archive, reist bis nach Moskau und interviewt Exgeheimdienstmitarbeiter, Zeitzeugen und Verwandte. "Der Schlüssel zu allem findet sich in Ediths Fotografie", gibt ihm der Geheimdiensthistoriker Nigel West mit auf den Weg.

Als Fotografin setzte Edith Tudor-Hart ihre Kamera als Waffe gegen die soziale Ungerechtigkeit ein, als KGB-Agentin arbeitete sie nicht für Geld, sondern aus Überzeugung. Privat zerbrach sie an der psychischen Krankheit ihres Sohnes und der ständigen Angst vor einer Enttarnung.

Die Geschichte von Tudor-Harts ungewöhnlichem Doppelleben fesselt, und der Soundtrack verleiht beinahe Agententhrillerflair. Graue, schöne Animationen im Film-noir-Stil erwecken Tudor-Hart für 90 Minuten wieder zum Leben. (Eva Walisch, 30.3.2017)

Auf Ediths Spuren – Trailer
Stadtkino Filmverleih